Umweltverbände entsetzt: Für Windkraft soll Wald abgeholzt werden
Aktuell wird händeringend nach neuen Standorten für Windkraftanlagen gesucht. In Niedersachsen ist dabei der Wald in den Fokus geraten. In Zukunft sollen laut Kritikern selbst alte Laubwälder nicht mehr tabu sein. Die Umweltverbände BUND, NABU und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) laufen Sturm dagegen. Sie fordern einen weitgehenden Ausschluss von Windkraft im Wald. Torpediert der Klimaschutz den Naturschutz? Und wie positioniert sich Hamburg? Drehen in den Harburger Bergen auch bald die Rotoren?
Naturschützer fühlen sich von der Regierung hintergangen, da ihnen im Vorfeld zugesagt worden war, dass die Nutzung von Windenergie im Wald nur behutsam erfolgen würde. Um Vögel, Fledermäuse und die Natur an sich zu schützen. Mindestens Schutzgebiete, historisch alte Waldstandorte und andere ökologisch besonders wertvolle Waldflächen sollten von der Windenergie ausgeschlossen bleiben.
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Aktuell wird händeringend nach neuen Standorten für Windkraftanlagen gesucht. In Niedersachsen ist dabei der Wald in den Fokus geraten. In Zukunft sollen laut Kritikern selbst alte Laubwälder nicht mehr tabu sein. Die Umweltverbände BUND, NABU und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) laufen Sturm dagegen. Sie fordern einen weitgehenden Ausschluss von Windkraft im Wald. Torpediert der Klimaschutz den Naturschutz? Und wie positioniert sich Hamburg? Drehen in den Harburger Bergen auch bald die Rotoren?
Naturschützer fühlen sich von der Regierung hintergangen, da ihnen im Vorfeld zugesagt worden war, dass die Nutzung von Windenergie im Wald nur behutsam erfolgen würde. Um Vögel, Fledermäuse und die Natur an sich zu schützen. Mindestens Schutzgebiete, historisch alte Waldstandorte und andere ökologisch besonders wertvolle Waldflächen sollten von der Windenergie ausgeschlossen bleiben.
„Das Land hält sein Versprechen nicht“, sagt Dieter Pasternack, Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Die Landesregierung wolle plötzlich mehr als 50 Prozent aller niedersächsischen Wälder für Windkraftanlagen in Betracht ziehen. „Auch in Schutzgebieten von europaweiter Bedeutung wird Windkraft nicht mehr ausgeschlossen.“ Dabei verfüge Niedersachsen über deutlich weniger Wald als der Durchschnitt der Bundesländer.
Niedersachsen: Windräder im Wald bald erlaubt
In die gleiche Kerbe schlägt der BUND. Axel Ebeler, stellvertretender BUND-Vizechef: „Nach dem vorliegenden Entwurf würde sich der Schutz der Wälder und Waldböden durch den Bau von Windkraftanlagen erheblich verschlechtern.“
Dabei müssten die Wälder angesichts des Klimawandels besonders geschützt werden. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender: „Wälder wirken als wichtige Speicher für schädliche Treibhausgase und erfüllen zentrale Funktionen für die Grundwasserbildung, den Temperaturausgleich und als natürliche Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Durch den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen werden die Wälder zusätzlich destabilisiert.“
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) weist die Vorwürfe zurück. „Der Ausbau der Windenergie auch an Land ist essentiell, wenn wir unser Ziel einer CO2-freien Energieversorgung bis 2040 halten wollen. Daher geht es darum, die Landkreise zu unterstützen, mehr Flächen auszuweisen, um das Zwei-Prozent Ziel zu erreichen.“
Man habe dafür klare Kriterien und saubere Genehmigungsverfahren aufgestellt.
Umweltschutzverbände gegen Windräder im Wald
Und wie sieht es in Hamburg und Umgebung aus? Muss jetzt auch im Klövensteen, Sachsenwald oder in den Harburger Bergen mit Windrädern gerechnet werden? „Nein“, sagt Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde. „Im geltenden Hamburger Flächennutzungsplan sind Waldflächen für die Errichtung von Windenergieanlagen ausgeschlossen.“
Aktuell gibt es sechs Länder, die Windenergie-Nutzung auf Waldstandorten zulassen: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. In NRW und Thüringen sind zuletzt entsprechende Regelungen stark eingeschränkt worden.
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Dabei fordern Naturschützer, dass nicht in Waldflächen mit alten und artenreichen Laub- und Laubmischbeständen gebaut wird. Außerdem sollten möglichst Nutzwälder mit forstwirtschaftlicher Prägung herangezogen werden und auf kurze Zuwegungen zu den Anlagen geachtet werden. Waldreiche Länder sehen sich in der Notlage, gar nicht ausreichend Windkraft-Flächen anbieten zu können, wenn die Wälder ausgeschlossen werden.