Neue Unruhe beim HSV: Warum Präsident Jansen jetzt heftig in der Kritik steht
Einigermaßen ruhig war es um Marcell Jansen in den vergangenen Wochen und Monaten, nachdem er Anfang des Jahres auf der Mitgliederversammlung des HSV zwei Abwahlanträge überstanden hatte und es wenig später – mit Blick auf die Besetzung des Aufsichtsrates – auch einen Brandbrief gegen den Ex-Profi gegeben hatte. Ende Februar dann gab Jansen seinen Vorsitz im Aufsichtsrat an Michael Papenfuß ab, sogar zu einer Versöhnung mit Klaus-Michael Kühne, mit dem sich Jansen im Zuge des Wirkens von Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld überworfen hatte, soll es laut Darstellung des 38-Jährigen gekommen sein. Das ist die Kurzform. Der Präsident des HSV. e.V. hielt sich in der Öffentlichkeit seit dem Frühjahr dann weitgehend bedeckt – im Hintergrund rumorte es aber offenbar weiterhin. Und nun sollen Jansen wegen eines Schriftstücks sogar harte Konsequenzen drohen.
Wie das „Abendblatt“ berichtet, wird innerhalb des HSV über einen Misstrauensantrag gegen den Präsidenten nachgedacht. Dass dies überhaupt erst in Erwägung gezogen wird, soll mit einem Schriftstück zusammenhängen, mit deren Inhalten Jansen große Verärgerung in den Vereinsgremien ausgelöst haben soll. Mit diesem, offenbar von Jansen verfassten Strategiepapier wollte der Ex-Nationalspieler laut der Zeitung schon Ende August bei der HanseMerkur aufschlagen und dem Hauptsponsor seine persönlichen Visionen für die HSV-Zukunft vorstellen.
Misstrauensantrag gegen HSV-Präsident Marcell Jansen?
Hintergrund: Die Versicherungsgruppe HanseMerkur steht kurz davor, die Anteile an der HSV AG von Wüstefelds CaLeJo GmbH (5,07 Prozent) formell zu übernehmen. Und das sah Jansen vor einigen Wochen offenbar als Anlass dafür, dem neuen potenziellen Gesellschafter seine Vorstellungen und Ideen zu präsentieren. Demnach spricht sich der Präsident in dem Schriftstück unter anderem für eine neue Vorstandsstruktur mit einem möglichen dritten Vorstand neben Jonas Boldt und Eric Huwer aus, zudem soll es auch um die Besetzungen in Aufsichtsrat und Beirat des HSV gehen. Es sind Ansätze, denen Papenfuß und Bernd Wehmeyer nicht zustimmten. Vielmehr sollen Jansens e.V.-Präsidiumskollegen ihre Unterschrift verweigert haben. Und die Ideen sorgten für Wirbel im gesamten Verein.
Dem „Abendblatt“ zufolge ist nun auch der Beirat mächtig verärgert – weil Jansen demnach auch die sogenannte Geldgeberfunktion des Gremiums außer Kraft setzen möchte. Das wäre gleichbedeutend mit einem Verstoß gegen die Satzung des e.V. Und auch wenn Jansens Ideen bisher keine Unterstützung erfuhren und sie deshalb auch nicht vor einer Umsetzung stehen, sollen sie eben große Verstimmung auslösen. Die interne Hoffnung beim HSV sei zwar, dass sich Jansen beim Verfolgen seiner persönlichen Agenda bremst – dass es bald tatsächlich zu einem Misstrauensantrag gegen den Präsidenten kommt, wolle man im Verein allerdings mehrheitlich nicht ausschließen.
Umstrittenes Papier: Kritik an Jansen nimmt beim HSV zu
Das umstrittene Schriftstück beschäftigt den HSV jedenfalls. Schon bei einer Aufsichtsratssitzung am vergangenen Montag soll es erneut kritische Stimmen gegen Jansen gegeben haben, und auch bei einer Präsidiumssitzung Ende November soll es wieder thematisiert werden. Außerdem hätten drei Gremiumsmitglieder des e.V. dem Präsidenten kürzlich bereits nahegelegt, sich in der Öffentlichkeit nicht mehr zu Wort zu melden. Und auch künftig muss Jansen offenbar mit Widerstand rechnen: Laut dem Bericht sollen „mehrere Vereinsvertreter“ mit dem Gedanken spielen, auf der für den 14. Januar angedachten Mitgliederversammlung einen Wortbeitrag gegen Jansen zu eröffnen.
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Ob er ebendiese Versammlung formell genauso schadlos überstehen wird wie die von Anfang 2023, ist offen – und das gilt vorab auch für mögliche weitere Konsequenzen angesichts des umstrittenen Papiers. Im nicht nach seinem Gusto besetzten Aufsichtsrat soll Mitglied Jansen mittlerweile ohnehin nur noch wenig Einfluss haben, sein Verhältnis zu Vorstand Boldt gilt schon seit der Ära Wüstefeld als gestört und auch Kühne machte bisher nie ein Geheimnis aus seiner klaren Haltung contra Jansen. Einen Rücktritt soll der Präsident, wenngleich er innerhalb des HSV inzwischen als weitgehend isoliert gelte, laut dem Bericht allerdings weiterhin vehement ablehnen.