„Nochmal packen wir das nicht“: Darum droht Hamburger Kreativ-Gemeinschaft das Aus
Schon wieder muss die Kreativ-Gemeinschaft „Mundhalle“ um ihre Existenz fürchten! Erst vor neun Monaten sind die Künstlerinnen und Künstler aus dem Kreuzfahrt-Terminal Cruise Center Terminal an der Hübenerstraße (HafenCity) gezogen – und suchen jetzt mal wieder eine neue Bleibe.
Das Terminal war sowieso nur eine Übergangslösung – dass die „Mundhalle“ da nicht bleiben konnte, war schon im Voraus klar: Die Halle wird abgebaut, das Gelände bebaut. Die Gemeinschaft – bestehend aus 70 Akteur:innen aus 40 Gewerken – musste sich teilen und ist an zwei unterschiedliche Standorte auf dem Kleinen Grasbrook und nach Bramfeld gezogen: Die Stadt hatte diese beiden „Notlösungen“, wie die Kreativen die beiden Standorte bezeichnen, vermittelt.
„Mundhalle“ kann doch nicht im ehemaligen Coca-Cola-Areal in Bramfeld bleiben
Doch jetzt heißt es wieder: Die Kreativen müssen raus! Eigentlich war der „Mundhalle“ in Aussicht gestellt worden, dass sie in dem ehemaligen Coca-Cola-Areal an der Werner-Otto-Straße in Bramfeld drei Jahre lang bleiben kann. Doch daraus wird wohl nichts: Der „Mundhalle“ wurde gekündigt, sie muss das Gelände zum 29. Dezember verlassen, heißt es in einer Pressemitteilung der Genossenschaft.
Und auch in der Halle auf dem Kleinen Grasbrook können die Kulturschaffenden nicht bleiben – allerdings war das Grundstück am Kamerunweg von Anfang an nur eine kurzfristige Übergangslösung bis zum Jahreswechsel. Denn dauerhaft soll die „Mundhalle“ eine 5500 Quadratmeter große Fläche am Holzhafen in Moorfleet bekommen.
Über den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) wurde der „Mundhalle“ dort ein Gelände zugesichert. Es wurde bereits ein Nutzungskonzept entwickelt, Architekten sollten beauftragt werden. Doch es gibt einen Rechtsstreit und die Genossenschaft kann dort bislang nicht einziehen.
Nun fordert die „Mundhalle“ von der Finanz- und von der Kulturbehörde, dass sie auf dem Kleinen Grasbrook bleiben kann, bis die Fläche am Holzhafen bezugsbereit ist. Andernfalls drohe der Kreativ-Gemeinschaft das Ende, schreibt sie.
„Nochmal packen wir das nicht“: „Mundhalle“-Mitglieder empört
„Es scheint, als würde immer noch davon ausgegangen, dass es in der Natur von Kreativschaffenden liegt, sich gerne unentwegt in temporäre, unsichere, perspektivlose Arbeits- und Wirkstätten zu begeben“, sagt „Mundhallen“-Mitglied Alexandra Grieß. „Nur weil wir in der Lage sind, aus der Not heraus zu improvisieren, bedeutet das nicht, dass dies der Zustand ist, den wir brauchen, um unserer Arbeit nachgehen zu können.“
Auch Helene Kummer zeichnet ein düsteres Bild: „Der letzte Umzug war schon traumatisch, nochmal packen wir das nicht“, sagt die Medienkünstlerin.
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Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bezeichnete die „Mundhalle“ einmal als einen echten „Leuchtturm unter den Genossenschaften in unserer Stadt“. Dieser Leuchtturm droht nun zu erlöschen.