St. Pauli und das Problem mit Elon Musk – Göttlich hält Plädoyer an die Mitglieder
Der FC St. Pauli nutzt weiter X (vormals Twitter), will sich aber langsam von der umstrittenen Social-Media-Plattform von Elon Musk zurückziehen. Mit rund 80 Prozent der Stimmen beschlossen die Vereinsmitglieder am Donnerstag einen modifizierten Antrag, der verstärkte Aktivitäten auf der Alternativ-Plattform Blue Sky als Ziel ausgibt. Der ursprüngliche Antrag, sich spätestens zum Jahreswechsel von X zu verabschieden, war zuvor zurückgezogen worden. Bestehende Vertragsbindungen würden eine Umsetzung juristisch problematisch gestalten. St. Pauli steckt in der X-Klemme.
Mit klaren Mehrheiten stimmten die rund 750 Anwesenden dafür, konsequent gegen Antisemitismus vorzugehen, und lehnten eine Änderung der Dauerkarten-Warteliste für die kommende Saison ab. Ferner wurde Präsident Oke Göttlich auf den Weg gegeben, dass die Mitglieder „einer Beteiligung von Investoren an der DFL in der aktuell geplanten Form kritisch gegenüber” stünden. Am 11. Dezember berät die DFL, in der Göttlich Vizepräsident ist, erneut über ein Investoren-Modell.
St. Pauli: Göttlich mit der Idee einer Genossenschaft
Das wird es beim FC St. Pauli absehbar nicht geben. Stattdessen stellte Göttlich die Idee einer Genossenschaft vor, über die Großprojekte wie der Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums finanziert werden könnten. „Ich bin überzeugt, dass wir für den FC St. Pauli ein sehr passendes Format gemeinschaftlich entwickelt bekommen”, erklärte Göttlich.
Als Genossenschaft würde sich St. Pauli von der Mehrzahl der Profiklubs absetzen, die sich als AG, GmbH oder KGaA organisieren, um Kapital zu beschaffen. Dort heißt es: Wer zahlt, bestimmt – wenngleich die 50+1-Regel im deutschen Fußball extreme Auswüchse einschränkt.
Genossenschafts-Idee schon unter Rettig thematisiert
Die Genossenschafts-Idee wurde im Kiezklub 2018/19 vom damaligen Geschäftsführer Andreas Rettig eingeführt. Die Juristin Daniela Cario resümiert in ihrer Arbeit „Vom Sportverein zur Sport-eG” zum Thema: „Die Genossenschaft weist vereinsähnliche Strukturen auf und wird aufgrund des ihr immanenten Selbstverwaltungs- und Demokratieprinzips den Interessen der Mitglieder am ehesten gerecht.”
Eine Genossenschaft sei auch „interessant für Menschen, die einen anderen Fußball mit alternativen Finanzierungswegen unterstützen wollen”, warb Göttlich und betonte, dies sei kein Projekt, um angesichts der 4,9 Millionen Euro Jahresverlust Löcher zu stopfen.
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Gleichwohl könnte St. Paulis Engagement abseits des Rasens leiden. „Wir machen immer mehr Sachen: Nachhaltigkeit, Awareness, eigenes Merchandising …“, zählte Göttlich auf – und erklärte: „Es ist für den FC St. Pauli extrem wichtig, sich zu fokussieren. Kerngeschäft ist und bleibt der Profifußball. Alles andere wollen wir nicht vom Tisch wischen, aber wir müssen uns auf die wesentlichen Themen konzentrieren.”