Horst Hrubesch
  • Horst Hrubesch ist Interimstrainer der deutschen Frauen. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden.
  • Foto: imago/ActionPictures

Auch ein Weltmeister auf der Liste: Wer löst Hrubesch als Frauen-Coach ab?

Horst Hrubesch und das deutsche Frauen-Team stehen in der Olympia-Qualifikation vor einem entscheidenden Spiel. Die wegweisenden Personalfragen rund um die Auswahl laufen im Hintergrund.

Wenn es ganz schlecht läuft für die deutschen Fußballerinnen in den beiden bevorstehenden Nations-League-Spielen, dann beginnt nächste Woche schon wieder eine Trainerdebatte. Horst Hrubesch ist Chefcoach nur auf Zeit. Bei einer verpatzten Olympia-Qualifikation müsste der DFB viel früher als erhofft eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger suchen. Die große Frage stellt sich ohnehin: Soll es – wie bei dem HSV-Idol – jemand von außen sein? Einer aus dem Männerfußball? Oder wie bei Martina Voss-Tecklenburg und ihren Vorgängerinnen mal wieder jemand aus dem Frauenbereich?

Almuth Schult sieht keinen „großen Zeitdruck“ für den DFB

„Grundsätzlich sehe ich keine Schwierigkeiten, wenn ein Trainer geholt wird, der nicht aus dem Frauenbereich kommt. Man kann sich einarbeiten. Das wäre beispielsweise bei jemandem aus dem Ausland nicht anders“, sagte Almuth Schult. Die Olympiasiegerin von 2016 und langjährige Nationaltorhüterin ist seit der Geburt ihres dritten Kindes ohne Verein. Die Ex-Wolfsburgerin gehört aber immer noch dem Mannschaftsrat der DFB-Auswahl an.

Die 32-Jährige sieht den „ganz großen Zeitdruck“ für den DFB in der Trainerfrage nicht: „Wenn es mit der Olympia-Teilnahme nicht klappen sollte, steht das nächste Turnier ja erst in eineinhalb Jahren an.“ Das wäre die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz.

Nina Künzer arbeitete bis zuletzt als TV-Expertin für die ARD. imago/pmk
Nina Künzer an der Seitenlinie.
Nia Künzer arbeitete bis zuletzt als TV-Expertin für die ARD.

Dieser Tage will der DFB zunächst die Besetzung des neuen Sportdirektoren-Postens für die Frauen perfekt machen: Nia Künzer soll es nach übereinstimmenden Medienberichten werden. Die erste Hauptaufgabe der Ex-Weltmeisterin: kurz- oder mittelfristig einen Trainer oder eine Trainerin für die zuletzt so gebeutelten Vize-Europameisterinnen zu finden. Gehandelt werden Namen aus der Liga wie Tommy Stroot (Wolfsburg) und Stephan Lerch (Hoffenheim) sowie der frühere Meistercoach der Bayern-Frauen, Thomas Wörle, der inzwischen erfolgreich die Drittliga-Männer des SSV Ulm 1846 betreut.

Auch Weltmeister Miroslav Klose ist zurzeit ohne Job

Einer wie Christian Wück als Coach der U17 bei der WM empfiehlt sich derzeit beim DFB für höhere Aufgaben. Und die Liste der beschäftigungslosen Trainer mit Profi-Erfahrung ist lang und reicht von Weltmeister Miroslav Klose über Bruno Labbadia bis zu André Breitenreiter. „Was diese Mannschaft jetzt braucht, ist einfach eine Weiterentwicklung. Wir brauchen da einen unumstrittenen Fachmann oder eine Fachfrau“, mahnte DFB-Vizepräsidentin und Ex-Nationalspielerin Celia Sasic.

In der Vergangenheit hatte der Verband viele Jahre auf Trainerinnen gesetzt, die aus dem Frauenbereich kommen und wenig bis gar keine Erfahrung im Klub-Bereich hatten: Voss-Tecklenburg, Steffi Jones, Silvia Neid und Tina Theune. Aber ob es dem DFB nicht neue Impulse verleihen würde, wenn mal jemand aus dem Männerfußball die Verantwortung übernimmt? „Horst Hrubesch ist ja auch jemand, der von außen kam“, sagte Schult. Eine schnelle Einarbeitung ist bei einer Bundesliga mit nur zwölf Teams und wenigen Auswahlspielerinnen aus dem Ausland machbar. Und der Trainermarkt bei den Männern gibt alleine durch die vielen männlichen Absolventen der DFB-Akademie viel mehr her.

Unter Silvia Neid gewann die deutsche Elf u.a. 2016 Olympia Gold imago/Rene Schulz
Silvia Neid an der Seitenlinie der deutschen Nationalmannschaft der Frauen
Unter Silvia Neid gewann die deutsche Elf u.a. 2016 Olympia Gold

Angesichts der Krisensituation und der erstarkten internationalen Konkurrenz hat der DFB keine Zeit zu verlieren, um seine Frauen-Auswahl wieder in die Spur zu bringen. Nach dem WM-Debakel in Australien müssen die deutschen Spielerinnen gegen Dänemark an diesem Freitag (20.30 Uhr/ZDF) in Rostock mit mindestens zwei Toren Differenz gewinnen, um weiter eine realistische Chance auf den Gruppensieg und damit ein Olympia-Ticket zu haben. Falls es schiefgeht, könnte die Partie vier Tage später in Wales theoretisch schon die letzte von Hrubesch sein. Nur als Gruppenerste würden die DFB-Frauen Ende Februar im Finalturnier der Nations League um einen der zwei europäischen Plätze für Paris 2024 spielen.

Pünktlich zum Wochenende erhalten Sie von uns alle aktuellen News der Woche rund um den HSV kurz zusammengefasst – direkt per Mail in Ihr Postfach.

Mit meiner Anmeldung stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Hrubesch war nach der Krankmeldung der damaligen Bundestrainerin Voss-Tecklenburg, deren Vertrag beim DFB nach einer Hängepartie inzwischen aufgelöst wurde, wie schon einmal 2018 eingesprungen. Der 72-Jährige will Alexandra Popp und Co. unbedingt zu den Sommerspielen führen. Weiter führen seine öffentlichen Äußerungen bisher nicht: „Für mich ging’s darum, mit den Mädels diesen Traum zu erfüllen.“ Unter Umständen würde er bei Olympia noch auf der Bank sitzen.

Das könnte Sie auch interessieren: In WM-Doku: Popp und Co. kritisieren DFB und Bundestrainerin: „Nicht optimal“

Genau das würden sich viele Spielerinnen wünschen. „Extrem angenehm“, meinte Lena Oberdorf, sei die Zusammenarbeit mit Hrubesch. „Wenn er will, dann kann er gerne bleiben“, sagte ihre Wolfsburger Kollegin Kathrin Hendrich. Schult meinte: „Mit seiner Persönlichkeit und seiner sachlichen Art hat er dem deutschen Team viel Reputation gebracht. Die Spielerinnen schätzen so etwas sehr, nachdem es in den vergangenen Monaten etwas drunter und drüber ging.“ (ms/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp