Szene mit Boris Aljinovic (r.) und Rune Jürgensen
  • Cyranos (Boris Aljinovic, r.) tiefsitzender Komplex sorgt für etliche Verwicklungen (Szene mit Rune Jürgensen).
  • Foto: Oliver Fantitsch

„Cyrano de Bergerac“ am Ernst-Deutsch-Theater: mitreißend modern

Nichts bleibt, wie es ist. Dem Wandel der Zeit angepasst hat sich auch „Cyrano de Bergerac“. Das Ernst-Deutsch-Theater zeigt den Klassiker über das Liebesdrama des außerordentlichen Mannes mit der langen Nase in einer sprachlich modernisierten, aufs Heute übertragenen Neufassung von Martin Crimp. Das romantisch-komödiantische Versdrama als mitreißende Sprachkomödie mit HipHop-Reimen und Spoken-Word-Duellen: ein am Premierenabend mit großem Jubel gefeierter Theatergenuss.

Herausragend in der Titelrolle: Bühnen- und TV-Star Boris Aljinovic. Als ebenso gefürchteter wie furchtloser Hauptmann – unschlagbar auch auf dem Feld der Dichtkunst – berührt er in seiner fein nuancierten Darstellung des tragikomischen Außenseiters. Seine Nase, für Cyrano „das radical coming out im Gesicht“, macht ihn zum verzagten Liebenden. Sein Glück: Die Treffen mit seiner geliebten Roxanne sind „der totale Hirnfick“. Diesen intellektuellen Ansprüchen Roxannes, von Lina Hoppe als selbstbewusste Literaturstudentin gespielt, die plumpe Anmache rigoros ablehnt, ist der „begrenzt intelligente“ Schönling Christian (Leander Lichti) jedoch nur gewachsen, wenn Cyrano ihm wahre Liebesgefühle einflüstert.

Seine Nase macht Cyrano zum verzagten Liebenden

Jedoch: Einer Karriere als Literatur-Star verweigert sich der Wortkünstler. Integriert werden in eine vom Kardinal zensierte Literaten-Szene? Niemals! Mit allen Mitteln kämpft Cyrano für Freiheit und künstlerische Authentizität.

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Ob allerdings die Dichter auch in Zukunft das letzte Wort haben werden? Das bleibt die Frage am Ende dieses anregend-kurzweiligen Theaterabends über gesellschaftliche Abhängigkeiten und Zwänge, getragen von einem insgesamt guten Ensemble. Toll!

Bis 7.1.2024, Karten 24 – 44 Euro, Tel. 22 70 14 20

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