ViscaBarca im Trikot von Paris Saint-Germain
  • Im Trikot von Paris Saint-Germain: ViscaBarca, hier bei einem Champions-League-Spiel im Prinzenpark
  • Foto: imago/Revierfoto

„Unnormal krass“: Youtuber filmt Szenen beim Derby und sorgt für Aufregung

29.153 Zuschauer durften am Freitagabend dabei sein, als sich der FC St. Pauli und der HSV 2:2 im Hamburger Stadtderby trennten. Wären alle Kartenwünsche erfüllt worden, wäre das Stadion aus allen Nähten geplatzt. Weit mehr als 100.000 Menschen dürften ein Interesse daran gehabt haben, dabei zu sein. Und viele von ihnen durften neidvoll auf einen jungen Mann schauen, der sich vielleicht nicht unbedingt durch große Fachkenntnis auszeichnete, aber eben den Vorteil eines großen Namens hat. Zumindest in gewissen Kreisen.

ViscaBarca nennt sich der Kerl. Nie gehört? Dann sind Sie vermutlich zumindest dem Teenager-Alter entwachsen. ViscaBarca, der eigentlich Anton Rinas heißt, wurde 1996 in Bayreuth geboren, lebt inzwischen in München und ist der beliebteste Stadionvlogger Deutschlands. 1,81 Millionen Abonnenten folgen ViscaBarca auf seinem Youtube-Kanal, auf dem er häufig von Champions-League-Duellen oder Länderspielen berichtet und im Falle des Derbys eben auch mal aus der 2. Liga.

ViscaBarca saß auf Business Seats auf der Haupttribüne

Ein Fakt, über den viele Fans des Kiezklubs nicht so wahnsinnig happy sind. Auf eine Anfrage des Blogs „Millernton“ teilte der FC St. Pauli mit, dass sie ViscaBarca keine Akkreditierung ausgestellt und ihm auch auf anderem Wege keine Karten zur Verfügung gestellt hätten. Dass der Vlogger trotzdem mit einem Freund ins Stadion kam, ist keine ganz große Überraschung. Über seine Agentur dürfte es ein leichtes gewesen sein, die Karten für die Business Seats auf der Haupttribüne zu erwerben.

ViscaBarca erfreute sich am Hamburger Stadtderby.

Von dort filmte ViscaBarca, der vorher seine scheinbar dramatische Ankunft am Flughafen seinen Fans übermittelte, bevor er im Hotel „The Westin“ in der Elbphilharmonie eincheckte. Während dieses „Vorspiel“ gemeinhin als recht unproblematisch eingestuft werden darf (frei nach dem Motto: Wer den Vogel nicht mag, muss ihm beim Eierlegen ja nicht zuschauen), hört für viele bei der Filmerei des Stadiongeschehens der Spaß und das Verständnis auf.

Rechteverstoß? DFL duldet berühmte Stadionvlogger

Verständlicherweise hatten und haben viele Anhänger kein Interesse daran, ungefragt in einem solchen Vlog aufzutauchen, nur weil man vielleicht blöderweise eine Karte im direkten Umfeld von ViscaBarca erworben hat. Auch das ViscaBarca in die Fanblöcke hineinfilmt, wo Pyrotechnik gezündet wird, dürfte auf wenig Gegenliebe bei Fans stoßen und vermutlich nur die Polizei erfreuen. Zudem gibt es zweifellos eine Ungleichbehandlung zwischen Stadionvloggern und normalen Fans.

Letztere haben keinerlei Berechtigung, Spielszenen aus dem Stadion zu zeigen. ViscaBarca droht hingegen keine Abmahnung durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Der NDR hatte in einem „Zapp“-Bericht recherchiert, dass die Sportcast GmbH, eine DFL-Tochter, die die Bundesliga-Rechte besitzt, die Präsenz der Vlogger nicht nur stillschweigend hinnimmt, sondern die Reichweite der Influencer wohl sogar dankbar annimmt, weil diese eine Altersklasse anspricht, die man über andere Wege nur schwer erreicht. Hinzu kommt, dass die Agentur Athletia Sports, die ViscaBarca vertritt, eine Partnerin der DFL ist.

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Dass der mit St. Pauli-Mütze herumlaufende Vlogger nach dem Spiel auch noch eine exklusive Stadionführung bekam, stieß einigen echten Fans sauer auf, zumal ViscaBarca in der Mixed Zone an Trainer Fabian Hürzeler vorbeiläuft und dies mit den Worten kommentiert: „Oh, hier wird gerade ein Spieler interviewt.“ Nun ja, der Vlogger hatte seinen Spaß, fand eigentlich alles (vom Essen im VIP-Bereich bis zum Zünden von Pyrotechnik) „unnormal krass“ und zog später zurück im warmen „The Westin“-Hotel in der Elbphilharmonie sein glückliches Fazit. Es habe ihm „ultra viel Spaß“ gemacht, dieses 1:1 im Derby, sagt er. Dass das Spiel eigentlich 2:2 ausgegangen war, geschenkt – ein Wort, dessen Bedeutung ViscaBarca vermutlich ziemlich genau kennt.

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