Bestseller-Autorin: „Das ist eine echte Herausforderung – mit sehr schlechter Laune“
1999 erschien „Mondscheintarif“ – der erste Bestsellerroman von Ildikó von Kürthy. 25 Jahre später ist Cora Hübsch zurück. Wie ist es ihr ergangen? Und ist sie noch mit ihrem Traumprinzen zusammen? Das kann man jetzt erfahren, denn die 55-jährige Hamburgerin lässt ihre Protagonistin wieder aufleben: in ihrem Buch „Eine halbe Ewigkeit“, das gerade erschienen ist.
„Ich dachte über einen neuen Roman nach und wollte gerne über die lange Liebe schreiben. Wie kann man sie erhalten, wie geht sie verloren?“, sagt Kürthy. „Vielleicht reichen 25 Jahre Beziehung. Die Kinder gehen aus dem Haus. Was bleibt dann noch übrig zwischen uns?“, sagt die Autorin, die selbst bald 25 Jahre verheiratet ist und zwei Söhne im Alter von 13 und 17 Jahren hat. Und dann sei ihr das Jubiläum von „Mondscheintarif“ eingefallen. „Und auf einmal ergaben die einzelnen Teile des Puzzles ein Bild: Die Weitererzählung meines ersten Romans. 25 Jahre später. Wie geht es nach dem Happy End weiter? Und ich wusste in dem Moment, das ist die richtige Idee.“
Der Roman „Eine halte Ewigkeit“ ist gerade erschienen
Tatsächlich ist „Eine halbe Ewigkeit“ die Verknüpfung ihres letzten Romans „Morgen kann kommen“ mit ihrem Debüt: Bei der Entsorgung von Altpapier in einem Hamburger Park lernt Protagonistin Cora die Bewohnerinnen und Bewohner der „Villa Ohnsorg“ kennen, die im letzten Roman eine wichtige Rolle spielten: Da sind Wanda und ihre große Liebe Ruth, die sich in „Morgen kann kommen“ von ihrem narzisstischen Ehemann getrennt hat, ihre Schwester Gloria und Johann und natürlich der schwule Erdal, der in keinem Roman fehlen darf und diesmal seine über 80-jährige Mutter im Schlepptau hat. Da die gebuchte Fotografin ausfällt, wird kurzerhand Cora für die anstehende Hochzeit von Wanda und Ruth am Ostseestrand engagiert.
Cora ist mittlerweile 54 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern und hat „auch im fortschreitenden Alter weder eine passende Frisur noch inneren Frieden gefunden“. Im Moment leidet sie unter dem „Empty Nest“-Syndrom, da auch ihr jüngster Sohn das Haus verlassen hat, um ein Austauschjahr in London zu verbringen. Ihre Ehe ist nach all den Jahren zu einer „banalen Gewohnheit“ geworden, „selbst der Streit ist ein bisschen langweilig geworden“. Da kommt ihr die Abwechslung mit ihren neuen Freunden gerade recht – vor allem, weil auf dem Bauernhof an der Hohwachter Bucht noch eine Überraschung auf sie wartet.
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„Cora ist in den Wechseljahren, im wahrsten Sinne des Wortes. Dramatische körperliche Veränderung geht mit dramatischer Lebensveränderung einher. Coras Kinder sind aus dem Haus, das Nest ist leer. Übrig bleibt die älter gewordene Beziehung mit all ihrer Routine und Langeweile“, schildert die Autorin. „Und da ist sie nicht die Einzige, die in der Lebensmitte Bilanz zieht und sich erschreckt vor den Räumen, die sich auftun und gefüllt werden wollen. Das macht ihr Angst. Ich kann das verstehen. Es ist eine Zeit des Abschiednehmens, des Umbruchs und neuer Freiheit, mit der man verantwortungsvoll und fantasievoll umgehen muss. Das ist schon echt eine Herausforderung. Und das alles mit teilweise sehr schlechter Laune.“
„Mondscheintarif“: Ildikó von Kürthys erster Bestseller
So ist es nicht verwunderlich, dass auch Coras bisher in geregelten Bahnen verlaufendes Leben durcheinandergerät. „Die Kunst ist herauszufinden, ob du eine Hormonersatzbehandlung brauchst oder eine Scheidung“, gibt ihr Erdal mit auf den Weg. Am Ende werden die Leserinnen und Leser wissen, wofür sich Cora entschieden hat.
„Eine halbe Ewigkeit“: 320 Seiten, Rowohlt Verlag, 23 Euro