Die beleuchtete Fassade des Theaters bei Nacht
  • Premiere ist am 6. Januar im St. Pauli-Theater in Hamburg.
  • Foto: St. Pauli Theater

Völlig verrückt: Hamburger Theater bringt Klassiker zurück auf die Bühne

Vier Menschen in einem Raum, aus dem es kein Entrinnen gibt – Samuel Beckett versammelt sie in seinem berühmten „Endspiel“. Sie sind die letzten Überlebenden einer Katastrophe, und auch ihnen droht der Tod. Trotz des tragischen Szenarios: Die Inszenierung von Wolf-Dietrich Sprenger setzt auf den absurden, mitunter bitterbösen Humor in diesem erstaunlich unterhaltsamen Finale der Menschheit. Zu erleben ab Samstag im St. Pauli-Theater.

Vor mehr als 30 Jahren inszenierte der Regisseur das Drama am Thalia-Theater. Nun geht er es noch einmal an, gemeinsam mit zwei (heute noch bekannteren) Darstellern von damals: Sven-Eric Bechtolf und Stefan Kurt spielen erneut die beiden Hauptrollen Hamm und Clov.

Sprenger inszenierte „Endspiel“ 1992 am Thalia-Theater

Der blinde und gelähmte Hamm terrorisiert vom Rollstuhl aus den gehorsamen Clov, beide sind voneinander abhängig: Clov muss den Behinderten betreuen, aber nur Hamm weiß, wie man an Essen kommt. Hamms Eltern (Barbara de Koy und Michael Prelle) komplettieren die Vierergruppe, die beiden hocken nach einem Unfall beinamputiert in Tonnen.

Sven-Eric Bechtolf ist in der Rolle des blinden Hamm zu erleben. Katerina Kepka
Der Schauspieler blickt in die Ferne
Sven-Eric Bechtolf ist in der Rolle des blinden Hamm zu erleben.

Nobelpreisträger Beckett schrieb das Stück Mitte der 1950er Jahre, als die USA und die Sowjetunion begannen, mit Atombomben zu experimentieren. Heute liest es sich wie ein Kommentar zur Weltlage. Obwohl im Text nirgendwo ausgesprochen wird, wie es zur Katastrophe kam, ist die globale Bedrohung ständig spürbar. Dass selbst im Angesicht des eigenen Sterbens an Machtspielchen und Boshaftigkeiten festgehalten wird, ist völlig verrückt – oder eben grotesk komisch.

St. Pauli-Theater: 6. bis 10.1., 19.30 Uhr (So 18 Uhr), 19-54 Euro, Tel. 47 11 06 66

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