Génica Schäfgen, Deutschland-Chefin der ökologischen Google-Alternative Ecosia, mit Carolin Stüdemann.
  • Foto: PAKO QUIJADA

Öko-Suchmaschine Ecosia: „Hamburger haben in fünf Monaten 919.632 Bäume finanziert“

Umweltzerstörung, Ausbeutung, Klimawandel – so wie jetzt können wir nicht weitermachen. Die MOPO stellt gemeinsam mit „Viva con Agua“-Geschäftsführerin Carolin Stüdemann in der Serie „Auf ein Wasser mit …“ Unternehmer*innen und Vordenker*innen vor, die eine bessere Welt schaffen. Heute: Génica Schäfgen, Deutschland-Chefin der ökologischen Google-Alternative Ecosia, die erklärt, wie jeder ganz bequem etwas gegen die Klimakrise tun kann.

Carolin Stüdemann: Génica, „ich ecosia das mal“ ist im gängigen Sprachgebrauch noch nicht richtig angekommen. Woran liegt das?

Génica Schäfgen: Tja, das stimmt leider! Ecosia hat zwar bereits 15 Millionen weltweite Nutzer*innen, das reicht aber noch nicht ganz, um dem Wort „googlen“ Konkurrenz zu machen. Vielleicht sollten wir aber anfangen, so etwas wie „ecosieren“ oder „ecosen“ verstärkt proaktiv in den Sprachgebrauch einzuführen.

Hamburger Suchmaschine Ecosia pflanzt von Gewinn Bäume an

Unterschiede gibt es nicht nur in den Nutzer*innenzahlen. Was macht ihr anders als die großen Anbieter wie Google und Bing?

Der große Unterschied besteht darin, dass wir mit unseren Gewinnen Bäume pflanzen. Außerdem bieten wir unseren User:innen zusätzliche Mehrwerte: So kennzeichnen wir in den Suchergebnissen etwa ökologisch nachhaltige Unternehmen mit einem grünen Blatt und „Klimasünder” mit einem Kohlekraftwerk. Wir versuchen so viel wie möglich beizutragen – sei es durch das Pflanzen von Bäumen in Biodiversitäts-Hotspots auf der ganzen Welt, den Bau eigener Solaranlagen, mit denen wir bereits doppelt so viel Öko-Strom produzieren, wie wir für unsere Suchaufträge selbst verbrauchen, oder indem wir unseren Nutzer:innen Informationen zu aktuellen Themen rund um das Klima bereitstellen. Ecosias Vision ist es, die Menschen und unseren Planeten immer vor Profite zu stellen.

Ecosia gibt es seit elf Jahren, Auslöser für die Gründung war ähnlich wie bei Benjamin Adrion und Viva con Agua eine Auslandsreise. Wie genau kam es zu der Idee?

Ecosias Gründer Christian Kroll hatte nach seinem Studium den Drang, etwas von der Welt zu sehen. Seine Reisen nach Nepal und Südamerika haben sein Verständnis von der Welt ziemlich auf den Kopf gestellt. Er hat die sozialen, globalen und ökologischen Ungerechtigkeiten hautnah miterlebt und viel über die Abholzung des Regenwaldes gelernt. Ihm wurde klar, dass er der Welt etwas zurückgeben und aktuelle Probleme bekämpfen wollte. Gleichzeitig hat Christian das Potenzial und die Gewinnmöglichkeiten von Suchmaschinen erkannt und sich dafür entschieden, eine nachhaltige Alternative zu Google und Co. zu gründen. Der Fokus liegt nun darauf, Ökosysteme zu regenerieren und in Zusammenarbeit mit lokalen Communities die Lebensqualität von Menschen zu stärken.


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Außerdem ist Ecosia „unverkäuflich“. Was bedeutet das?

Um die Mission rechtlich verbindlich zu machen, hat Christian Ecosia 2018 ins Verantwortungseigentum gegeben, indem er fast alle seine Anteile an eine Stiftung abgetreten hat. Diese Stiftung ist berechtigt, ein „Veto“ einzulegen, sollte Ecosia nicht im Sinne des Planeten und seiner Bewohner:innen handeln. Es ist nun weder Christian noch anderen potentiellen Nachfolger:innen möglich, Ecosia zu verkaufen oder Firmenkapital zu entnehmen. Damit gehört Ecosia sich praktisch selbst beziehungsweise dem eigenen Sinn und Zweck.

Suchmaschine Ecosia aus Hamburg: Alternative zu Google

Warum habt ihr euch dafür entschieden mit den Gewinnen Bäume zu pflanzen?

Wenn man es richtig macht, können Baumpflanzungen eine effektive und wissenschaftlich anerkannte Methode im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise darstellen. Sie sind nicht nur die bekanntesten natürlichen CO2-Filter, sie setzen auch Wasserzyklen wieder in Gang, verhindern die Ausbreitung von Wüsten, lassen aus kargem Boden wieder fruchtbare Wälder und Ackerland entstehen und bieten den Menschen durch Früchte und Nüsse neue Einkommensquellen. Bäume sind wahre Wunderwerke.

Wenn ich also ecose, wie funktioniert das dann konkret mit dem Bäumepflanzen?

Ecosia funktioniert im Prinzip wie jede andere Suchmaschine auch. Wenn du einen Suchbegriff eingibst, dann werden neben den regulären Suchergebnissen auch Werbeanzeigen angezeigt. Sobald jemand auf eine Anzeige klickt – und glaub mir, das passiert viel häufiger als man denkt! –, verdient Ecosia Geld. Damit werden erstmal die laufenden Kosten, wie unser Büro, die Gehälter und das Marketing abgedeckt. Vom Gewinn verwenden wir 100 Prozent zur Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise, mindestens 80 Prozent davon fließt in Baumpflanzprojekte in mittlerweile 30 Ländern auf der ganzen Welt.

Öko-Suchmaschine Ecosia: 45 Such-Anfragen finanzieren einen Baum

Wieviele Suchanfragen muss ich stellen, damit ihr einen Baum pflanzt?

Im Durchschnitt finanzieren etwa 45 Suchanfragen einen Baum. Deinen persönlichen Baumstand kannst du sogar einsehen.

Wie wählt ihr die Regionen aus, in denen ihr Bäume pflanzt?

Wir wählen Projekte immer dort aus, wo Bäume am meisten gebraucht werden. Wir konzentrieren uns auf gefährdete Biodiversitäts-Hotspots, Vogelzugrouten und ökologische Krisengebiete. Es ist nämlich sehr wichtig, dass die richtigen Bäume am richtigen Ort gepflanzt werden. Dafür haben wir ein Tree-Planting-Team, das sich mit lokalen Partner:innen zusammentut, die sich mit dem heimischen Klima, der Biodiversität und den Traditionen in diesem Gebiet auskennen.

Hamburger:innen mit Ecosia fast eine Million Baumpflanzungen finanziert

Kannst du sagen, wieviele Bäume die Hamburger:innen schon durch die Nutzung von Ecosia gepflanzt haben?

In den letzten fünf Monaten konnten alleine durch die Hamburger:innen, die Ecosia nutzen, 919.632 Baumpflanzungen finanziert werden. Das ist großartig! Und für alle, die Ecosia noch nicht nutzen: Der Umstieg ist super einfach, und mit euren Suchen könnt ihr einen echten Beitrag für unseren Planeten leisten, ganz bequem von zu Hause, dem Büro oder unterwegs aus.

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