Er schwärmte schon von Walters Taktik: So soll Okugawa den HSV besser machen
Er soll nicht das letzte benötigte Transfer-Puzzleteil sein – aber ein wichtiges in jenem Kader, mit dem der HSV in der Rückrunde die Mission Aufstieg vollenden möchte. Beziehungsweise: die Mission Bundesliga-Rückkehr. Und in Kürze wird in Massaya Okugawa ein Profi in das Hamburger Aufgebot stoßen, der nicht zuletzt auf die Erfahrung von 48 Einsätzen in Deutschlands höchster Spielklasse zurückblicken kann. In der Zweiten Liga lief der 27-Jährige sogar schon 49-mal auf, davon 19-mal (fünf Tore, eine Vorlage) unter einem gewissen Trainer Tim Walter – der wegen Okugawa schon einst ins Schwärmen geriet. Und umgekehrt.
„Masaya ist schnell“, sagte Walter im Frühjahr 2019, als er noch Chefcoach von Holstein Kiel war und dort den damals von RB Salzburg ausgeliehenen Youngster Okugawa trainierte. „Und ein extrem guter Dribbler.“ Der designierte Neuzugang des HSV ist inzwischen zwar keine 22 Jahre alt mehr, sondern 27 Jahre – die Beschreibung seiner Stärken dürfte heute aber immer noch ähnlich ausfallen. Und genau diese Qualitäten sind es, auf die die HSV-Bosse auf der Suche nach einer Verstärkung für den Offensivbereich zuletzt gesucht hatten.
Länger verletzt: Wird Okugawa beim HSV zur Soforthilfe?
Jetzt sind sie fündig geworden – mit Okugawa, der für ein halbes Jahr vom FC Augsburg ausgeliehen wird und der voraussichtlich noch am Wochenende im Volkspark vorgestellt werden soll. Inwiefern der Japaner eine Soforthilfe darstellen wird – womöglich schon mit Blick auf den Rückrunden-Auftakt kommende Woche Samstag (20.30 Uhr) beim FC Schalke 04 – ist fraglich. Denn nach seinem Wechsel von Arminia Bielefeld nach Augsburg im vergangenen Sommer bestritt Okugawa nur zwei Pflichtspiele, den Großteil der Hinrunde verpasste der beidfüßige Profi wegen eines Schlüsselbeinbruchs und einer Fußverletzung.
Absehbar ist aber, auf welcher Position Okugawa den HSV besser machen soll. Es ist die, auf der der fünfmalige japanische U18-Nationalspieler die meisten Spiele seiner bisherigen Karriere bestritt: die linke offensive Außenbahn (80 Spiele, 13 Tore, 13 Vorlagen). Grundsätzlich gilt Okugawa als flexibel einsetzbarer Offensivgeist, das zeigte schon seine einjährige Station in Kiel in der Saison 2018/19.
Walter setzte Okugawa in Kiel auf mehreren Positionen ein
Bei Holstein setzte Walter ihn auf verschiedenen Positionen ein, mal auf dem rechten Flügel, mal auf dem linken, mal als hängende Spitze und zum Ende hin vor allem als Teil einer Doppelspitze im Sturm. Damals agierte Walter als Trainer im Vergleich zu heute aber noch taktisch variabler, ließ die „Störche“ mal mit einer Raute im Mittelfeld auflaufen, oft mit zwei zentralen Angreifern und bisweilen auch in einer klassischen 4-3-3-Formation. Genau dieses System ist es, auf das sich der 48-Jährige beim HSV seit mittlerweile zweieinhalb Jahren fast ausnahmslos festgelegt hat. Und das bedeutet auch, das für Okugawa beim HSV eine klare Position vorgesehen sein dürfte.
Im Mittelfeldzentrum, wo der 1,77 Meter große Profi bei manchen Stationen seiner Laufbahn auch schon mal spielte (Bielefeld, FC Liefering, RB Salzburg), ist der HSV in Breite und Spitze top aufgestellt. Hinter László Bénes und Immanuel Pherai, die am Ende der Hinrunde auf den beiden Achter-Positionen gesetzt waren, scharen nach ihren Verletzungen nun auch wieder Ludovit Reis (nach Schulter-OP) und Anssi Suhonen (nach Wadenbein-Anbruch) mit den Hufen. Beide kehrten im Trainingslager ins Teamtraining zurück und insbesondere Vize-Kapitän Reis dürfte seinen Platz neben Bénes, dem besten HSV-Profi der Hinrunde, perspektivisch wieder sicher haben.
Duell mit Dompé: Okugawa soll die HSV-Flügel stärken
Okugawas Platz wird also die Außenbahn sein, zumal der beim Afrika-Cup weilende Ransford Königsdörffer dort in den kommenden Wochen keine Alternative darstellt. Auf dem rechten Flügel ist Bakery Jatta im Normalfall unter Walter gesetzt, auf dem linken war es in der Hinrunde zumeist Jean-Luc Dompé. Der Franzose wusste im Spanien-Camp zu überzeugen, offenbart aber immer wieder Formschwankungen und dürfte sich daher mittelfristig ein Stammplatz-Duell mit Okugawa liefern.
Was mit dessen Verpflichtung ebenfalls einhergeht, ist, dass die Aussichten auf Spielzeit für den bis dato enttäuschenden Sommer-Neuzugang Levin Öztunali (kein Tor, eine Vorlage) künftig wohl noch schlechter sind – wenngleich sich natürlich auch Okugawa erst einmal akklimatisieren, sich wieder an die Ansätze seines ehemaligen Trainers gewöhnen muss. Wie Walter Fußball spielen möchte, weiß der Asiate aus seiner Kieler Zeit aber bereits. Und schon damals als Holstein-Profi schwärmte Okugawa in einem Interview mal von Walters Philosophie: „Die Taktik des Trainers gefällt mir.“ So sehr, dass er sich gar eine längere Zukunft in Kiel vorstellen konnte.
Okugawa spielte einst schon mit Bénes, Meffert und Ramos
Walter wird aber nicht der einzige sein, den Okugawa im Volkspark alsbald wiedersehen wird. Der Offensivmann – der bei RB Salzburg in der Saison 2019/20 übrigens 13-mal mit Erling Haaland zusammenspielte – lief zuvor in Kiel (Spielzeit 2018/19) elfmal an der Seite von Bénes auf, der damals für ein halbes Jahr von Borussia Mönchengladbach an die Förde verliehen war. Sogar 15-mal stand Okugawa bei Holstein in selbiger Saison gemeinsam mit Jonas Meffert auf dem Platz.
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Der aktuelle HSV-Profi, mit dem er in seiner Karriere bislang am häufigsten gespielt hat, ist aber Guilherme Ramos. 35-mal spielten das Duo zwischen Oktober 2021 und April 2023 gemeinsam für Arminia Bielefeld – künftig werden sie es zusammen für den HSV tun.