• Auch die 23-jährige Louisa Carstensen setzt sich gegen die illegale Zucht ein.
  • Foto: Marius Röer

„Süße Ware, schneller Tod“: Tierschützer protestieren gegen illegalen Welpenhandel

Winterhude –

Gerade erst ist der kleine Welpe eingezogen und hat sich in seinem Körbchen zusammengekringelt – am nächsten Tag ist er tot. Das ist das Schicksal vieler Welpen, die durch den illegalen Handel krank und von Parasiten befallen nach Deutschland kommen. Mit einer Mahnwache haben Tierschützer, darunter der Hamburger Tierschutzverein, am Samstag auf das Schicksal der Vierbeiner aufmerksam gemacht.

Die überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach Welpen während der Corona-Pandemie kurbelte das illegale Geschäft über Verkaufsportale wie Ebay Kleinanzeigen, Quoka, Snautz und Co. noch einmal extra an. Das Problem: Einen dieser Welpen zu kaufen bedeutet zwar vielleicht ein Tierleben retten zu können. Es bedeutet aber, dass man mit dem Kauf den ganzen Handel weiter am Laufen hält. Tierschützer raten daher, so hart das auch klingen mag, die Finger von diesen Welpen zu lassen – denn Nachfrage schafft das Angebot.

Hamburg: Mahnwache gegen illegalen Welpenhandel

Mit der Kampagne „Süße Ware, schneller Tod“ kämpfen deutschlandweit mehr 60 Vereine und Landestierschutzverbände, die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen sind, gegen den skrupellosen Welpenhandel. Am Samstag fanden in verschiedenen deutschen Städten Mahnwachen gegen den illegalen Welpenhandel statt. In Hamburg gab es ab 13 Uhr eine Menschenkette im Stadtpark.

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Die Welpen werden wie eine Ware produziert“, sagte Janet Bernhardt, erste Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins, am SamstagSie leben unter schlimmsten Bedingungen in verdreckten Käfigen und werden viel zu jung nach Deutschland verfrachtet. Deshalb haben wir diese Kampagne ins Leben gerufen.“ 

Janet Bernhardt, erste Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins, bei der Demo im Stadtpark.

Janet Bernhardt, erste Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins, bei der Demo im Stadtpark.

Foto:

Marius Röer

Doch es geht nicht nur um das Leid der Welpen. Die Kampagne macht auch auf die Qualen der Elterntiere aufmerksam, die in völlig verdreckten Verschlägen gehalten werden und nie Gras unter ihren Pfoten spüren dürfen. Die Hündinnen müssen einen Wurf nach dem anderem produzieren, sBernhardt. 

Diese Plakate sollen zukünftige Hundeeltern davon abhalten, Welpen aus dem illegalen Handel zu kaufen.

Diese Plakate sollen zukünftige Hundeeltern davon abhalten, Welpen aus dem illegalen Handel zu kaufen.

Foto:

Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. 

Auch in Hamburg: Welpen werden absichtlich krank verkauft

Zur Einordnung: Im Schnitt werden Hündinnen zweimal im Jahr läufig – das heißt, sie können schwanger werden. Laut den Richtlinien der VDH-Zuchtordnung (Verband für Deutsche Hundewesen) dürfen die Muttertiere innerhalb von 24 Monaten nicht mehr als zwei Würfe aufziehen.

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Beim illegalen Welpenhandel spielt das jedoch keine Rolle: Die Hündinnen werden bei jeder Läufigkeit gedeckt. Den Rüden werden sogar Hormone gespritzt, damit sie allzeit bereit sind, so der Tierschutzbund.

Hamburg: Viele illegal gehandelte Welpen sterben früh

Die Hündinnen müssen ihren Nachwuchs auf Betonböden zur Welt bringen und aufziehen, bis die Kleinen ihrer Mutter viel zu früh entrissen werden. Weder die Elterntiere noch die Welpen werden geimpft, bekommen anständiges Futter oder werden bei Krankheiten versorgt.

Die kleinen Welpen kommen viel zu jung und krank in Deutschland an, viele von ihnen landen beim Hamburger Tierschutzverein.

Die kleinen Welpen kommen viel zu jung und krank in Deutschland an, viele von ihnen landen beim Hamburger Tierschutzverein.

Foto:

Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.

Die kleinen Hundekinder, meist Moderassen, kommen viel zu geschwächt in Deutschland an und werden bewusst krank verkauft. Die Behandlungskosten können am Ende vierstellig sein – viele der Welpen überleben aber nicht.

Mahnwache gegen illegalen Welpenhandel: Rund 50 Teilnehmer

Bei der Mahnwache am Samstag waren ungefähr 50 Teilnehmer, darunter auch Birgit Koop (55) und ihr Mann Thorsten (56) mit ihren Hunden Calma und Rosi. 

Birgit und Thorsten Koop sind leidenschaftliche Tierschützer.

Birgit (55) und Thorsten Koop (56) sind leidenschaftliche Tierschützer.

Foto:

Marius Röer

Thorsten Koop ist zweimal die Woche im Tierheim und sieht, in welch schlechtem Zustand die Welpen sind, die dort ankommen. Wir wollen nicht akzeptieren, dass zum Leid der Tiere Geld gemacht wird, so seine Frau Birgit. 

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Auch die 23-jährige Louisa Carstensen engagiert sich seit Jahren für den Tierschutzist ehrenamtliche Gassigeherin im Hamburger TierschutzvereinZucht lehne ich generell ab und in solchen Zuständen erst recht, erzählt die Studentin. 

Auch die 23-jährige Louisa Carstensen setzt sich gegen die illegale Zucht ein.

Auch die 23-jährige Louisa Carstensen setzt sich gegen die illegale Zucht ein.

Foto:

Marius Röer

Die Vorsitzende des Tierschutzvereins rät allen, sich vor dem Kauf eines Welpens gründlich zu informieren. Man sollte sich genau überlegen, wo man das Tier herbekommt. Sie empfiehlt, bei einem Züchter, der einem Verband angeschlossen ist, zu kaufen. Auch bei Tierschutzvereinen lohne es sich, nachzufragen. Dort seien die Welpen auf jeden Fall alt genug und kerngesund. Bei Verdacht auf illegalen Handel sollte man die Polizei oder das zuständige Veterinäramt verständigen.

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