Kampf ums „Molotow“: Bezirkspolitik fordert Hotel-Stopp für den Kiez
Die Auseinandersetzung um den berühmten Musikclub „Molotow“ geht in die nächste Runde. Die allgemeine Empörung über die Kündigung des Clubs am Nobistor und die Pläne, am Standort ein Hotel zu errichten, ist groß. Nun hat sich auch die Bezirkspolitik in der Sache zu Wort gemeldet: In einem gemeinsamen Antrag erteilen die Bezirksfraktionen von SPD, CDU und FDP künftigen Hotelbauplänen auf dem Kiez eine Absage.
Der Beginn des Antrags liest sich wie eine Liebeserklärung an die Reeperbahn: Die Straße sei „die zentrale Achse St. Paulis und für das Image Hamburgs als weltoffene und lebendige Hafenmetropole stilbildend“, heißt es da. Die „einzigartige Mischung aus Bars, Nacht- und Musikclubs“ sei sowohl für Hamburger wie Besucher von außerhalb attraktiv. Doch genau diese Mischung ist zunehmend bedroht: Die Debatte um das „Molotow“ zeige, „dass etwas ins Rutschen geraten ist“. Das „Abenblatt“ berichtete zuerst über den jüngsten Vorstoß.
St. Pauli: Bezirksfraktionen wollen Hotels auf dem Kiez verhindern
Laut den Antragstellern tragen kulturelle Angebote wie der Club maßgeblich zur Attraktivität des Standorts bei. Würden sie verdrängt, sei auch das Tourismus- und Gastgewerbe gefährdet: „Wenn nach und nach alle Räume für Clubkultur für Hotels weichen müssen, stellt sich die Frage, wieso Menschen überhaupt noch in Hotels auf St. Pauli übernachten wollen“, sagt Timo Fischer von der FDP-Fraktion.
Zu den Plänen der Lindner-Gruppe, am Nobistor ein Hotel zu errichten, positionieren sich die Fraktionen eindeutig: „Die Bezirksversammlung lehnt daher die Hotelentwicklung an der Stelle des derzeitigen Standorts des ,Molotow‘ ab.“ Darüber hinaus wolle man sich für ein Hotel-Moratorium entlang der Reeperbahn und in ihren Nebenstraßen einsetzen. Über den Antrag berät die Bezirksversammlung am Donnerstag.
Der Betreiber des „Molotow“ hatte kurz vor Weihnachten von seinem Vermieter die Kündigung erhalten. Danach muss der Club zum 30. Juni dieses Jahres den Standort am Nobistor verlassen. Ein Ersatzstandort ist bisher nicht in Sicht. Es wäre bereits der dritte Umzug in der Geschichte des „Molotow“.
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Die Nachricht über die drohende Schließung hatte eine Welle der Bestürzung ausgelöst, die weit über den Hamburger Kulturbetrieb hinausging. Kurz vor dem Jahreswechsel demonstrierten Tausende für den Erhalt des Clubs. Unterstützung kommt auch aus der Hamburgischen Bürgerschaft. So sagte Hansjörg Schmidt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, „Wir setzten alles daran, das ,Molotow‘ zu retten.“ Dem Club kurzfristig eine Perspektive zu bieten, habe „oberste Priorität“. (doe)