Neue Studie: So kann Hamburgs Wirtschaft schon viel früher klimaneutral werden
Bis 2045 plant der Hamburger Senat, Hamburg klimaneutral zu machen. Eine neue Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gibt nun aber Empfehlungen, wie Hamburgs Wirtschaft dieses Ziel schon fünf Jahre früher erreichen könnte. Zur Präsentation der Studie reiste auch hoher Besuch aus der EU an.
Für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kann Klimaneutralität und gleichzeitig wirtschaftlicher Erfolg nur bei einer engen Zusammenarbeit aller Akteure gelingen. „Für den Erfolg, den wir ja alle wollen, kommt es maßgeblich darauf an, dass wir gemeinsam vorangehen“, sagte sie am Freitag bei der Präsentation des OECD-Gutachtens zur Klimaneutralität der Hamburger Wirtschaft bis zum Jahr 2040. Die Politik müsse den Rahmen setzen. „Aber die Unternehmen sind diejenigen, die Innovation treiben und Arbeit schaffen“, betonte von der Leyen beim Internationales Klima-Forum der Hamburger Wirtschaft vor rund 800 Gästen.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen fordert Zusammenhalt
2024 sei ein entscheidendes Jahr. Experten erwarteten eher mehr geoökonomische Spannungen – vom Roten Meer bis zur Straße von Taiwan. Hinzu komme die Häufung extremer Wetterlagen als Folge der Erderwärmung. „Wir Europäerinnen und Europäer müssen zusammenhalten wie nie zuvor“, betonte die EU-Kommissionspräsidentin. Zwei Dinge seien dabei entscheidend: die Energieinfrastruktur samt geringerer Energiepreise und die Künstliche Intelligenz.
Der russische Überfall auf die Ukraine und die daraus folgende Energiekrise in Europa habe den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv beschleunigt. „In diesem Jahr werden wir zum ersten Mal insgesamt mehr Energie aus Windkraft und PV (Photovoltaik) erzeugen als aus Gas“, sagte von der Leyen. Von 2030 an werde Europa pro Jahr zehn Millionen Tonnen sauberen Wasserstoff erzeugen und wolle weitere zehn Millionen Tonnen einführen. Den bereits begonnen Bau eines großen Wasserstoffterminals im Hamburger Hafen bezeichnete von der Leyen deshalb als ein Vorzeigeprojekt für Europa.
Neue Klima-Studie gibt Empfehlung für Klimawende in Hamburg
„Die Hamburger Wirtschaft hat die Notwendigkeit der Transformation erkannt“, sagte Handelskammerpräses Norbert Aust. Das Ziel für 2040 sei klar, aber ein Bekenntnis allein reiche nicht. Die Zusammenarbeit mit der OECD zeige, Klimaneutralität und Wettbewerbsfähigkeit bedingten einander, es sei jetzt Zeit zu handeln und es komme auf jeden an. Es gehe um nicht weniger als den Planeten, die Menschen und die Lebensgrundlage.
Die nun vorliegende Studie „Climate neutrality for the Hamburg economy by 2040“ der OECD bietet nach Angaben der Handelskammer Empfehlungen zu wesentlichen Fragen der Klimawende, wie Wasserstoff, Verkehr und Kreislaufwirtschaft in Hamburg. Unternehmen erhielten Hinweise, wie das Klimaneutralitätsziel formuliert werden sollte, welche Rolle Unternehmensnetzwerke spielten und welche Möglichkeiten der effizienteren nicht-fossilen Energieversorgung es noch gebe. Auch der Hafen sowie der für den Wirtschaftsstandort Hamburg und seine Wettbewerbsstärke wichtige Industriesektor würden thematisiert.
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Der stellvertretende OECD-Generalsekretär Yoshiki Takeuchi betonte die Bedeutung von Unternehmen für das Gelingen der Klimawende. Vor allem bei der Vernetzung von kleinen und mittleren Unternehmen, aber auch bei der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik könne die Handelskammer Hamburg eine wichtige Rolle spielen. Ein entscheidender Vorteil sei der Hafen, in den aber investiert werden müsse, etwa um Engpässe in der Schieneninfrastruktur zu beseitigen. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte: „Hamburg kann das Klima nicht alleine retten, aber es kann zeigen wie es geht.“ (dpa/mp)