• Die Filiale von „Mister Spex“ an der Ottenser Hauptstraße. 
  • Foto: Florian Quandt

Kurioser Trend: Darum machen Online-Händler in Hamburg Geschäfte auf

Schon vor der Pandemie war der Einzelhandel unter Druck – die Kunden finden mehr und mehr Gefallen dran, im Internet zu bestellen. Doch seit mehreren Jahren gibt es einen kuriosen Trend. Online-Händler haben plötzlich Interesse daran, richtige Läden zu eröffnen – auch in Hamburg. 

Beispiel „Zalando“. Der Berliner Online-Händler hat vor knapp drei Jahren an der Poststraße in der Innenstadt einen Outlet-Store eröffnet. Auf rund 1200 Quadratmetern verkauft der Mode-Gigant dort seine Klamotten bis zu 70 Prozent unter Neupreis.

Hier wird unter anderem Ware angeboten, die online nicht mehr verkauft werden kann, weil etwa nur noch wenige Größen vorrätig sind oder es kleine Mängel gibt.

Hamburg: Darum machen Online-Händler Geschäfte auf

Zu der Eröffnung des „Bonprix“-Ladens an der Mönckebergstraße vor zwei Jahren kamen sogar Promis wie das Model Franziska Knuppe und die Schauspielerin Janin Ullmann.

Zalando in Hamburg

Der „Zalando“-Laden an der Poolstraße. 

Foto:

picture alliance/dpa

„Bonprix“ ist eine Versandtochter des Otto-Konzerns und will in dem Laden „Erlebnis-Einkauf“ anbieten und experimentiert mit einem digitalen Verkaufskonzept. Mit dem Smartphone werden zum Beispiel Kleidungsstücke zur Anprobe aus dem Lager angefordert und auch bezahlt. 

Bonprix in Hamburg

Der „Bonprix“-Laden in der Innenstadt. 

Foto:

picture alliance/dpa

Auch kleinere Onlineshops haben schon den Sprung aus dem virtuellen in den stationären Handel gewagt. Einer der ersten war „Mymuesli“, 2015 öffnete ein Laden an der Spitalerstraße. Gleiches gilt für den Online-Optiker „Mister Spex“, der bereits mehrere Filialen in Hamburg betreibt – und nun weitere Läden in Hamburg eröffnen will. „Wir schauen uns permanent nach neuen Flächen um, wir haben ein großes Interesse am Standort Hamburg“, so eine Unternehmenssprecherin zur MOPO. 

Fahrradhändler „Rose Bikes“ will nach Hamburg

Hamburg im Visier hat außerdem der Fahrradhändler „Rose Bikes“ aus Bocholt, der seine Drahtesel bislang hauptsächlich online verkauft hat. Nun sucht das Unternehmen Flächen in der Hamburger Innenstadt, 2022 soll ein Geschäft eröffnet werden. Die Hamburger Modemarke „by Aylin Koenig“ ist in den Planungen schon weiter. Das junge Online-Unternehmen zieht im Frühsommer in einen Laden am Alten Wall. 

Warum der stationäre Handel für die Online-Händler interessant ist? Für die kleineren unter ihnen kann es sich rechnen, das Geld in Ladenmieten statt in Suchmaschinenoptimierung und Onlinewerbung zu stecken – sie haben schließlich keine Laufkundschaft und müssen im Netz aufgefunden werden. Für die größeren wird ein Laden zum Showroom. 

Onlinehändler interessieren sich für stationären Handel

„Onlinehändler entdecken den stationären Handel – den Trend gibt es schon seit einigen Jahren und er wird auch nicht schwächer“, sagt Stephan Hertel, Sprecher des Handelsverbands Deutschland. Laut Martin Groß-Albenhausen, stellvertretendem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel, sind Onlinehändler dabei allerdings nicht in erster Linie auf den Verkauf aus – es gehe eher darum, sich und die Ware zu präsentieren und Service anzubieten. 

Das könnte Sie auch interessieren: Diese „Douglas“-Filialen schließen jetzt in Hamburg 

Mymuesli in Hamburg

„Mymuesli“ an der Spitalerstraße schließt im Mai 2022. 

Foto:

Quandt

Und bald wird es noch mehr freie Ladenflächen geben, für die Nachmieter gesucht werden. Experten befürchten, dass bis zu 1000 Läden in Hamburg pleite gehen könnten. In der Innenstadt sei jeder dritte Laden gefährdet, heißt es. Genügend Platz also für Online-Händler mit Expandierungsdrang. Zu den freiwerdenden Flächen gehört übrigens auch eine, auf der sich einer ersten Onlinehändler in der Innenstadt angesiedelt hatte. „Mymuesli“ schließt einen Großteil seiner Filialen, im Mai 2022 macht der Laden an der Spitalerstraße dicht. 

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp