A26 Ost: Naturschützer wollen Stopp des Baus erzwingen
Wird das die Verkehrsbremse in letzter Minute? Die Umweltverbände Nabu und BUND reichen Klage gegen den Bau der A26 Ost ein. Die sogenannte Hafenquerung soll ab 2025 gebaut werden und würde laut der Naturschützer insbesondere im ersten Abschnitt in Moorburg wertvolle Moorböden zerstören.
„Dem nicht einmal 10 Kilometer langen Autobahnstück mangelt es aufgrund veränderter Rahmenbedingungen am Bedarf. Es zerstört wertvolle Natur, ist mit den Klimazielen nicht vereinbar und zudem mit geschätzten 2,3 Milliarden Euro sündhaft teuer“, so formulieren es die beiden Verbände in einem aktuellen Statement. Beide Verbände sammeln ab sofort Spenden, um die Kosten für die Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht abzufedern.
A26 Ost: In Hamburg Moorburg geht es 2025 los
„Umweltverbände können nicht einfach so klagen, weil ihnen ein Projekt nicht gefällt. Es muss klare rechtliche Anhaltspunkte geben, denn Gerichte entscheiden nicht was ‚richtig‘ ist, sondern was rechtmäßig ist. Wir sind zu der Auffassung gekommen, dass die Planung zur A26 Ost im Konflikt mit dem Gesetz steht. Dass der Bau der Autobahn überhaupt noch zur Debatte steht, ist der fehlenden Weitsicht der politisch Verantwortlichen geschuldet. Die Belange des Umwelt- und Naturschutzes werden in der öffentlichen Abwägung noch immer viel zu selten adäquat berücksichtigt“, heißt es von BUND und Nabu.
Vor allem im ersten Abschnitt bei Moorburg seien die Auswirkungen auf die Natur erheblich. Wertvolle Biotopflächen, die ein attraktiver Lebensraum für zahlreiche teils bedrohte Pflanzen- und Tierarten sind, darunter auch Moor- und Torfböden, werden dort zerstört. Ersatz für die Natur soll es 15 Kilometer entfernt im Hamburger Osten geben. „Dabei kann ein ökologischer Ausgleich nur dann wirksam sein, wenn er in räumlicher Nähe stattfindet. So ist es auch rechtlich vorgesehen.“
Tatkräftige Unterstützung kommt direkt aus dem Elbdorf Moorburg. Am Dienstagmorgen protestierten die Erzieherinnen der örtlichen Kita zusammen mit ihren kleinen Schützlingen in Harburg gegen die Pläne. Sie übergaben selbstgebastelte Moorfrösche an einem Infostand der Bauplaner (Deges) für die A26 Ost.
Autobahn durch den Hafen: Verbände für alternative Route
Das Projekt konterkariere zudem die Hamburger und bundesdeutschen Klimaziele. Der Bau neuer Autobahnen führe immer zu mehr Verkehr. Für eine echte Verkehrswende müssten Pendlerströme auf die Schiene verlagert werden. Im Ergebnis bedeute der aktuelle Trend mehr Verkehr mit weiter steigenden CO2-Emissionen und zugleich eine mangelnde Geschwindigkeit bei der Mobilitätswende.
Hinzu komme der Bau einer riesigen Brücke über die Elbe, in dem große Mengen CO2 bei der Herstellung des Betons entstehen. Dabei sei völlig unklar, wie allein diese Emissionen kompensiert werden sollen.
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Sind die Verbände also ganz gegen eine neue Querung? Nein, sie wollen nur stattdessen bestehende Strecken ertüchtigen: Eine taugliche Ost-West-Verbindung lasse sich auf dem nur wenige Kilometer nördlich gelegenen Veddeler Damm organisieren.
Diese ursprünglich geplante Alternative werde im aktuellen Verfahren nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei setze der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) vor allem auf Erhalt vor Neubau. Weil zudem eine neue Köhlbrandquerung sowieso gebaut werden muss, ist nach Auffassung von BUND und NABU ein Ausbau der zentralen Haupthafenroute infrastrukturell, finanziell und ökologisch angemessen.
„Zu allem Überfluss zerschneidet das antiquierte Autobahnvorhaben auch noch die zur Entwicklung einer klimaneutralen Wasserstoffwirtschaft herausragend bedeutsame Fläche mitten im Hamburger Hafen: die Hohe Schaar. Als würde es den Ukraine-Krieg, Fragen der Versorgungssicherheit, die angestrebte Energiewende und die Klimakrise nicht geben. Politisch fährt man mit der A26 Ost nicht nur die Verkehrswende vor die Wand, sondern auch eine zukunftsgerechte Hafenentwicklung“, so BUND und NABU.
Der Industrieverband Hamburg bedauerte die Klageankündigung. „Das Klagerecht sollte nicht ideologisch zur Blockade missbraucht werden“, erklärte der Verbandsvorsitzende Matthias Boxberger. „Es ist außerdem fraglich, warum die Umweltverbände auf die Durchführung einer Klage bei der viel längeren A26-West verzichtet haben, aber nun bei dem letzten Teilstück, bei dem der Natureingriff viel geringer ist und im Wesentlichen Industrie- und Gewerbeflächen für den gesamten Bau betroffen sind, doch klagen wollen.“ Die A26-Ost bündele den weiträumigen Hafenverkehr und entlaste die innerstädtischen Quartiere von Verkehr und damit von Lärm- und Schadstoffemissionen. (mit dpa)