Fabian Hürzeler in Winterkleidung mit Trillerpfeife im Mund
  • Trotz Kälte und Regen wäre Fabian Hürzeler lieber in Hamburg geblieben, anstatt nach Mallorca zu flüchten.
  • Foto: WITTERS

Wie St. Pauli sich gegen Kritik am Mallorca-Trip wehrt

Es war halbwegs erwartbar, dass die Entscheidung für kontroverse Reaktionen sorgen würde. Nicht alle rund um den FC St. Pauli bedenken den für die kommende Woche avisierten Trip in eine Art Kurztrainingslager nach Mallorca mit kompletter Zustimmung. Aber zum einen lieferte Coach Fabian Hürzeler am Donnerstag noch einmal eine ausführliche Begründung, zum anderen stellt sich der Klub den Vorwürfen, die sich vor allem in Richtung Klimabilanz bewegen.

„Dass jetzt alle aufstehen und tosenden Applaus spenden, haben wir nicht erwartet“, sagte Patrick Gensing, Chef der Medienabteilung. Man habe versucht, es argumentativ zu erklären, beispielsweise auch eine Mobilitätsanalyse erstellt. „Und dabei kommt zum Beispiel heraus, dass die Reiseaktivitäten der Mannschaft bei einem Fußballspiel nur einen sehr geringen Teil ausmachen. Nichtsdestotrotz kompensieren wir das natürlich auch, und uns ist auch klar, dass wir uns in einem Feld bewegen, in dem es Widersprüche gibt.“ Man versuche im Rahmen dessen, was der Klub im Profifußball tut, so nachhaltig wie möglich zu agieren. „Dieser Diskussion stellen wir uns auch.“

St. Pauli ohne viele Ausweichmöglichkeiten für Trainingsplätze

Wenn es nach Fabian Hürzeler gegangen wäre, hätte es die spontane Reise nicht gebraucht. „Natürlich wäre ich lieber hier geblieben, weil alles andere sind Zusatzbelastungen für die Spieler, für den Staff. Aber – so ehrlich muss man sein und da können wir auch gerne die beiden Spiele vom Mittwoch nehmen – auch andere Vereine haben diese Probleme.“ Das Bundesliga-Nachholspiel Mainz gegen Union (1:1) hätte stellenweise nichts mehr mit Fußball zu tun gehabt, die Pokalpartie zwischen Saarbrücken und Mönchengladbach war wegen der Witterungsbedingungen gar abgesagt worden. „Das zeigt uns, dass es höhere Mächte gibt.“

Und deren Einfluss soll, vor allem mit Blick auf die große Aufstiegschance, so gering wie möglich gehalten werden. „Es gibt nicht die große Auswahl an Ausweichmöglichkeiten in Hamburg, weil jeder Verein die gleichen Probleme hat“, erklärte der 30-Jährige. Eine Woche lang auf Kunstrasen zu trainieren, sei aus gesundheitlichen Gründen auch nicht umsetzbar. Darum heißt es nun eben ab auf die Balearen-Insel.

Verletzungsgefahr auf St. Paulis eigenen Plätzen zu hoch

„Wir haben es möglichst lange hinausgezögert, aber wer den Platz gesehen hat, der versteht dann auch die Maßnahme“, ergänzte Hürzeler und beschrieb den Zustand des in der Tat komplett entstellten Untergrunds: „Da ist wenig Grün, das hat kaum etwas mit einem echten Fußballplatz zu tun.“ Für ihn als Trainer mache das zwar keine Unterschiede, weil er trotzdem versuche, die Inhalte durchzubekommen. „Aber es ist auch ganz klar: Je glitschiger, je unebener ein Boden ist, desto größer die Gefahr einer Verletzung.“ Es sei eine Entscheidung im Sinne des Erfolgs des Vereins, „und im Sinne des Erfolgs heißt auch, dass wir alle Spieler gesund brauchen“.

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Und die Wahl Mallorca war auch relativ schnell plausibel dargelegt. „Wir haben ein Hotel gefunden, das zu uns passt. Es ist kein Trainingslager in dem Sinne, wir können dort unsere Abläufe beibehalten.“ Vor allem aber habe Mallorca, „auch weil RCD (spanischer Erstligist, d. Red.) uns die Möglichkeit gibt, dort zu trainieren, einfach die besten Bedingungen.“

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