Toni Kroos für Deutschland mit Joshua Kimmich.
  • Bald werden Toni Kroos und Joshua Kimmich wieder gemeinsam für Deutschland auflaufen.
  • Foto: picture alliance / SvenSimon | Elmar Kremser

Von „passt perfekt“ bis „Armutszeugnis“: Kroos-Comeback bewegt die Gemüter

Toni Kroos verkündete am Donnerstag via Instagram, dass er sein Comeback in der deutschen Nationalmannschaft geben wird. Bundestrainer Julian Nagelsmann begrüßt die Entscheidung, obwohl er den ohnehin harten Konkurrenzkampf im DFB-Mittelfeld damit noch weiter anheizt. Und trotz den euphorischen Reaktionen vieler Fans sind nicht alle Experten von der Kroos-Entscheidung begeistert. Ein Ex-Nationalspieler sieht die Rückkehr des Weltmeisters als „ganz brisantes und heikles Thema“.

Nagelsmann erwartet keine Widerstände aus dem Kreis der Nationalmannschaft gegen die Rückkehr von Toni Kroos nach knapp drei Jahren. „Ich habe mit vielen Spielern vorab telefoniert und genau zugehört, ob da einer ein Problem mit Kroos haben könnte. Im Gegenteil! Alle waren sehr positiv“, sagte der 36-Jährige dem „Spiegel“.

Nagelsmann mit klarer Ansage an Kimmich

Diese Haltung sehe er auch bei Bayern Münchens Joshua Kimmich, der wie Kroos seine Lieblingsposition im Mittelfeld hat. Der 29 Jahre alte Kimmich hätte auch ohne die Rückkehr des fünf Jahre älteren Profis von Real Madrid als Rechtsverteidiger agiert, sagte Nagelsmann. „Bei der Nationalmannschaft muss man sich unterordnen. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das.“

Nach 106 Länderspielen war Kroos 2021 nach dem Achtelfinal-Aus gegen England bei der EM aus dem Nationalteam zurückgetreten. Nun will er schon bei den Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande im März wieder für die DFB-Auswahl auflaufen – und dann auch bei der Europameisterschaft im eigenen Land, die für das Nagelsmann-Team am 14. Juni in München gegen Schottland beginnt.

Verhilft Kroos dem DFB-Team zu alter Stärke? Bierhoff ist sich sicher!

Der frühere DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff ist sich sicher: „Toni Kroos gehört zu den besten Mittelfeldspielern der Welt und macht jede Mannschaft stärker. Seine Erfahrung, Qualität und Führung werden eine Bereicherung für die Nationalmannschaft sein und ich bin mir sicher, dass er der Mannschaft einen Hype verleihen wird.“

„Er wird als Verbindungsspieler im Mittelfeld perfekt in das Team passen, das wir im Kopf haben. Er wird uns guttun mit seiner Erfahrung und Routine“, sagte der Bundestrainer. „Toni hat einen sehr klaren Blick auf den Zustand unserer Nationalmannschaft. Mit jedem weiteren Gespräch habe ich bei ihm eine zunehmend größere Begeisterung dafür gespürt, trotz seines eigentlichen Rücktritts doch bei der Heim-EM dabei zu sein und uns zu unterstützen.“

Matthäus fordert Achse aus Kroos, Gündogan und Bayern-Stars

Derweil äußerte sich auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zur Kroos-Rückkehr mit klaren Worten: „Wir brauchen ihn als Führungsspieler. Toni Kroos muss gesetzt sein, muss der verlängerte Arm des Trainers sein – zusammen mit Gündogan, Neuer, Goretzka oder Müller“, sagte der Weltmeister von 1990 bei RTL.

Matthäus glaubt, dass Kroos mit dem DFB-Team noch etwas gutmachen will. „Er hat selbst die letzten Turniere mit Deutschland schlecht gespielt, die WM in Russland und die EM in England. Es waren keine Turniere, die zu einem Toni Kroos passen, einem der besten Spieler, die wir je in Deutschland hatten. Ich glaube, dass er vielleicht die Nationalmannschaftskarriere zum Abschluss mit einem Titel krönen möchte“, sagte er.

Hansi Müller: „Das ist ein Armutszeugnis!”

Doch längst nicht alle Reaktionen auf die Kroos-Rückkehr fielen positiv aus. Der ehemalige Nationalspieler Hansi Müller kritisiert die anderen Mittelfeldspieler der DFB-Auswahl. „Es ist natürlich auch ein Stück weit ein Armutszeugnis für die aktuellen Mittelfeldspieler, dass ein Spieler, der zurückgetreten ist, jetzt wieder aktiv wird“, sagte Müller der Mediengruppe „Münchner Merkur/tz“. Das Comeback des Real-Profis sei „ein ganz brisantes und heikles Thema“.

Kroos selber lobte Müller in den höchsten Tönen. „Nach wie vor halte ich Toni Kroos für einen Riesenfußballer, sonst würde er nicht für Real Madrid spielen. Er ist noch immer der Toni Kroos, den wir kennen. Er kann der Mannschaft auch weiterhelfen.“ Für den 34-Jährigen sieht der ehemalige Europameister allerdings auch ein Risiko. „Die Erwartungen an so einen Spieler sind bei seiner Rückkehr unheimlich groß. Wenn es auch mit ihm – warum auch immer – nicht funktioniert, dann ist er der große Verlierer“, sagte Müller. (mit Material von dpa und sid)

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