Sollte St. Pauli Dudziak zurückholen?
Die Debatte mutet erst einmal müßig an, ins Rollen gekommen ist sie irgendwie dennoch, wenngleich auch erst zart. Aber da der FC St. Pauli noch auf der Suche ist nach Spielern für die beiden Außenpositionen in der Mittelfeld-Raute und ein paar Kilometer weiter westlich einer keine Zukunft mehr hat, der schon mal am Millerntor zu Hause war, stellt sich schon automatisch die Frage: Würde eine Rückholaktion von Jeremy Dudziak Sinn ergeben?
Die Trennung verlief bekanntermaßen nicht geräuschlos. Als Dudziak nach vier Jahren in Braun und Weiß anno 2019 seinen Abschied gen Volkspark bekanntgegeben hatte, wurde er unter anderem beim Auswärtsspiel in Kiel mit einem wenig erheiternden Plakat von den St. Pauli-Fans verabschiedet. Nun taugt der inzwischen 25-Jährige schon vom Naturell her gar nicht zur dauerhaften Reizfigur. Und dass er kein einziges der drei Derbys, die er mit dem HSV gegen den Kiezklub gespielt hat, gewinnen konnte (bei der 0:2-Heimpleite der Rothosen fehlte er verletzt), würde sich zudem strafmildernd auswirken.
Dudziak könnte bei St. Pauli im Mittelfeld drei Positionen spielen
Rein von der sportlichen Begabung her wäre Dudziak eigentlich sogar eine Idealbesetzung, weil er beide Außen in der Raute spielen könnte und zudem auf der Zehn. Überhaupt hat er von der Veranlagung her alle Voraussetzungen, um eine Liga höher zu kicken. Aber dass er das bis heute nicht tut, lässt den Schluss zu: Es gibt Gegenargumente.
Beim HSV ist Jeremy Dudziak in Ungnade gefallen
Die Disziplingeschichte zum Beispiel. Dass Dudziak jetzt beim HSV in Ungnade gefallen ist, weil er im Quarantäne-Teamhotel zu zwei Terminen zu spät gekommen war, wird auf dem Kiez, wo man bei ihm mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte, niemanden wundern. Und gerade jetzt, wo Timo Schultz bei Braun-Weiß den Teamgeist so erfrischend revitalisiert hat, muss man nicht unnötig das Risiko eingehen, das Aufgebaute zu gefährden.
Vom Gehalt her würde Dudziak nicht in St. Paulis Gefüge passen
Und dann sprechen wir noch über Geld. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass sich der HSV und Dudziak über eine Auflösung des Vertrags (bis 2022) einigen und entsprechend eine Ablöse wegfiele, bliebe immer noch die Gehaltsklasse, derentwegen sich der Spieler ja vor zwei Jahren auch für einen Wechsel entschieden hat. Zwar sprach St. Paulis Präsident Oke Göttlich unlängst von einer ehrgeizigen Budgetplanung, das kolportierte knapp siebenstellige Jahressalär Dudziaks aber würde so gar nicht ins Gefüge am Millerntor passen.
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Unterm Strich spricht also nur überschaubar viel für eine Rückholaktion, die ja durchaus auch funktionieren könnte, wie man seit Lasse Sobiech weiß. Aber der war vielleicht der weniger begabte Fußballer als Jeremy Dudziak, passte vom Charakter und der Gesamtauffassung her aber deutlich besser zum FC St. Pauli.