Ex-HSV-Trainer Titz: „Keiner will so eine Saison noch einmal erleben“
Es war die große Krönung einer unfassbaren Aufholjagd! Am vergangenen Sonntag hatte Ex-HSV-Trainer Christian Titz die Mammutaufgabe mit dem 1. FC Magdeburg gepackt.
Nachdem der 50-Jährige den Traditionsklub Mitte Februar auf Platz 19 der 3. Liga übernommen hatte, ist jetzt nicht nur der Klassenerhalt, sondern auch die Teilnahme an der ersten Runde des DFB-Pokals in trockenen Tüchern. Die MOPO hat mit dem Ex-HSV-Trainer exklusiv über den Klassenerhalt gesprochen.
MOPO: Beim Blick auf Ihre Trainer-Historie sticht vor allem der HSV hervor. Verfolgen Sie Ihren Ex-Klub noch?
Titz: Ich habe bis heute noch zu meinen früheren Vereinen Kontakte. Von daher habe ich natürlich schon mitbekommen, wie der Saisonverlauf war. Die Saison hat wieder einmal gezeigt, wie stark die 2. Bundesliga ist.
Sie haben den 1. FC Magdeburg Mitte Februar auf einem Abstiegsplatz übernommen. In den folgenden Wochen haben Sie das Team dann auf einen Mittelfeldplatz geführt. Was war der Schlüssel für den Erfolg?
MOPO: Beim Blick auf Ihre Trainer-Historie sticht vor allem der HSV hervor. Verfolgen Sie Ihren Ex-Klub noch?
Titz: Ich habe bis heute noch zu meinen früheren Vereinen Kontakte. Von daher habe ich natürlich schon mitbekommen, wie der Saisonverlauf war. Die Saison hat wieder einmal gezeigt, wie stark die 2. Bundesliga ist.
Sie haben den 1. FC Magdeburg Mitte Februar auf einem Abstiegsplatz übernommen. In den folgenden Wochen haben Sie das Team dann auf einen Mittelfeldplatz geführt. Was war der Schlüssel für den Erfolg?
Wir sind auf eine außergewöhnlich leistungswillige Mannschaft getroffen. Alle haben sich dem Ziel Klassenerhalt untergeordnet. Die Disziplin in unserem Spiel mit und gegen den Ball war einer der Schlüssel für den sportlichen Erfolg. Wir haben nicht auf die Tabelle und die anderen Mannschaften geschaut, sondern nur auf uns selbst.
Wie geht man mit einer so verunsicherten Mannschaft, wie es der 1. FC Magdeburg zum Zeitpunkt der Übernahme war, um?
Wir haben viele Einzelgespräche geführt und auch einige Team-Building-Maßnahmen ergriffen. Vor dem Spiel in Wiesbaden hatten wir schon ein positives Gefühl, weil die Trainingseinheiten zuvor inhaltlich gut umgesetzt wurden. Wir hatten das Spiel zwar verloren, aber es war trotzdem der Wendepunkt. Die Spieler saßen nicht enttäuscht in der Kabine, sondern haben sich geärgert, dass wir trotz einer guten Leistung nicht gewonnen hatten. Mit dem darauffolgenden Auswärtssieg in Köln und den weiteren Erfolgen ist dann auch natürlich immer mehr das Selbstvertrauen gestiegen.
Fußballerisch haben Sie ein neues System beim FCM eingeführt. Welchen Einfluss hatte die veränderte Spielidee?
Wir wollten, um Spiele zu gewonnen mehr Tore erzielen, das Spiel häufiger in die gegnerische Hälfte verlagern, um dadurch mehr Torchancen zu kreieren. Durch das hohe Anlaufen wollten wir parallel den Gegner früh unter Stress setzen.
Das Sie Mitte Februar den 1. FC Magdeburg übernommen haben, kam für viele Außenstehende überraschend. Haben Sie den Verein bereits vorher verfolgt?
Ich habe zuvor die ersten drei Ligen intensiv verfolgt und gesehen, dass das Team über fußballerisches Potenzial verfügt. Mir war bewusst, dass man noch mindestens sieben Siege benötigt, um die Klasse zu halten. Dass wir dann so eine Serie gestartet haben, konnten man hingegen nicht vorhersehen. Nach dem Wiesbaden-Spiel war ich aber bereits davon überzeugt, dass wir es schaffen können.
Nach dem erfolgreichen Klassenerhalt steht nun die Sommerpause an. Für Sie sicherlich eine Zeit, in der Sie nicht weniger zu tun haben, oder? Mit welcher Zielsetzung gehen Sie in die neue Saison?
Momentan steht unsere Kaderplanung im Mittelpunkt. Wir führen noch Gespräche mit Spielern unseres aktuellen Kaders. Bevor wir uns daher klar definieren können, müssen wir unsere Kadergröße von zuletzt 32 Spielern reduzieren, den Ausgang der laufenden Gespräche abwarten und zudem die U-23-Regel beachten. Fakt ist: Alle im Verein wollen mit Sicherheit nicht noch einmal so eine Saison erleben, wie wir sie letzte Saison erleben mussten.
Gab es nach den zwei Niederlagen zum Start Zweifel, ob der FCM die Klasse halten kann?
Mit Dienstantritt hatten wir direkt eine englische Woche und nur wenig Trainingszeit. Nach der Heimniederlage gegen Verl bin ich schon nach Hause gegangen und habe mir gedacht, dass es jetzt nochmal schwerer wird. Aber ich habe schon einen großen Glauben an die Mannschaft gehabt. Es war gegen Verl nach dem frühen Platzverweis nicht leicht und auch nicht alles schlecht. Aber das ist mit dem Ergebnis so ein bisschen untergangenen.
Nach den ersten drei Spielen, die Sie mit dem Team verloren haben, fuhr die Mannschaft plötzlich Siege am laufenden Fließband ein. Was war der entscheidende Faktor dafür?
Das Team hat sich gefunden und hat eine enorme Gier nach Zu-Null-Spielen entwickelt. Die Mannschaft wollte unbedingt jedes Spiel gewinnen und wurde durch diese Einstellung getragen. Positiv war diese enorme Geschlossenheit im gesamten Verein auf allen Ebenen. Alle haben daran geglaubt, dass wir es schaffen können. Das war schon extrem. Es gab eine Masse an Menschen, die bereit waren, diesen Weg mitzugehen. Es war auch wichtig für die Spieler zu spüren, dass ihnen Vertrauen entgegengebracht wird.