• Fans feiern im Stadion von Melbourne.
  • Foto: imago images/AAP

Massen-Quarantäne in Melbourne: Kann man Superspreader an Symptomen erkennen?

Melbourne –

Zuerst feierten sie gemeinsam, dann saßen sie alleine in Isolation: Ein Fan wurde nach einem Footballspiel in Melbourne positiv auf das Coronavirus getestet. Doch nicht nur er musste in Quarantäne – tausende Zuschauer traf es ebenfalls. Sie dürfen die häusliche Isolation erst verlassen, wenn ein negatives Testergebnis vorliegt. Derweil kommt eine Studie des Virologen Christian Drosten zu dem Ergebnis, dass auch Menschen ohne Symptome eine hohe Virenlast in sich tragen und zu Superspreadern werden können. Bei Großevents eine Gefahr.

In häusliche Quarantäne müssen nun alle Zuschauer, die am Sonntag bei dem Spiel der Australian Football League (AFL) im Marvel Stadium in der Nähe der positiv getesteten Person saßen – das betrifft laut AFL etwa 40 Reihen. Zusätzlich wollen die Gesundheitsbehörden Videomaterial auswerten. So soll festgestellt werden, ob es noch weitere Kontakte gab, die eine Quarantänepflicht nach sich ziehen könnten. Bei dem Spiel zwischen Essedon und North Melbourne waren 23.000 Fans anwesend.

Australien: Tausende Football-Fans müssen in Quarantäne

Während in Deutschland gerade die ersten Fans wieder in Stadien gelassen werden, verläuft das Leben in Australien vielerorts wieder annähernd normal. Das Land hat die Corona-Pandemie gut im Griff, Tage ohne Neuinfektionen sind keine Seltenheit. Am vergangenen Dienstag wurden nur neun neue Fälle gemeldet, die Inzidenz lag bei sechs.

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Grund für die guten Zahlen sind unter anderem das harte und rasche Durchgreifen der Regierung seit Beginn der Pandemie. Zu den Maßnahmen gehören geschlossene Außengrenzen, ein strenges Quarantäneprogramm für Rückkehrer, das teilweise Abschotten der einzelnen Bundesstaaten sowie schnelle Reaktionen auf lokale Ausbrüche: So wurde beispielsweise eine ganze Stadt kurzfristig in einen dreitägigen Lockdown geschickt, nachdem sich eine Putzkraft in Brisbane (Queensland) in einem Quarantänehotel mit der britischen Virusvariante angesteckt hatte.

Drosten-Studie: Menschen aller Altersgruppen haben ähnliche Viruslast

Mit Blick auf künftige Groß-Events und die angestrebte Kontrolle über das Coronavirus stellt sich die Frage: Ist jeder Infizierte gleich ansteckend oder sind nur Menschen mit heftigen Symptomen eine Gefahr für andere? Virologe Christian Drosten von der Charité Berlin forscht seit Beginn der Pandemie zu diesem Thema.

Seine Studie wurde nun im Fachblatt „Science“ veröffentlicht. Drosten sieht sich in seiner Annahme bestätigt, dass auch Kinder andere Menschen mit dem Coronavirus anstecken können. Anhand der Daten habe man erkennen können, dass Menschen aller Altersgruppen (mit Ausnahme der Null- bis Fünfjährigen) ungefähr eine gleiche Viruslast hätten, so Drosten im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“.

Die Studie untermauert zudem die Annahme, dass allerdings ein relativ kleiner Teil der Infizierten für besonders viele Ansteckungen sorgt. Der Virologe schildert, dass es in allen Altersgruppen Infizierte mit außergewöhnlich hohen Viruslasten gibt. In der Studie betraf dies etwa neun Prozent der untersuchten Fälle.

Infizierte mit hoher Viruslast nicht an Symptomen erkennbar

Tückisch: Diese Infizierten lassen sich nicht aufgrund von besonders starken Symptomen erkennen. Laut Drosten befinden sich unter den Infizierten mit hoher Viruslast in „erheblichem Umfang“ Menschen, die im gesamten Krankheitsverlauf maximal milde Symptome bekamen – manche von ihnen hätten gar keine Krankheitszeichen aufgewiesen.

Gesund wirkende Infizierte können demnach leicht zu sogenannten Superspreadern werden. Daher betonen die Wissenschaftler in ihrem Studien-Fazit die Bedeutung von Maßnahmen wie Social Distancing und das Tragen einer Maske. Ein weiteres Ergebnis der Arbeit: „Das Maximum der Virus-Aussscheidung liegt ein bis drei Tage vor dem Symptombeginn“, so Drosten. Deshalb sei das Virus auch so schwer zu kontrollieren.

Mit Blick auf die grassierenden Virusmutationen zeigt die Studie zudem, dass Menschen, die mit der in Großbritannien entdeckten Variante B.1.1.7 infiziert sind, offenbar ansteckender als andere Infizierte sind. Die Viruslasten seien hier um den Faktor 10 erhöht, so Drosten. Das sei beachtlich. 

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