Hamburgs Tauben-Revolution: So will die Stadt das Elend in den Griff bekommen
Am Hamburger Hauptbahnhof unachtsam eine Pommes vom Pappteller fallen lassen, und schon stürzen sich die Tauben darauf. Die Tiere sind an Hamburgs Bahnhöfen allgegenwärtig, vermehren sich in enormem Tempo und verteilen überall ihren Kot. Deshalb sind sie in den vergangenen Jahren zu einem Dauerstreitthema geworden. SPD und Grüne wollen jetzt eine radikale Änderung.
In einem aktuellen Antrag fordert die rot-grüne Regierungskoalition konkret, sowohl drei Taubenschläge am Hamburger Hauptbahnhof als auch drei weitere am Bahnhof Altona aufzustellen. So soll nicht nur das Problem mit dem Dreck in den Griff bekommen, sondern auch die Zahl der Stadttauben reduziert werden.
Hamburg: Rot-Grün will mehr Taubenschläge an Bahnhöfen
Der Verein Hamburger Stadttauben fordert das bereits seit Jahren: Tauben seien eben keine Wildtiere, sondern auf den Menschen angewiesen. „Sie fressen die Reste, die sie vor allem an Bahnhöfen finden, um nicht zu verhungern. Aufgrund dieser schlechten Ernährung verteilen sie aber ihren flüssigen Kot überall“, erklärte Vorstandsmitglied Dirk Schattner der MOPO bereits bei einem Besuch im bislang einzigen Taubenschlag am Hauptbahnhof.
Dort bekommen die Tauben seit 2016 für sie geeignetes Futter und können ihr Geschäft verrichten. Kapazität hat der Raum für 140 bis 200 Tauben, laut Schattner fliegen hier aber täglich bis zu 600 ein und aus. „Tauben sind sehr ortsgebunden, deshalb können sie nicht einfach umgesiedelt werden“, erklärte er. „Dadurch können wir aber erreichen, dass die Tauben ein würdiges Leben führen und dass sich die Reisenden nicht mehr gestört fühlen.“
Der Taubenschlag wird derzeit von etwa 30 Ehrenamtlichen des Vereins gereinigt. Die Mitglieder tauschen auch regelmäßig die Eier durch Gipsatrappen aus. So lässt sich die Population der Tauben in den Griff bekommen. Die echten Eier werden dann an die Wildtierhilfe gegeben und dort verfüttert.
Dreijährige Testphase für die Taubenschläge in Hamburg
Nach diesem Vorbild sollen jetzt in einem dreijährigen Pilotprojekt sechs weitere Taubenschläge am Hauptbahnhof und Altona gebaut werden. Lisa Maria Otte, Tierschutzsprecherin der Hamburger Grünen, bezeichnet das als „einen Durchbruch für den Umgang mit Stadttauben in unserer Stadt“. Die Politikerin setzt sich bereits seit Jahren für mehr „Tauben-Hotels“ ein. „So wird es künftig weniger, aber gesündere Tauben geben.“
Auch Markus Schreiber, SPD-Abgeordneter aus St. Georg, spricht von einem „großen Schritt für mehr Sauberkeit an Hamburgs Bahnhöfen, der auch dem Tierwohl zugute kommt.“ Die Taubenschläge könnte zum Beispiel von der Stadtreinigung betreut werden, für den Betrieb sind jährlich 350.000 Euro vorgesehen. Über den rot-grünen Antrag entscheidet die Bürgerschaft in ihrer Sitzung am 13. März.
Verantwortlich für die Umsetzung sind die jeweiligen Bezirke Hamburg-Mitte und Altona. Letzterer sucht allerdings bereits seit Jahren nach geeigneten Standorten. Laut Sprecher Mike Schlink bewege man sich „stetig in Richtung Ziel“. Die finalen Gespräche stünden allerdings noch aus. Vorgeprescht war im vergangenen Jahr der Bezirk Hamburg-Nord, dort wurde im September 2023 ein erster Taubenschlag eröffnet.