Nach Pleite: Wie wahrscheinlich ist ein St. Pauli-Absturz wie vor zwei Jahren?
Der unerschütterliche Glaube an das Gute ist den Menschen, die es mit dem FC St. Pauli halten, per se nicht in die Wiege gelegt. Man leidet gern und viel, Zweifel sind omnipräsent. Und so ist es nur logisch, dass man sich nach dem 1:3 auf Schalke zu Vergleichen veranlasst sieht zur Saison 2021/22, als der Kiezklub lange durch die Liga marschierte, um im Lauf der Rückrunde noch alles herzuschenken. Aber ist das wirklich angebracht?
Am 24. Spieltag vor zwei Jahren hatte Braun-Weiß mit einem 3:1 in Ingolstadt Rang drei manifestiert, stand bei 44 Zählern. Es waren allerdings erst die Punkte sechs, sieben und acht in einer Rückrunde (aktuell sind es bereits 15), in der es zuvor erst einen Dreier gegeben hatte. Eine Parallele zum jetzigen Zeitraum lässt sich dennoch finden.
Smith verletzte sich in 2022 und fiel für sechs Spiele aus
Denn die Konkurrenz hatte seinerzeit das St. Pauli-System, das für eine furiose erste Saisonhälfte gesorgt hatte, ausgelesen. Die Gegner hatten Mittel und Wege gefunden, das 4-4-2 mit Raute und prägenden Figuren wie Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller in Schach zu halten. Auch dieser Tage hat man sich andernorts schlau gemacht, wie man des Kiezklubs Spielaufbau ausbremsen und/oder blockieren kann. Düsseldorf (im Pokal), Magdeburg, Kiel und zuletzt eben Schalke haben Blaupausen mit unterschiedlichen Ansätzen geliefert.
Und einen Punkt gibt es noch, der einem Déjà-vu gleichkommt. 2022 verletzte sich Eric Smith am 27. Spieltag gegen Heidenheim, die Folge: Von den folgenden sechs Partien ohne den Schweden gewann St. Pauli keine einzige. Soweit ist es aktuell aber noch nicht einmal im Ansatz.
Die Verletzung des Schweden ist weniger schlimm als befürchtet
Ja, man hat auf Schalke enttäuscht und verloren. Aber eben erst zum zweiten Mal in dieser Saison. Und auch wenn der Smith-Ausfall eine Zäsur darstellt, muss das beileibe nicht heißen, dass das Fehlen eines Spielers gleich das gesamte Kartenhaus zum Einsturz bringen wird. St. Pauli ist auch beim 2:2 in Paderborn und beim 2:0 in Elversberg ohne seinen Fixpunkt gut klargekommen, der – wenn alles gut läuft – schon nach der Länderspielpause sein Comeback feiern könnte. Die durchaus vorhandenen Befürchtungen, Smiths Verletzung wäre sehr gravierender Natur, bestätigten sich glücklicherweise nicht.
Zudem ist es Fabian Hürzeler absolut zuzutrauen, die taktische Herangehensweise in den entscheidenden Nuancen zu variieren. Und dann gibt es da noch einen gewaltigen Unterschied, der selbst notorischen Schwarzmaler:innen Hoffnung geben sollte. Mit der Niederlage am Freitag hatte St. Pauli die Verfolger herzlich eingeladen, doch wieder etwas kuscheliger zusammenzurücken – und kein einziger ist diesem Aufruf gefolgt.
30 Punkte sind in dieser Saison noch zu vergeben
Vielmehr ist durch die Resultate des HSV, von Fürth, Hannover, Paderborn und Düsseldorf der Vorsprung auf Relegationsplatz drei (sieben Zähler) bzw. den ersten Nichtaufstiegsplatz (satte zehn Zähler) konstant geblieben – bei einem Spieltag weniger, der noch zu gehen ist.
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Bei 30 noch zu vergebenen Punkten kann man sich ausrechnen, wie makellos die Konkurrenz, die sich noch gegenseitig Zählbares abnimmt wie zum Beispiel am Freitag beim Duell zwischen Düsseldorf und dem HSV, für eine Aufholjagd performen muss. Und dass es St. Pauli vor allem zu Hause (gegen Hertha, Paderborn, Elversberg, Rostock, Osnabrück) selbst in der Hand hat, allen Zweifler:innen die Argumente zu entziehen.