St. Paulis Versprechen für den Aufstieg: „Keiner lehnt sich zurück“
Die Raketen sind gezündet. Menschen, die es mit dem FC St. Pauli halten, sind bereit zum Abheben nach diesem 25. Spieltag, an dessen Ende der souveräne Tabellenführer einen Zehn-Punkte-Vorsprung auf Platz drei mit auf die Zielgerade der Saison nimmt. Die Protagonisten hingegen kleben mit Betonschuhen auf dem Boden der Tatsachen. Und es mag paradox klingen, aber die Glaubhaftigkeit, mit der sie sich von Bundesliga-Träumereien distanzieren, ist weiterer Sprit in den Tank der Fans.
Mit 51 Punkten, das weiß auch Jackson Irvine, ist noch niemand am Ende einer Spielzeit aufgestiegen. „Natürlich wissen wir um die Tabellensituation“, räumte der Kapitän nach dem souveränen 2:0 gegen Hertha BSC ein, „aber wir sind auf den Prozess fokussiert. Es langweilt wahrscheinlich, das jede Woche zu hören, aber wir schauen uns wieder das aktuelle Spiel an, was wir besser als letzte Woche gemacht haben. Wir versuchen zu wachsen und besser zu werden“.
Ein Satz, der wie eine Drohung daherkommt. 51 Zähler hat Braun-Weiß auf der Habenseite – Vereinsrekord zu diesem Zeitpunkt der Saison. Deren 50 waren es anno 2011/12, als man am Ende mit 62 Punkten Vierter wurde. Und in der Aufstiegsserie 2009/10 hatte der Kiezklub 46 Zähler, um am Ende mit 64 als Zweiter hochzugehen.
Zahlen und Rechenspiele, gemacht für Medien und Fans, aber nicht für Profis und deren Trainer. „Die Liga ist unfassbar ausgeglichen“, mahnte Fabian Hürzeler zum x-ten Mal und fragte rhetorisch: „Wer hat mit einem 1:4 von Fürth gegen Elversberg gerechnet?“ Es gehe immer darum, in jedem Spiel, das Momentum zu erarbeiten. „Und das wird immer wieder von neuem losgehen.“
St. Paulis Gegner werden zusehends flexibler
Zumal die Gegenwehr wächst, die Stilmittel der Kontrahenten unberechenbarer werden. „Wir müssen auf alle Mittel des Gegners eingestellt sein“, wusste Hürzeler und brachte Beispiele an. „Schalke hatte vor dem Spiel gegen uns noch nie Mann-gegen-Mann gepresst, Hertha noch nie im 4-5-1 oder wie später mit der Raute gespielt.“ Es sei eine Herausforderung, darauf im Spiel zu reagieren, „und es ist auch ein Entwicklungsschritt. Denn das ist nicht einfach“.
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Und dann gibt es ja noch relativ frische Blaupausen dafür, wie man es nicht machen sollte. „Wir haben nach Kiel gedacht, das wird ein Selbstläufer“, kritisierte der Coach. Und jetzt sei die Gefahr erneut gegeben. Bestes Gegenmittel: „Da musst du am Boden und demütig bleiben, noch härter arbeiten in der Woche davor und in den Details besser sein. Das verlange ich einfach von meinen Spielern.“
St. Paulis Hauke Wahl lobt Mentalität des Teams
Und die hat er von der Herangehensweise längst überzeugt. „Es ist ein schönes Polster, was wir jetzt haben“, sagte Hauke Wahl. „Das haben wir uns erarbeitet, aber die Saison ist noch lange nicht zu Ende. Da werden noch einige schwere Aufgaben auf uns warten und es ist einfach die Mentalität der Mannschaft, dass sich keiner zurücklehnt.“ Worte, die Hürzeler genauso gerne vernehmen wird wie der zum Abheben bereite Anhang.