Die Promenade in Palma war zeitweise proppenvoll.
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Tausende feiern bei Saufgelagen auf Mallorca – Polizei machtlos

Das hatte man befürchtet: Erst vor wenigen Tagen war auf Mallorca die Corona-bedingte Ausgangssperre aufgehoben worden – am Wochenende ist es deshalb zu unschönen Szenen gekommen. Vielerorts auf der Insel gab es illegale Trinkgelage mit Tausenden Beteiligten. Das rief die Polizei auf den Plan – die nicht immer Herr der Lage war.

Seit Monaten galt auf Mallorca wie auch in anderen Landesteilen Spaniens eine nächtliche Ausgangssperre – bis Ende vergangener Woche. Nun dürfen sowohl Einheimische als auch Touristen wieder die ganze Nacht draußen bleiben. Und das nutzten Hunderte am Wochenende direkt aus. An mehreren Orten auf der Insel gab es illegale Trinkgelage – bereits die dritte Nacht in Folge.

Alkohol, Dauerbeschallung und Megafone

Wie die „Mallorca Zeitung“, das Online-Portal „Cronica Balear“ und das „Mallorca Magazin“ berichteten, feierten am Donnerstag, Freitag und Samstag Tausende Menschen unter anderem in Palma, Santa Catalina, Ca Feixina-Park und im Industriegebiet Son Castelló. Vor allem an der Playa de Palma zwischen den Balnearios 5 und 8 „floss der Alkohol in Strömen“, schrieb die „Mallorca Zeitung (MZ)“. Allein rund um die Schinkenstraße sollen sich laut „Mallorca Magazin (MM)“ in der Nacht auf Samstag bis zu 10.000 Menschen versammelt haben.

Das Problem: Ein Großteil der bekannten und beliebten Feierlokale darf derzeit nur im Freien Gäste bewirten – und das auch nur unter Auflagen. Da diese teilweise nicht eingehalten wurden, musste die Polizei in allen Nächten einige Lokale räumen – was noch mehr Menschen zum Feiern auf die Promenade und in die angrenzenden Straßen trieb.

Ein Großteil der Beteiligten stammte den übereinstimmenden Berichten zufolge aus Deutschland. Aber auch Einheimische und Touristen aus anderen Ländern feierten mit. „Viele der zumeist jungen Feiernden waren sichtlich angetrunken, mitgebrachte Megafone sorgten für ständige Beschallung, am Boden und auf der Strandmauer blieben Flaschen und Müll liegen“, berichtete die „MZ“. 

Illegale Trinkgelage am Ballermann: eine „Machtdemonstration des Partyvolks“

Die Polizei war zwar präsent, mit der schieren Masse an Menschen jedoch überfordert. „Wir hätten wenigstens 1000 Beamte gebraucht, um das Gebiet räumen zu können“, zitierte das „MM“ einen Polizeisprecher. Vor Ort sollen aber nur um die 50 Polizistinnen und Polizisten gewesen sein. 

Um derartige Eskalationen zu vermeiden, hatte die Regionalregierung eigentlich ein Alkoholverbot rund um die Playa de Palma verhängt, das auch nach Ende der Ausgangssperre gelten sollte. Auch die Maskenpflicht und das Abstandsgebot wurden verlängert – was jedoch kaum einen der Feiernden interessierte. Die „MZ“ sprach bereits am Freitag von einer „Machtdemonstration des Partyvolks“.

Eigentlich will Mallorca weg vom billigen Sauf- und Partytourismus

Die unschönen Szenen erinnern an Bilder aus dem vergangenen Sommer: Damals feierten Tausende Touristen, überwiegend aus Deutschland und Großbritannien, in den einschlägigen Lokalen auf Mallorca wilde Partys – allen Corona-Einschränkungen und Ermahnungen der Behörden zum Trotz.

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Ohnehin will man auf Mallorca eigentlich weg vom billigen Sauf- und Partytourismus. Man wünsche sich stattdessen viele Familien, Sport-, Kultur- und Gastronomieurlauber, sagte die Regierungschefin der Inseln, Francina Armengol vor wenigen Wochen über den sachten Neustart nach der Corona-Pandemie. Die erzwungene Zwangspause sei eine Chance, „den Exzesstourismus hinter uns zu lassen“.

Aber: „Spätestens jetzt dürfte auch klar sein, dass diejenigen, die das Ende des Ballermanns haben kommen sehen, sich definitiv getäuscht haben“, kommentierte die „MZ“. Das Problem: „Egal, wie sich die Playa de Palma in den vergangenen Jahren zum Positiven gewandelt hat. Die Besucher haben sich nicht verändert“. (mik)

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