Die Paul-Roosen-Straße
  • Im Sommer 2022 kochte der Ärger der Anwohner in der Paul-Roosen-Straße hoch (Archivbild).
  • Foto: Patrick Sun

Streit zwischen Anwohnern und Gastronomen: St. Pauli bekommt „Nachtbeauftragten“

Anfang des Jahres verdichteten sich die Hinweise, jetzt steht es fest: Der Stadtteil St. Pauli soll einen sogenannten „Nachtbeauftragten“ bekommen. Auslöser für die Idee sind Streitigkeiten zwischen Anwohnenden und Gastronomen in der Paul-Rosen-Straße gewesen. Die MOPO erklärt, welche Aufgaben der Beauftragte haben wird – und was er kosten soll.

Der Nachtbeauftragte ist ein Pilotprojekt und soll ein Vermittler zwischen den Interessen von Anwohnern, Gastronomen und der Kulturszene sein. „Dabei ist es die Aufgabe des Nachtbeauftragten, frühzeitig Problemlagen zu erkennen und in ihnen zu vermitteln, gleichzeitig aber auch die aktive Förderung der Kulturszene“, heißt es in einer Mitteilung der Koalitionsparteien SPD, CDU und FDP im Bezirk.

Die MOPO berichtete schon Mitte Januar über die Idee. Jetzt hat die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte am Donnerstagabend einen entsprechenden Antrag beschlossen.

Ein Nachtbeauftragter für St. Pauli

Unterstützt wird er von einer Lenkungsgruppe aus Experten der Polizei, der Stadtreinigung Hamburg, Vertretern und Vertreterinnen der Nachtkultur und der Anwohnerschaft. Außerdem sollen auch Fachbehörden in den Prozess integriert werden.

Die Bezirksverwaltung wird die Stelle des „Nachtbeauftragten“ extern ausschreiben. Es können sich Einzelpersonen, Initiativen oder Vereine darauf bewerben. Für den Pilotbetrieb im Jahr 2024 stellt die Bezirksversammlung auf Beschluss der Koalition am Donnerstag 40.000 EUR zur Verfügung.

„Nur gemeinsam ist St. Pauli stark“

Die Erfahrungen aus dem Projekt sollen später Erkenntnisse für weitere Quartiere und Bezirke, beispielsweise die Sternschanze im Bezirk Altona bieten. Hat das Projekt Erfolg, könnte eine langfristige Finanzierung womöglich über die Stadt erfolgen. „Nur gemeinsam ist St. Pauli stark und bleibt für alle der vielfältige, einzigartige Kiez“, sagt Oliver Sträter, SPD-Fraktionschef in Hamburg-Mitte.

„Viele Konflikte müssen gar nicht erst entstehen, wenn man frühzeitig aufeinander zugeht. Diese Vermittlerrolle wird von zentraler Bedeutung sein“, ergänzt CDU-Fraktionschef Gunter Böttcher. „Mit unserem Antrag wollen wir die lebendige Gastronomie und Clubszene im Stadtteil unterstützen und gleichzeitig die Interessen der Anwohnerschaft wahren“, so Timo Fischer, FDP-Fraktionschef.

Ärger in der Paul-Roosen-Straße

2022 hatten sich die Anwohner der Paul-Roosen-Straße gegen den Lärm der umliegenden Gaststätten gewehrt. Die Initiative „Pauli wohnt!“ rief zum Widerstand gegen die Außengastronomie auf, von „Belagerung“ und einem „Kipppunkt“ war die Rede. „Es ist einfach viel zu laut hier geworden“, sagte eine junge Anwohnerin damals zur MOPO. „Hier wohnen halt auch Menschen. Das vergessen viele, die hier nur zum Trinken herkommen.“

Lärm-Ärger in der Paul-Roosen-Straße. In den Fenstern hängen gelbe Schilder mit der Aufschrift „Pauli wohnt!“. Patrick Sun
Lärm-Ärger in der Paul-Roosen-Straße. In den Fenstern hängen gelbe Schilder mit der Aufschrift „Pauli wohnt!“.
Lärm-Ärger in der Paul-Roosen-Straße. In den Fenstern hingen im Sommer 2022 gelbe Schilder mit der Aufschrift „Pauli wohnt!“.

Der Kernkonflikt drehte sich damals um die Erweiterung der Außenflächen für die Gastronomie. Wegen der Pandemie hatten die Gastronomen ihre Stühle und Tische auch auf Parkflächen aufstellen dürfen. Inzwischen gilt diese Regel zwar nicht mehr, doch Debatten gibt es weiterhin.

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Um Lösungen zu finden, richtete der Bezirk drei sogenannte Micro-Workshops ein, in denen sich alle Betroffenen zur Nutzung des Straßenraums austauschen konnten. Eine der Ideen, die daraus entstanden, ist der Nachtbeauftragte. (abu)

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