Sternbrücke: Gerichtserfolg für die Abriss-Gegner
Teilerfolg vor Gericht für die Abriss-Gegner im Kampf um die fast 100 Jahre alte Sternbrücke: Auf Anraten des Oberverwaltungsgerichts hat die Deutsche Bahn am Freitag verbindlich erklärt, bis zum 1. Mai keine denkmalgeschützten Bauwerke abzureißen. Die Aktivisten feiern den Etappensieg, wollen aber eine komplette Neuplanung erreichen und die von der Bahn geplante „Monsterbrücke“ stoppen.
Der Verband Prellbock Altona e.V und die Initiative Sternbrücke hatten einen Eilantrag gegen den Abriss der Sternbrücke gestellt sowie einen Antrag auf einen Baustopp. Die Anträge hat das Oberverwaltungsgericht angenommen und hat deutlich gemacht, dass die Bahn keine geschützte Gemäuer platt machen sollte, bevor die Kammer über den 70 Seiten dicken Eilantrag entschieden hat. Sechs Wochen, so lange wollen die Richter sich Zeit nehmen.
Nach der Zusage der Bahn, kein Haus unter Denkmalschutz vor dem 1. Mai abzureißen, wurde ein Antrag auf einen völligen Baustopp noch vor dem Wochenende inzwischen wieder zurückgezogen, wie ein Sprecher von Prellbock Altona bestätigte. „Wir sind offen für eine weitere Diskussion mit der Politik“.
Abrissbagger waren schon in Stellung gebracht
Dabei waren die Abrissbagger der Bahn schon in Stellung gebracht, eines der denkmalgeschützten Häuser, ein früheres Hostel, hat schon kein Dach mehr. Denn: Eigentlich lief am Freitag die vierwöchige Gnadenfrist ab, die das Unternehmen den fünf kleinen Zwanziger-Jahre-Häusern eingeräumt hat, als Entgegenkommen an die unverdrossenen Kämpfer. Nun sind die historischen Gebäude erst einmal gerettet, ebenso die Backstein-Katakomben unter der Brücke. Die Bahn will die Räume, jahrzehntelang Treffpunkt der Hamburger Musikszene, verfüllen.
Die Brücken-Retter sind erfreut über den Etappensieg: „Es ist bisher nur ein Aufschub, zeigt aber, dass unser Eilanantrag Hand und Fuß hat“, sagt Marlies Thätner, Sprecherin der Initiative Sternbrücke, zur MOPO.
Häuser ohne Denkmalschutz können abgerissen werden
Es gibt aber einen Wermutstropfen: Die Häuser Max-Brauer-Allee 213 bis 217 und der Stresemannstraße 117 fallen nicht unter das Moratorium, weil sie nicht denkmalgeschützt sind. Hier kann die Bahn schon mal die Muskeln spielen lassen. Ein Bahnsprecher dazu: „Wir können im Rahmen des sofort vollziehbaren Planfeststellungsbeschlusses die Bauarbeiten für eine neue Sternbrücke fortsetzen.“
„Jetzt mit den Verwüstungen um die Sternbrücke fortzufahren, ist unverantwortlich,“ sagt Marlies Thätner. Die Aktivisten haben an den Senat und die Bahn geschrieben, appellieren an die Verantwortlichen, auch die nicht-geschützten Gebäude bis zu einer endgültigen Gerichtsentscheidung zu verschonen.
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Noch am Donnerstag hatte ein Bahnsprecher sich unbeeindruckt gegeben. Die Klage der Initiativen habe keine aufschiebende Wirkung. Das bewerteten die Richter offenbar anders.
Am Donnerstagabend waren hunderte Gegner des Brückenneubaus zum „100. Kreiselkonzert“ gekommen mit dem Hamburger Rapper Das Bo und dem Künstler Diamando. Motto: „Die Monsterbrücke ist noch lange nicht gebaut“. Anschließend hatten etwa 50 bis 70 Menschen vorübergehend die Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße blockiert. Es kam zu Rangeleien mit der Polizei. Kurz nach Mitternacht setzten sich erneut acht Protestler auf die Straße und wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen.
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Die Aktivisten wollen erreichen, dass die Bahn von ihrem Entwurf ablässt, von ihnen konsequent „Monsterbrücke“ genannt, und stattdessen eine weniger massige neue Bahnbrücke baut.