Tierheim Hamburg: Spaziergänger entführen Tierkinder – weil sie es gut meinen
Sie ist zwar immer gut gemeint, aber leider richtet diese Hilfe nur Schaden an: Spaziergänger haben in Hamburg schon wieder etliche Hasenbabys eingesammelt und zum Tierheim gebracht. Der Hamburger Tierschutzverein appelliert deshalb an alle Hamburger: So verhält man sich richtig, wenn man ein Hasenkind „findet“.
Völlig gesund, ohne jegliche Verletzung – aber allein auf weiter Flur. So finden Spaziergänger zu dieser Jahreszeit oft Hasenkinder. Meist werden sie von unangeleinten Hunden aufgestöbert, sonst hätten die Spaziergänger sie gar nicht entdeckt, so gut sind die Tiere durch ihre Fellfarbe getarnt. Doch nur weil sich ein kleines Hasenkind allein in die Ackerfurche duckt, ist es nicht hilfsbedürftig!
Tierschutzverein Hamburg: Feldhasen nicht anfassen!
Aus Unwissenheit haben aber auch in diesem Winter schon mehrere Spaziergänger Hasennachwuchs einfach eingesammelt und ihn ins Tierheim in der Süderstraße gebracht. Und das ist quasi Kindesentführung. Denn die flauschigen kleinen Fellknäuel waren gar nicht hilfsbedürftig. „Lassen Sie die Hasenkinder, wo sie sind. Sie sind oft gar nicht in Not“, sagt Biologe Sven Fraaß vom Hamburger Tierschutzverein.
Fraaß erklärt: „Den halben Tag warten Hasenkinder geduldig auf die Rückkehr ihrer Mutter, die diese nur zur Dämmerung und am Morgen säugt.“ Da die Tiere vollständig entwickelt geboren werden und für ihre Feinde quasi unsichtbar sind und auch nicht riechen, benötigen sie keinen schützenden Bau. In ihrer Sasse, wie ihre Kuhle genannt wird, warten sie vollkommen still und regungslos auf die Mutter.
Tierschutzverein: „Aufgefundene Junghasen benötigen meist keine Hilfe“
„Der überwiegende Teil aufgefundener Junghasen benötigt keine menschliche Hilfe“, erläutert Fraaß. Und selbst wenn die Jungen von Menschen voreilig mitgenommen wurden, ist es oft noch nicht zu spät: „Hasen können sogar noch am Folgetag an den Fundort zurückgebracht werden.“ Die Mütter nehmen sie wieder an. Prinzipiell sollen Jungtiere aber besser nicht mit bloßen Händen angefasst werden, da die Mütter nervös auf den menschlichen Geruch reagieren.
Nur wenn ein Hasenkind offensichtlich verletzt ist, kann es mitgenommen werden. „Allerdings sollten sich gerade bei Hasen keinesfalls Laien daran versuchen, das empfindliche Jungtier zu päppeln oder ein augenscheinlich krankes Tier behalten“, betont Sven Fraaß.
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Im Tierheim Süderstraße behandelt ein ausgebildetes Praxisteam die verwaisten Wildtiere – ein fachkundiges Pflegeteam zieht sie artgemäß groß und bereitet damit eine erfolgreiche Auswilderung, die dann auf Hasen spezialisierte Wildtierstationen übernehmen, vor. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Tiere genügend Platz zum Hakenschlagen haben, um sich ihre überlebenswichtigen Beine nicht zu brechen und ihre Muskeln zu trainieren.
Um den Wildtiernachwuchs zu schützen, sollten Hunde zur Lege- und Setzzeit in der Natur dringend an der Leine geführt werden. In einzelnen Bundesländern gilt bereits eine Leinenpflicht für Hunde in dieser Zeit. Auch angeleint können Hunde ihrem Schnüffeln nachgehen, wenn sich der Mensch die nötige Zeit nimmt und sich mitbewegt.