Michael Papenfuß und Eric Huwer
  • Michael Papenfuß (l.) und Eric Huwer hatten auf ein anderes Votum der Mitglieder gehofft.
  • Foto: WITTERS

Bosse geschockt: Welche Folgen das Investoren-Aus für den HSV hat

Eric Huwer hatte Großes in Aussicht gestellt. „Wenn wir ein doppeltes Ja erhalten“, sagte der Finanz-Vorstand zu den beiden Abstimmungen auf der Mitgliederversammlung, „sind wir so nah dran wie noch nie an einem schuldenfreien HSV.“ Das Problem: Der Rechtsformwechsel hin zur KGaA wurde am Samstag zwar beschlossen, eine Gruppe aktiver Fans verhinderte aber die Möglichkeit des Vereins, über weitere Anteilsverkäufe perspektivisch mehr als 100 Millionen Euro zu erwirtschaften. Das Investoren-Aus hat für den HSV aber noch deutlich mehr Folgen.

Michael Papenfuß konnte seinen Frust nicht verbergen. „Ich gehe gerne auf kritische Punkte ein, wenn sie mir gestellt werden“, sagte der e.V.-Vize-Präsident nach dem schlecht besuchten Event. „Aber wenn ich keine Fragen gestellt bekomme, bin ich machtlos.“ Papenfuß blickte in einen Bereich der edel-optics.de-Arena, in dem viele Ultras saßen. Dem Rechtsformwechsel, der gleichbedeutend ist mit der Stärkung der Mitgliederrechte, weil die operativ tätige Management AG künftig zu 100 Prozent in e.V.-Besitz ist, hatte auch diese Gruppe noch zugestimmt.

Nur 443 HSV-Mitglieder stimmten über Struktur-Reform ab

Dann aber folgte das Veto bei der Frage, ob der HSV bis zu einer Grenze von 50 Prozent Eigenanteil (bisher waren es in der Fußball AG 75,1 Prozent) weitere Aktien verkaufen darf. Weil nur 443 Mitglieder abstimmten, war es den sehr präsenten Ultras ein leichtes, die erforderliche Drei-Viertel-Mehrheit zu verhindern. Das Nein zu weiteren Geldgebern, auch wenn diese in der neuen Rechtsform keine Einflussmöglichkeiten hätten, wurde in der aktiven Fanszene als Erfolg gewertet – weil ihre Abneigung sämtlichen Investoren gilt. Da half auch die wochenlange und nicht zuletzt am Samstag erneut geleistete Überzeugungsarbeit von Papenfuß, Huwer und selbst Supporters-Chef Sven Freese nicht. Die Bitten, den Plänen zuzustimmen, verpufften. Weil die geringe Mitglieder-Beteiligung dem HSV zum Verhängnis wurde.

Nur wenige Mitglieder fanden den Weg in die Basketball-Halle in Wilhelmsburg. WITTERS
HSV-Mitgliederversammlung
Nur wenige Mitglieder fanden den Weg in die Basketball-Halle in Wilhelmsburg.

„Das ist der falsche Ansatz“, monierte Papenfuß und kündigte zwar an: „Ich werde wieder angreifen.“ Um mehr der 80.000 stimmberechtigten Mitglieder zu mobilisieren, von denen ein Großteil mutmaßlich mit Ja votiert hätte, soll ein zweiter Abstimmungs-Anlauf andernorts stattfinden. Etwa im Volksparkstadion im Sommer. Und nicht an einem Samstag in einer Länderspielpause in Wilhelmsburg, wo ein Promillebereich der Mitglieder vorerst bestimmt hat über die HSV-Zukunft, in der die Bosse mit den Folgen der Abstimmung zurechtkommen müssen.

Supporters-Trust kommt nicht, Wandel-Darlehen in Kraft

Eine Konsequenz ist: Der Supporters-Trust, der es allen Fans ermöglichen sollte, sich anteilsmäßig zu beteiligen, kommt nicht. Eine andere: Der HSV muss das von vier Geldgebern um Klaus-Michael Kühne gewährte 20-Millionen-Euro-Darlehen zur Stadion-Modernisierung zurückzahlen, die Option zur Umwandlung in Anteile ist hinfällig. Und wenn es künftig Kapital-Bedarf gibt, sind wohl Kredite notwendig.

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Immerhin: Das 30 Millionen Euro schwere Wandel-Darlehen Kühnes hat sich mit dem Schritt in die KGaA automatisch in acht Prozent Anteile gewandelt. Der HSV e.V. hält künftig 68,2 Prozent und die Holding des Milliardärs 21,4 statt 13,54 Prozent. Huwer hatte in seiner Rede angekündigt, wie er über die noch unangetastete Summe verfügen will – manche Visionen aus seinem Drei-Säulen-Modell sind nun aber nicht aufrechtzuerhalten.

So plant HSV-Boss Huwer mit Kühnes 30 Millionen Euro

Beispiel: „eine permanente Liquiditäts-Reserve von 30 Millionen Euro“. Allein mit Kühnes Geld, das auf einem Festgeldkonto liegt, ist diese Risiko-Vorsorge nicht leistbar. Zumal Huwer noch mehr vorschwebt – neben dem Ziel, die Finanz-Verbindlichkeiten (52,9 Millionen Euro nach dem letzten Geschäftsjahr) „komplett abzubauen“, womit es durch das Investoren-Aus  nun noch Jahre dauern dürfte. Die Rückzahlung des Schuldschein-Darlehens liegt bei noch zwölf Millionen, die für die Fan-Anleihe bei noch etwa zehn Millionen Euro, beides wird bis 2026 fällig.

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„Die Stadionaufenthaltsqualität ist nicht so, wie ich sie mir vorstelle“, ergänzte Huwer, der acht bis zehn Millionen Euro für ein neues Catering-Konzept vorsieht und einen niedrigen siebenstelligen Betrag für die Wasserqualität. „Und wir haben weitere Stadionthemen.“ Die haben Priorität, und sowieso: „Es wird keinen Großangriff für sportliche Zielsetzungen geben.“ Man werde nicht 20 Millionen Euro für Transfers von 30-jährigen Spielern verwenden. Diese Sätze sagte Huwer vor den Abstimmungen. Mit deren Folgen müssen nun er und alle geschockten HSV-Bosse leben.

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