„Extrem bitter“: St. Pauli-Ärger wegen Patzer und Schiri-Doppelfehler bei 1:2-Pleite
Keine hängenden Köpfe nach dem Abpfiff, aber Ärger über eine Niederlage, die nicht hätte sein müssen. Dafür gab es mehrere Gründe. Das 1:2 (1:1) des FC St. Pauli im Zweitliga-Topspiel beim Karlsruher SC nach einem frühen Rückstand war die erst dritte Niederlage des Spitzenreiters in dieser Saison. Eigene Fehler bei den Gegentoren und eine fatale Fehlentscheidung des Schiedsrichter-Gespanns kosteten mindestens einen verdienten Punkt. Innerhalb weniger Sekunden wurde St. Pauli ein klarer Elfer verwehrt und im Anschluss Abwehrchef Hauke Wahl vom Platz gestellt. Böser Doppelfehler.
„Das ist natürlich extrem bitter, dass wir das Spiel verlieren“, ärgerte sich St. Paulis Toptorjäger Marcel Hartel in den Katakomben des Karlsruher Wildpark-Stadions. Er selbst hatte in den Schlussminuten des heißen Duells vor 33.000 Zuschauenden das 2:2 auf dem Fuß gehabt, aber knapp neben das Tor geschossen. „Das wurmt mich natürlich. Ich hätte den liebend gerne reingemacht.“
Ein Punkt wäre absolut verdient gewesen, denn trotz der Niederlage war es ein gutes Auswärtsspiel der Braun-Weißen. Die Chancen waren da, aber eben auch entscheidende Fehler vor den Gegentoren. „Wir haben billige Tore kassiert“, übte Kapitän Jackson Irvine Selbstkritik.
Früher Rückstand und Patzer vor dem 1:2
Schon in der 2. Spielminute war St. Pauli kalt erwischt worden. Nach einer Ecke kam Gondorf zu frei zum Kopfball, Nikola Vasilj konnte den Ball nur nach vorne abwehren und Franke schoss ein. Viel mehr ärgerte sich Trainer Fabian Hürzeler über den zweiten Gegentreffer, bei dem Adam Dzwigala im Spielaufbau ein fataler Fehlpass unterlief und die Gastgeber den Kiezklub eiskalt auskonterten und Nebel zum umjubelten 2:1 für den KSC vollendete (69.).
Den Zwischenzeitlichen Ausgleich hatte der starke Irvine nach einer Hartel-Ecke per Kopf erzielt (37.). Zu diesem Zeitpunkt übernahmen die Gäste das Zepter, waren die bessere Mannschaft, machte vor allem auch nach der Pause mächtig Druck. „Das waren die vielleicht besten zehn Minuten in einem Auswärtsspiel in dieser Saison“, meinte Irvine.
Irvine-Tor wird aberkannt
Bitter: Der zweite Volltreffer des Australiers, ein satter Rechtsschuss an den Innenpfosten und von dort in die Maschen (53.) wurde zwar ausgiebig bejubelt, aber nach Videobeweis wieder zurückgenommen, weil zuvor Aljoscha Kemlein im Abseits gestanden hatte.
Es kam noch härter: In der 77. Minute ließ Schiedsrichter Michael Bacher ein klares Foulspiel von Herold an Manolis Saliakas im Strafraum ungeahndet. Der Karlsruher erwischte den Griechen voll am Fuß, der danach auf dem Rasen liegen blieb. Die Szene lief weiter, was zum Foul von Hauke Wahl an Ex-Kiezkicker Igor Matanovic führte – und der Gelb-Roten Karte für den Abwehrchef der Braun-Weißen.
St. Pauli hadert mit ausgeblieben Elfmeter-Pfiff
„Das war zu hundert Prozent ein Elfmeter“, sagte Saliakas. Hürzeler pflichtete ihm bei: „Das ist, glaube ich, der klarste Elfmeter, der in der Saison übersehen wurde.“ Keinerlei Verständnis hatte er auch dafür, dass sich diesmal der Video-Referee nicht einschaltete, was in der Tat völlig unverständlich und ein krasser Fehler war. „Da musst du eingreifen“, so der Coach. „Das ist ist Elfmeter und keine Gelb-Rote Karte. Dann steht es 2:2 – und dann will ich mal sehen, wie es hier die letzte Viertelstunde weitergeht.“
Hart für St. Pauli. Und hart für Wahl, dem der Platzverweis erspart hätte werden können, ja müssen. „Ich fand das ganze Spiel brutal bitter“, bilanzierte der Innenverteidiger, in dem es brodelte. Auf seinem Platzverweis angesprochen, meinte er: „Ich muss aufpassen, ich habe schon mal was gesagt, dann hieß es: Diffamierung des Schiedsrichters. Ich möchte gar nicht über seine Leistung reden. Jeder sollte sich hinterfragen, ich mache das auch. Das Spiel war jetzt nicht das beste meiner Karriere. Ich mache eineinhalb Fouls und kriege Gelb-Rot. Mehr möchte ich nicht sagen, dann kriege ich auf den Deckel.“
Zwei weitere Szenen im Mittelpunkt
Es war nicht die einzige Elferszene. In der 49. Spielminute war Saad im Strafraum zu Fall gebracht worden – was Bacher nicht elfmeterwürdig fand. Das galt auch für den Rempler gegen Hartel im Sechzehner (66.). Keine klaren Fehlentscheidungen, aber es ist in solchen Situationen eben auch schon Elfer gepfiffen worden.
„Dieses Spiel muss man nicht verlieren“, so Wahl. „Man muss es sachlich analysieren, wir haben nicht den besten Fußball gespielt und auch ein paar Fehler gemacht. Aber wir hatten genug Chancen und haben relativ wenig zugelassen. Den Weg, den wir gehen, werden wir weiter gehen.“
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Auch Hürzeler blickte um kurz vor Mitternacht wieder nach vorn, auf das kommende Heimspiel gegen Elversberg. „Müssen es abhaken und nächste Woche besser machen.“ Ohne Wahl.