„Sie werden wieder zu Bettlern“: Hamburgs Obdachlosenmagazin „Hinz & Kunzt“ im Minus
Immer weniger Menschen sind bereit, Geld für eine Zeitung auszugeben. Jetzt trifft diese Krise auch die Ärmsten der Armen: Das Hamburger Obdachlosenmagazin erlebt akute Verluste bei den Verkaufszahlen. Für die Betroffenen ist das bitter.
Wie der NDR berichtet, verkaufen die Straßenverkäuferinnen und -verkäufer im Schnitt nur noch 48.000 Exemplare des Magazins pro Monat. Vor der Pandemie seien es noch 60.000 Ausgaben gewesen. Ein Rückgang von 20 Prozent!
Hamburg: Macher von „Hinz & Kunzt“ in Sorge um Verkäufer
Die Macher von „Hinz & Kunzt“ machen sich demnach große Sorgen. Vor allem um die 520 Männer und Frauen, die täglich mit der Zeitung durch die Straßen ziehen, da sie dadurch ihre lebenswichtigen Einnahmen verlieren.
Auch die gutgemeinte Spende vieler Bürger, die sie den „Hinz & Künztlern“ oftmals als Alternative zum Zeitungskauf anböten, sei in Wirklichkeit kontraproduktiv, so Geschäftsführer Jörn Sturm gegenüber dem Sender: „Sie werden wieder zu Bettlern.“
Das könnte Sie auch interessieren: Bei Konzert in Hamburg: Obdachloser wird zum Helden
Zwar versucht die Redaktion der Zeitung, beim allgemeinen Trend zur Digitalisierung mitzumachen und will auch schon bald Angebote in dieser Richtung anbieten. Das Problem dabei ist allerdings, wie die Straßenverkäufer dann an ihr Geld kämen. Die meisten hätten kein Bankkonto und rund die Hälfte kein Handy, schätzt Sturm.
Das Magazin „Hinz & Kunzt“ wurde 1993 gegründet als „Hamburgs größtes Beschäftigungsprojekt für Obdachlose“. Vorbild war die Londoner Straßenzeitung „The Big Issue”. Ziel ist es, aktuell oder ehemals Wohnungslose einer sinnhaften Beschäftigung zuzuführen und sie vom Betteln, Alkohol- und Drogenkonsum abzuhalten. Von den 2,20 Euro, die eine „Hinz & Kunzt“-Ausgabe kostet, geht die Hälfte an den Verkäufer oder die Verkäuferin. Der Rest geht an den Verlag, eine gemeinnützige Gesellschaft, die sich aus den Verkaufs- und Anzeigenerlösen sowie aus Spenden finanziert.