Schlechtes Regieren: Das Krater-Desaster auf Hamburgs Straßen
Mittlerweile kenne ich sie alle, zumindest die auf meiner Standard-Route: Eines ist kurz vor meiner Haustür, groß, tief und tückisch in einer Kurve gelegen. Zwei liegen vorm Altonaer Bahnhof, schmal, länglich und tief – perfekt, um mit dem Fahrradreifen stecken zu bleiben. Und in das dritte und tiefste, unten an der Hafenstraße, bin ich kürzlich im dunklen reingekracht – und wäre beinahe koppheister gegangen.
Die Rede ist – natürlich – von Hamburgs Schlaglöchern. Die übersäen Hamburgs Straßen wie Pickel das Gesicht eines Teenagers. Und sind gefährlich: Allein im Januar gab es fast so viele Schlagloch-Unfälle wie im ganzen Vorjahr, 59 Menschen wurden dabei verletzt – davon nur einer leicht.
Egal, mit wem man derzeit spricht: Die Schlaglöcher auf Hamburgs Straßen machen nicht mehr nur Radfahrern Angst, auch Autofahrer berichten von waghalsigen Umgehungsmanövern und krachenden Achsen. Schlaglöcher ist für das, was wir seit dem Winter auf Hamburgs Straßen sehen, auch eigentlich ein Euphemismus: Krater trifft es meist besser, auf deren Grund sich dann vielfach das uralte Kopfsteinpflaster zeigt.
Nun kann man dem Senat schwer vorwerfen, zu wenig in die Sanierung von Straßen zu investieren: Überall in der Stadt wird gebaut, gebuddelt, die Baustellen bringen vor allem Autofahrer regelmäßig zur Verzweiflung. Mehr als 200 Kilometer Straße sind es im Jahr.
Schlaglöcher und Winterdienst: Hamburg wird vom Winter immer wieder überrascht
Allerdings zeigt sich die Stadt, wie auch beim Winterdienst, erstaunlich überrascht, wenn es dann wirklich mal winterlich wird. Als es im Dezember mal an einigen Tagen morgens schneite, brach in Hamburg erst der Verkehr zusammen, weil die Strukturen nicht funktionierten, dann waren die Radwege tagelang unter einer Eis- und Schneeschicht begraben, weil sich niemand zuständig fühlte.
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Bei den Schlaglöchern scheint es ähnlich: Dafür, dass in Frostnächten der Asphalt aufplatzt und sich in der Folge tiefe Löcher bilden, kann kein Senat der Welt etwas. Aber dass dies im Winter passieren kann, ist sehr absehbar. Folglich gibt es wenige Entschuldigungen, dass riesige Asphaltlöcher, die im Dezember und Januar entstanden sind, immer noch zu Unfällen führen, während die Hamburger im T-Shirt durch den Frühling schlendern.
Das hat dann nichts mit Verkehrspolitik zu tun, sondern schlicht mit „gutem Regieren“ – beziehungsweise schlechtem …