Sein Ernst? Clan-Chef Issa Remmo zieht es von Berlin in die Provinz
Sie sind berühmt und berüchtigt: Die Mitglieder des Berliner Remmo-Clans werden mit verschiedenen schweren Straftaten in Verbindung gebracht, darunter der Dresdner Juwelendiebstahl. Jetzt zieht es Clan-Chef Issa Remmo angeblich von der Hauptstadt in die Provinz: Er hat sich in dem 1000-Seelen-Dorf Grabowhöfe (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) angemeldet und bietet dem Bürgermeister seine Dienste an. Was steckt dahinter?
Das Foto, das vergangene Woche auf dem Internetportal „Wir sind Müritzer“ publiziert wurde, spricht Bände: Es zeigt den 56-jährigen Clan-Chef beim Handshake mit Grabowhöfes Bürgermeister Enrico Malow. Während Remmo – weißes Hemd, weiße Hose – siegessicher in die Kamera strahlt, guckt der Bürgermeister bedröppelt und mit verkniffenen Mund ins Leere.
Berliner Clan-Chef Issa Remmo will seinen Lebensabend angeblich in der mecklenburgischen Provinz verbringen
Das Bild entstand kurz nachdem Remmo sich bei Malow zur Bürgermeistersprechstunde angemeldet hatte. Dort hat sich das Berliner Schwergewicht offenbar für die Unannehmlichkeiten und das große Medieninteresse entschuldigt, das für Unruhe ins Dorf gebracht habe, berichtet das Portal „Wir sind Müritzer“.
Außerdem bot Remmo dem Bürgermeister an, er wolle sich künftig in der Gemeinde einbringen und regelmäßig eine Stunde pro Woche für gemeinnützige Arbeit zur Verfügung stehen. Schließlich sei es sein Ziel, in Grabowhöfe seinen Lebensabend zu verbringen.
In einem anschließenden Interview mit dem Portal gab sich der 56-Jährige, der anders als viele seiner Familienmitglieder nicht vorbestraft ist, als Saubermann und erklärte, er sei gar kein Clan-Chef, sondern nur der Vater einer großen Familie, um die er sich kümmern müsse.
Kein Strom, kein Wasser: „Ich brauche keine Heizung”, sagt Clan-Chef Issa Remmo
Merkwürdig: Zwar steht der Name „Remmo“ auf dem Briefkasten an dem Haus, das das Oberhaupt aus Berlin angeblich seit zwei Jahren bewohnt, doch gesehen hat ihn zuvor noch niemand im Dorf. Ebenfalls merkwürdig: Eine Überprüfung der Behörden soll nach Medienberichten kürzlich ergeben haben, dass das Haus weder Strom noch Wasser hat. Und auch keine Heizung!
Gegenüber „Wir sind Müritzer“ erklärte Issa Remmo: „Ich brauche keine Heizung!“ Stattdessen will Remmo angeblich schon bald in Grabowhöfe investieren. Und zwar in ein Riesenrad, groß wie das „London Eye“, das er im nahegelegenen Waren nach Abschluss des gegen ihn laufenden Insolvenzverfahrens Mitte Mai aufstellen lassen will.
Auch wie das finanziell funktionieren soll, erklärte Remmo selbstbewusst der überraschten Reporterin: Er kenne viele Menschen mit Geld, sagte er vielsagend. Einen kleinen Hinweis über den Hintergrund des angeblichen Umzugs könnte eine Information geben, die Remmo nur am Rande erwähnte. Er erklärte, er wolle in Mecklenburg-Vorpommern seinen Einbürgerungsantrag stellen.
Ehemaliger LKA-Ermittler vermutet: Remmo fühlt sich in der Provinz sicherer vor der Polizei
Rechnet er sich hier bessere Chancen aus? Klaus Nachtigall, ein früherer Ermittler des Landeskriminalamtes in Berlin, sieht hinter der Umzugsshow klare Berechnung. Gegenüber dem NDR sprach der Ex-Polizist von einer „Scheinanmeldung“. Denn: „Jeder Straftäter sieht zu, dass er eine feste Meldeanschrift hat, um einem Haftbefehl auf Untersuchungshaft zu entgehen“, so Nachtigall.
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Der ehemalige LKA-Mann mutmaßt als Motivation für Remmos neue Liebe zur Provinz auch, dass die Behörden im ländlichen Raum nicht die gleiche Erfahrung mit kriminellen Clans hätten wie in Berlin. Möglicherweise denkt Remmo, dass er dort draußen eher durchs Raster fällt.
Bürgermeister Enrico Malow versucht bildlich gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Im NDR erklärte er, bei seiner Sprechstunde würden alle gleich behandelt. Remmos Angebot will er sich mal durch den Kopf gehen lassen. (ng)