Wieder Chaos wegen Hansa? Wie St. Pauli sich auf eine Eskalation vorbereitet
Spezielle Spiele erfordernd spezielle Maßnahmen – und bei extremen Rivalitäten sind das nicht nur sportliche Schachzüge. „Die Sicherheitsvorkehrungen zeigen, dass ein besonderes Spiel auf uns zukommt“, ist sich St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler der enormen Bedeutung und Brisanz des Duells gegen Hansa Rostock am Freitagabend am Millerntor bewusst. Der Coach konzentriert sich auf die möglichst optimale sportliche Vorbereitung seiner Mannschaft – doch auch das Geschehen auf den Rängen wird Thema sein. Das Hinspiel dient als Warnung.
Ein guter Matchplan und die adäquate Umsetzung ist unabdingbar, um nach dem erlösenden 2:1-Sieg in Hannover am vergangenen Sonntag jetzt mit dem nächsten Dreier nachzulegen und einen weiteren großen Schritt in Richtung Bundesliga zu machen. Aber nicht minder wichtig wird ein kühler Kopf sein. Denn es wird heiß hergehen gegen Hansa – auf dem Rasen, aber auch auf den Rängen. Und Letzteres kann wiederum Einfluss auf das Spielgeschehen haben.
Fabian Hürzeler: „Wichtig, das kurz anzusprechen“
„Es ist wichtig, das kurz anzusprechen, was passieren kann. Dass es zu Unterbrechungen kommen kann“, sagt Hürzeler vor dem Duell am Freitagabend (18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de). Heißt: Derartige Szenarien werden in der Teambesprechung Thema sein, damit sich die Mannschaft mental auf mögliche Zwischenfälle einstellen kann.
Die letzten beiden Duelle sind auf die schlechteste Art und Weise der beste Beweis, wie gravierend die Auswirkungen von Tribünen-Aktionen auf das Spiel sein können. Im turbulenten Hinspiel am 25. November, das die Kiezkicker mit 3:2 gewannen, hatten die Hansa-Ultras nach Anpfiff jede Menge Pyrotechnik abgefackelt und mit schwarzem Rauch den Strafraum der Kiezkicker verdüstert, sodass die Partie im Ostseestadion für mehrere Minuten unterbrochen werden musste.
Nach Wiederanpfiff wurde St. Pauli kalt erwischt, geriet durch einen Freistoß und einen folgenden Eckball massiv unter Druck, Eric Smith bekam im Strafraum den Ball an die Hand, Elfmeter für Rostock und die frühe 1:0-Führung (9.).
Letztes Heimspiel gegen Hansa als Tiefpunkt
Im letzten Heimspiel gegen Hansa wiederum, am 26. Februar 2023 (1:0), hatten zahlreiche Chaoten im Gästeblock für die bis heute schlimmste Eskalation gesorgt, den Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit mit Pyro-Beschuss auf den Rasen verzögert sowie mit zum teil scharfkantigen Keramikteilen von zerstörten Sanitäranlagen auf Heimfans und Ordner geworfen. Ein Ordner wurde schwerer verletzt und musste ins Krankenhaus.
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Kaum jemand zweifelt daran, dass auch diesmal etwas passiert – die Frage ist nur, was. Hürzeler ist dennoch betont zuversichtlich, dass sich eine derart heftige Eskalation wie im Heimspiel gegen Hansa vor gut einem Jahr nicht wiederholt. „Ich bin überzeugt, dass wir das am Freitag ohne größere Verletzungen hinbekommen.“
St. Pauli stellt Dixi-Klos für Rostock-Fans am Millerntor auf
Der Kiezklub hat mehrere Maßnahmen ergriffen. So werden die Toiletten des Gästebereichs auf der Nordtribüne geschlossen bleiben und stattdessen 40 Dixi-Klos für die 2600 Fans aus Rostock bereitgestellt. Der Pufferblock zum Heimbereich der Nordtribüne wird etwas vergrößert, die engmaschigen Fangnetzte um den Gästeblock hochgezogen. Wie üblich bei Hochsicherheitsspielen wird kein Alkohol ausgeschenkt.
„Wir versuchen, es so gut wie möglich hinzubekommen, um hier keinen Hochsicherheitstrakt zu errichten“, sagt St. Pauli-Sprecher Patrick Gensing zu den Maßnahmen, die der Verein aufgrund der Vorfälle der Vergangenheit als notwendig erachtet.