Transparent von St. Pauli-Fans zum Derby
  • Klare Forderung der St. Pauli-Fans nach dem Sieg gegen Rostock
  • Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

St. Pauli schreibt Geschichte: HSV erstmals abgehängt – Aufstieg im Volkspark?

Nach dem Schlusspfiff ließ Fabian Hürzeler seiner Erleichterung freien Lauf. „Man hat schon gemerkt, dass heute Druck auf dem Kessel war”, pustete der Coach des FC St. Pauli durch. Gerade hatte seine Truppe das prestigeträchtige Duell gegen Hansa Rostock vor 29.163 Fans am ausverkauften Millerntor knapp, aber am Ende verdient mit 1:0 (0:0) gewonnen, zumindest für eine Nacht die Tabellenspitze zurückerobert und den Vorsprung auf Platz drei wieder auf acht Zähler erweitert. Und: Der Kiezklub hat Geschichte geschrieben, denn er beendet erstmals seit Bundesliga-Gründung die Saison vor dem HSV! Ausgrechnet beim Derby im Volkspark könnte am nächsten Freitag (3. Mai) der Aufstieg gefeiert werden.

Stimmungsvoll war’s vor der Partie, mit Anpfiff aber kühlte die Atmosphäre minütlich weiter runter. Das lag vor allem an den Gästen, die St. Paulis Aufbau schon am Strafraum zustellten, eng am Mann standen und keine Räume preisgaben. Und weil den Hausherren gar kein Konzept dagegen einfallen wollte, die Kiezkicker zu zögerlich und zu wenig risikofreudig wirkten, plätscherte die Nummer so vor sich hin. „Wir haben Probleme gehabt und es nicht geschafft, hinten rauszuspielen”, räumte Hauke Wahl ein.

Viel los war wenig, ausgenommen drei Situationen. Und zwei davon gehörten Hansa, genau genommen Perea. Der Stürmer tauchte zwei Mal blank vor Nikola Vasilj auf, fand zwei Mal im Bosnier zwischen den Pfosten den Meister (19., 33.). Für Gäste-Coach Mersas Selimbegovic die entscheidenden Momente. „Wenn du solche Dinger auswärts nicht machst, wird das irgendwann bestraft.”

Vasilj verhindert Rostocker Führung

Die dickste Möglichkeit aber bot sich Johannes Eggestein, der nach einem langen Ball frei aufs Rostocker Tor zustrebte, aber so lange mit dem Abschluss wartete, bis David per Grätsche klären konnte (41.). Analog zum Elversberg-Spiel war so das 0:0 zur Pause das Beste an einer Begegnung, in der 7:3 Torschüsse für die Kogge Beleg dafür waren, dass es mindestens ausgeglichen zuging.

St. Pauli bejubelt das 1:0 gegen Hansa Rostock. WITTERS
St. Pauli bejubelt das 1:0 gegen Hansa Rostock.
St. Pauli bejubelt das 1:0 gegen Hansa Rostock.

Das änderte sich nach Wiederbeginn. Aljoscha Kemlein hatte bereits nach 47 Minuten die Führung auf dem Kopf, fünf Minuten später lenkte Keeper Kolke seinen Lupfer gerade noch so über den Querbalken. Doch die daraus resultierende Ecke ließ das Stadion erbeben: Marcel Hartel brachte die Kugel vors Gehäuse, wo Jackson Irvine hochstieg und das Runde platziert ins Eckige schädelte. Das 1:0, eine echte Befreiung, nicht nur für den Anhang.

Irvine sorgt für die St. Pauli-Erlösung

Denn in der Folge kontrollierte St. Pauli das Geschehen komplett, ließ bis zum Abpfiff keinen einzigen Hansa-Abschluss mehr zu. Und so fiel es nicht mehr ins Gewicht, dass Großchancen auf ein entscheidendes zweites Tor nicht vorhanden waren. „Wir sind nicht wild geworden, hatten weiter Struktur drin. Das hatten wir auch schon anders”, lobte Hürzeler, der sich auch mit der ersten Hälfte nicht unzufrieden zeigte angesichts der „immensen Bedeutung” des Duells.

„Das war viel Arbeit”, gestand Johannes Eggestein, „ein schwieriges Spiel. Aber wir wussten, wenn wir geduldig bleiben, gerade auch nach dem 0:0 zur Halbzeit, dass wir unsere Chancen bekommen werden, weil wir die bessere Mannschaft sind.” Wer auf euphorische Reaktionen gehofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. „Auch in diesem Spiel gibt es nur drei Punkte”, stellte Wahl heraus. „Klar, jetzt sind es nur noch drei Spiele, es ist Crunchtime, und wir haben nächste Woche wieder ein extrem wichtiges und extrem schweres Spiel, deswegen war der Sieg wichtig. Aber ein halber Matchball war es noch nicht.”

Hürzeler: „Es reizt mich, Stadtmeister zu werden und das Stadtderby zu gewinnen”

Besagtes extrem schweres Spiel ist jenes im Volkspark. Und wenn Fortuna Düsseldorf am Samstagabend auf Schalke nicht gewinnt, kann St. Pauli ausgrechnet dort den Sprung in die Bundesliga eintüten! Aber auch das ist nichts, womit man Hürzeler aus der Reserve locken kann. „Jetzt warten wir erstmal den Spieltag ab und dann können wir Anfang der Woche nochmal drüber reden”, winkte er ab. Dass sein Klub definitiv die Saison als Nummer eins der Stadt beenden wird, „freut mich für die Fans. Wenn man hört, was sie nach dem Abpfiff singen, merkt man, was es für eine Bedeutung für sie hat”.

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Er als Trainer sehe da nicht so viel Bedeutung, ihn beschäftigt etwas ganz anderes. „Ich habe jetzt zweimal gegen den HSV gespielt, einmal verloren, einmal Unentschieden. Das ist auch etwas, das mich reizt, Stadtmeister zu werden und das Stadtderby zu gewinnen.” Aber dafür müsse man wieder „bei Null anfangen, besser spielen als in der ersten Halbzeit. Darauf wird der Fokus liegen”.

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