Riesen-Aufregung in der 100. Minute: „Schulles“ Kölner vor dem Abstieg
Es ist noch nicht vorbei. Der 1. FC Köln darf weiter auf die Rettung vor dem siebten Abstieg in der Vereinsgeschichte hoffen, hat einen möglichen Sieg im Kellerkracher der Bundesliga aber verpasst. Der Tabellenvorletzte kam beim FSV Mainz 05 zu einem 1:1 (0:1) und hat drei Spieltage vor dem Saisonende weiter fünf Punkte Rückstand auf den Rivalen auf dem Relegationsplatz.
Vor 33.000 Zuschauern brachte Leandro Barreiro die Mainzer in der 29. Minute in Führung. In der fünften Minute der Nachspielzeit gelang Florian Kainz per Foulelfmeter der Ausgleich. Zuvor hatte Ex-HSV-Profi Luca Waldschmidt (48.) bereits einen Strafstoß verschossen. Theoretisch war also auch ein Sieg möglich für die Kölner, für die mit 23 Punkten aber weiter sogar der direkte Klassenerhalt noch drin ist. Allerdings beträgt der Abstand zum rettenden Ufer sieben Zähler. Die Mainzer, die 28 Zähler auf dem Konto haben, verloren kurz vor Schluss Phillipp Mwene mit einer Roten Karte. Riesen-Aufregung gab es dann noch in der zehnten Minute der Nachspielzeit: Mark Uth köpfte den Ball an den Arm von Barreiro. Im Strafraum. Die Kölner forderten vehement Elfmeter. Der Kölner Keller aber entschied dagegen. Eine Szene, die in den kommenden Tagen noch diskutiert werden wird.
Mark Uth: „Abgestiegen sind wir noch lange nicht“
„Es war ein sehr intensives, sehr hitziges Spiel. Purer Abstiegskampf. Wir müssen die Tore machen und auswärts gewinnen“, sagte Uth, fügte aber auch hinzu: „Wir leben. Wir sind wieder da. Und abgestiegen sind wir noch lange nicht. Genau so müssen wir auftreten. Das hat wirklich richtig Spaß gemacht heute.“ Man wisse, „dass wir jetzt alle drei Spiele gewinnen müssen, um noch in die Relegation zu kommen. Wenn wir so kämpfen, hoffentlich bleiben wir dann drin.“
Unglücksrabe Waldschmidt meinte: „Wir kommen zurück. Wir zeigen, dass wir leben. Aber oft ein bisschen zu spät.“ Zu seinem verschossenen Elfer sagte er: „Es tut schon sehr weh, aber es gehört dazu. Ich würde den nächsten wieder nehmen. Es tut mir leid für die Mannschaft, für die Fans. Wenn ich den gemacht hätte, hätten wir das Spiel gewonnen. Ich kann mich nur entschuldigen.“
Timo Schultz: „Wir haben eine Wahnsinns-Moral“
„Ein Punkt ist für uns zu wenig, auf der anderen Seite bin ich stolz auf meine Mannschaft, weil wir die bessere Mannschaft waren“, sagte FC-Trainer Timo Schultz. „Die Spiele werden weniger, aber es ist noch nicht vorbei. Wir haben eine Wahnsinns-Moral. Und jetzt schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt.“ Über die Schiedsrichter-Leistung wollte der Ex-St. Pauli-Coach nicht lamentieren. „Wir hätten in der 100. Minute noch einen Elfmeter kriegen können, aber wir werden jetzt nicht nachkarten.“
Mainz‘ Torschütze Barreiro sagte: „Unsere zweite Halbzeit war nicht gut. Da haben wir es auch nicht verdient, das Spiel zu gewinnen. Die Kölner hatten viel mehr Aktionen, waren immer gefährlich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir noch ein Tor kassieren.“
Christian Keller zu Waldschmidt: „Kopf hoch, Brust raus“
Hoffnung im Keller hat auch noch Kölns Geschäftsführer Christian Keller: „Ich freue mich, dass die Mannschaft am Schluss das gemacht hat, was wir uns vorgenommen hatten. Sie hat mit dem Mut der Verzweiflung das Herz in die Hand genommen. Die Mannschaft kann viel mehr, als sie manchmal auf dem Platz zeigt“, sagte er und hatte Trost für Waldschmidt parat: „Luca Waldschmidt ist für uns ein ganz wichtiger Spieler. Ich habe ihn mir schon zweimal nach dem Spiel geschnappt. Kopf hoch, Brust raus, vielleicht ist er schon im nächsten Spiel der Spieler, der das Spiel für uns dreht.“
Köln startet besser ins Spiel als Mainz
Köln war gut in die von beiden Seiten als Endspiel deklarierte Partie gestartet und hatte die ersten Offensivakzente gesetzt. Mainz schien davon ein wenig überrascht und benötigte einige Zeit, um seinen Rhythmus zu finden.
Nach zwei verheißungsvollen Schussversuchen von FC-Mittelfeldspieler Denis Huseinbasic, die nicht zum Erfolg führten, bot sich den Hausherren nach 20 Minuten die erste Großchance im Spiel. Einen abgefälschten Schuss von Sepp van den Berg entschärfte Kölns Torwart Marvin Schwäbe mit einer starken Parade.
Barreiro bringt die Gastgeber in Führung
Die Szene markierte einen Wendepunkt, in der Folge rissen die 05er das Geschehen immer mehr an sich und kamen folgerichtig zur Führung. Nach einem im Mittelfeld abgefangenen Ball passte Nadiem Amiri perfekt in den Lauf von Karim Onisiwo. Dessen Schuss lenkte Schwäbe direkt vor die Füße von Barreiro, der nur noch einschieben musste.
Mainz setzte nach und hätte nur vier Minuten später auf 2:0 erhöhen können, doch Jonathan Burkardt spitzelte den Ball aus kurzer Entfernung über den Querbalken des Kölner Tores. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit berappelten sich die Gäste, agierten im Angriff aber zu harmlos. Einzig bei einem Schuss von Steffen Tigges in der Nachspielzeit drohte den Mainzern etwas Gefahr.
Waldschmidt verschießt erstmals einen Strafstoß
Der zweite Durchgang begann mit einem Aufreger. Nur 90 Sekunden nach Wiederbeginn zeigte Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt. Kölns Faride Alidou war im Mainzer Strafraum von Anthony Caci gefoult worden. Waldschmidt setzte den Ball aber neben den Pfosten und vergab damit den Ausgleich. Es war der erste Elfmeter, den der Ex-Nationalspieler in der Bundesliga verschoss.
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Trotz dieses Missgeschicks war der FC nun wieder präsenter und übernahm Mitte der zweiten Halbzeit mehr und mehr die Kontrolle. Die Hausherren, bei denen Onisiwo nach einer knappen Stunde mit einer schmerzhaften Fingerverletzung ausschied, gerieten zunehmend in die Defensive. Mit Glück und Geschick und einem starken Keeper Robin Zentner überstanden die 05er einige brenzlige Situationen. Allerdings verursachte dieser dann den zweiten Elfter bei einer Rettungstat. Diesmal legte sich nicht wieder Waldschmidt den Ball zurecht, diesmal war es Kainz. Er behielt die Nerven und verwandelte sicher, ehe Mainz auch noch in Unterzahl zu Ende spielen musste und Glück hatte, dass man in der 100. Minute nicht noch einen dritten Elfmeter gegen sich bekam.