Sabrina Wittmann beim Training
  • Sabrina Wittmann trainierte die U19 von Ingolstadt und nun die erste Mannschaft in Liga drei.
  • Foto: IMAGO / Stefan Bösl

„Fühle mich im Männer-Fußball total wohl“: Erste Profi-Trainerin will bleiben

Mit einer Wasserflasche, einem Zettel und einem breiten Grinsen schritt Sabrina Wittmann zur Tat. Drei Kamerateams und ein paar Fotografen waren am Donnerstag zum Training des Tabellenelften der 3. Liga gekommen, drei Tage vor einem sportlich eher unbedeutenden Spiel. Der Anlass? Sie! Erstmals trainiert eine Frau hauptverantwortlich eine Profimannschaft im deutschen Männerfußball.

„Vorbilder sind wichtig, damit andere Frauen erkennen, was alles möglich ist“, sagte Wittmann Anfang April im Interview mit „dfb.de“. Damals trainierte sie noch die U19 der Schanzer. Nun ist sie selbst das Vorbild, so schnell kann es gehen.

Wittmann feierte mit U19 Vize-Meisterschaft

Nachdem sich der FCI nach der Winterpause aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet hatte, setzte die Vereinsführung am Donnerstagmorgen Chefcoach Michael Köllner vor die Tür. Auftritt der 32-jährigen Wittmann, die seit 19 Jahren im Verein ist, nach eigenen Angaben „alle Spieler, von den ganz kleinen bis zu den ganz großen“ kennt und mit der U19 erst am vergangenen Wochenende die Vize-Meisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest feierte.

Erste Trainerin in einer Profiliga

Auch wenn ihr Engagement laut Klubangaben nur bis Saisonende angelegt ist, so ist Wittmann doch eine Pionierin an vorderster Front im deutschen Profifußball. Ex-Nationalspielerin Inka Grings (SV Straelen) und Imke Wübbenhorst (Sportfreunde Lotte) hatten zuvor schon einmal Männer-Viertligisten trainiert.

Beim Bundesligisten Union Berlin vertrat Marie-Louise Eta zu Jahresbeginn als Co-Trainerin gemeinsam mit Danijel Jumic den gesperrten Chefcoach Nenad Bjelica an der Seitenlinie. Wittmann aber ist die erste Chefin in einer der drei Profiligen.

Wittmann fühlt sich „im Männer-Fußball total wohl“

Auch nach ihrer Beförderung will sie im Männer-Bereich bleiben. „Ich habe in der Vergangenheit noch nie große Zukunftspläne gehabt, es ist alles immer super gelaufen“, sagte die 32-Jährige am Freitag bei ihrer Vorstellung als Interimslösung nach der Freistellung von Michael Köllner. „Ich fühle mich im Männer-Fußball total wohl.“

Wittmann hat aktuell keine Zeit darüber nachzudenken, was ihre Beförderung für eine Bedeutung haben kann. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob es die einzige oder letzte Chance in meinem Leben ist oder sich noch 40 andere ergeben“, sagte sie. Tags zuvor sei alles „Schlag auf Schlag“ gegangen, es fühle sich aber „total gut“ an.

Die gebürtige Ingolstädterin bedankte sich vor ihrem Debüt gegen das abstiegsbedrohte Waldhof Mannheim am Sonntag (19 Uhr/MagentaSport) für die „maximale Wertschätzung vom Verein“.

Sportdirektor Grlic: Qualität wichtiger als Geschlecht

Dieser sei „auch dafür da, unsere Trainer weiterzuentwickeln“, kommentierte Sportdirektor Ivo Grlic: „Wenn Sabrina männlich wäre, wäre alles okay, und es wäre nicht spannend. Aber wir gehen nach Qualität und nicht nach dem Geschlecht.“ Wittmanns Kerneigenschaften laut Grlic? „Direkt, authentisch, sehr talentiert.“

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Ihr Talent kann Wittmann noch insgesamt viermal an der Seitenlinie zeigen. Dem Waldhof-Spiel folgen die Ligapartien gegen Absteiger VfB Lübeck und den SV Sandhausen. Am 25. Mai geht es schließlich im Finale des Bayern-Pokals gegen die Würzburger Kickers um einen Titel – und um den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals. (sid/fs)

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