HSV-Held Glatzel muss Tochter beschützen und gibt das Signal zur wilden Partynacht
Stand ihm in der 26. Minute noch Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben, weil sein vermeintlicher Führungstreffer gegen den FC St. Pauli nicht zählte, jubelte HSV-Stürmer Robert Glatzel in der 85. Minute grenzenlos. Das 1:0 mit Verspätung ließ den Volkspark explodieren, nachdem angesichts zweier Schiedsrichter-Entscheidungen zuvor lange Entsetzen regiert hatte. Und das späte Tor bedeutete den Endstand in einem wieder einmal verrückten Stadtderby, dessen Matchwinner folgenden Namen trägt: Robert Glatzel.
Das ganze Stadion erhob sich, als der 30-Jährige in der zweiten Minute der Nachspielzeit vom Platz trabte. Glatzel wurde ausgewechselt, hatte Feierabend, der ganze Volkspark schrie seinen Namen. Und nach kurzem Zittern auf der Auswechselbank war es amtlich, auch wenn Ludovit Reis noch einen Elfmeter verschoss (90.+7): Der HSV ist und bleibt Stadtmeister. Dank Glatzel, der das Derby gegen St. Pauli ganz spät entschied.
Glatzel trifft gegen St. Pauli zum Sieg: „Es fühlt sich geil an“
„In der 85. Minute als Mittelstürmer da zu sein, das ist sein Job und das hat er mit Bravour ausgeführt heute“, lobte Sebastian Schonlau augenzwinkernd. „Es fühlt sich geil an“, sagte der Derbyheld selbst, als er mit einem breiten Lächeln in den Katakomben stand. „Wir haben viel leiden müssen, mussten defensiv viel arbeiten. Am Ende sind wir verdient belohnt worden.“ Weil Glatzel gegen den Stadtnachbarn zum Sieg traf.
Jackson Irvine hatte noch alles versucht, um den Kopfball-Aufsetzer des Angreifers vor der Linie zu retten. Doch der Ball schlug im Kasten ein, nachdem Eckball-Schütze Miro Muheim geflankt und St. Pauli-Keeper Nikola Vasilj springend ins Leere gegriffen hatte. Der Rest war großer Jubel. Und jener war nach dem Abpfiff dann sogar riesig.
HSV-Profis feiern mit den Fans – Glatzel-Töchter mittendrin
Glatzel feierte vor der Nordtribüne nicht nur mit seinen Kollegen, sondern auch mit seinen zwei Töchtern. Und er musste aufpassen, dass sich seine Mädels bei der wilden Hüpferei nicht verletzten. „Es ist leider schon mal passiert, dass einer beim Feiern meine Tochter umgehauen hat“, berichtete Glatzel schmunzelnd. „Dabei hatte sie sich leider verletzt. Deswegen musste ich sie ein bisschen zur Seite schicken und den Bodyguard geben. Diesmal ist nichts passiert.“ Zum Glück.
Die Bilder der gemeinsamen Feierei passten zur Stimmung im Stadion, die laut Glatzel „unbeschreiblich“ gewesen sei. „Ich glaube, kein Zweitligist auf der Welt ist so wie der HSV. Das ist unglaublich, was hier abläuft – trotz so einer enttäuschenden Saison“, schwärmte er. „Dass die Fans so da sind, schon beim Aufwärmen und dann von der ersten bis zur letzten Minute, das ist unglaublich und einmalig.“
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Glatzel selbst avancierte in seinem sechsten Hamburger Stadtderby zum ersten Mal zum Matchwinner. Und das, nachdem er seit Steffen Baumgarts Ankunft „in einem kleinen Loch“ gewesen sei, wie er zugab. „Wir müssen auf jeden Fall unterwegs sein, das ist ein Muss“, gab der Torjäger daher das Startzeichen für eine wilde Party-Nacht. „Ich bin auf jeden Fall vorne dabei. Meffo, Bascho und Miro gehören aber auch in die erste Reihe.“ Jonas Meffert, Schonlau und Miro Muheim also. Und natürlich Glatzel, die zentrale Figur dieses 111. Stadtderbys. Der Held.