Werden wir vermutlich im kommenden Kanzler-Duell sehen: Friedrich Merz (CDU, l.) und Olaf Scholz (SPD). (Archivbild)
  • Werden wir vermutlich im kommenden Kanzler-Duell sehen: Friedrich Merz (CDU, l.) und Olaf Scholz (SPD). (Archivbild)
  • Foto: picture alliance / photothek | Florian Gaertner

Merz oder Scholz? Wenn das die Wahl ist, kann man nur sagen: armes Deutschland!

Haben wir wirklich keine besseren Spitzenleute als Olaf Scholz und Friedrich Merz in der Konkurrenz ums Kanzleramt? Oder wollen SPD und CDU uns keine besseren anbieten? Es sieht ganz so aus. Armes Deutschland!

In einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz auto-suggerieren sich die beiden ehemaligen Volksparteien, ihr jeweiliger Kandidat fürs höchste Regierungsamt sei der großartigste und qualifizierteste. Erst dieser Tage auf dem CDU-Parteitag votierten fast 90 Prozent der 1000 Delegierten für ihren Merz. Und sie bejubelten ihn.

SPD und CDU lassen außer Acht, dass Mehrheit Scholz und Merz nicht will

Man kann voraussagen, dass der SPD gleiches gelingt, wenn sie Olaf Scholz für die Wiederwahl zum Regierungschef auf den Schild hebt. Beide Parteien lassen mit sturer Hartnäckigkeit außer Acht, dass die breite Mehrheit der Wählerinnen und Wähler diese beiden Kandidaten nicht will.

Für die nächste Bundestagswahl müssen wir also ein geradezu gespenstisches Kanzlerkandidaten-Duell erwarten oder, richtiger, befürchten: ein Duell, bei dem beide ihre Kraft daraus schöpfen, dass der andere noch unbeliebter sein könnte.

Die Zustimmungswerte zur Ampel sind desaströs, die für die SPD katastrophal. Die Interpretation ist nicht allzu kühn, dass das auch an dem kommunikations- und entscheidungsschwachen Olaf Scholz liegt. Er selbst hält sich zwar permanent und penetrant für den Allerbesten, allen anderen überlegen – aber „so schlecht wie er stand noch nie ein Kanzler da“ befand auch vor ein paar Monaten „Die Zeit“. Auf einer Beliebtheitsskala deutscher Politiker immer auf den hintersten Plätzen. Wahlkampflokomotive, die seine Partei nach oben ziehen könnte, ist dieser Olaf Scholz nicht, im Gegenteil.

Der Autor: Christoph Lütgert war Rundfunk-Korrespondent beim NDR, Erster Reporter beim ARD-Politik-Magazin „Panorama“ und 17 Jahre lang Chefreporter Fernsehen beim NDR. Er schreibt regelmäßig als Gastkommentator für die MOPO. privat/hfr
Lütgert
Der Autor: Christoph Lütgert war Rundfunk-Korrespondent beim NDR, Erster Reporter beim ARD-Politik-Magazin „Panorama“ und 17 Jahre lang Chefreporter Fernsehen beim NDR. Er schreibt regelmäßig als Gastkommentator für die MOPO.

Und Friedrich Merz? Bei ihm ist es ähnlich, auch wenn sich die Christdemokraten auf ihrem Parteitag in einen Rausch klatschten. Renommierte Meinungsforscher attestieren der Union, sie könnte oder müsste angesichts der Ampel-Dauerkrise viel besser dastehen als bei derzeit 30 oder 32 Prozent. Die geringen Sympathiewerte für den CDU-Vorsitzenden blieben ein Schwachpunkt. Andere Unionspolitiker wie CSU-Chef Söder oder NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst stünden deutlich besser da.

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So beherrscht er jetzt sich auf dem CDU-Parteitag gab, so unkontrolliert und ungeschickt hat Merz früher dahergeredet und agiert – er diffamierte pauschal Migranten, stimmte gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe oder schwebte fürs Boulevard-Publikum sichtbar mit seinem Privatflugzeug zur Hochzeit von Christian Lindner auf Sylt ein.

Alle bisherigen Umfragen belegen: Freude können die Kandidaten Scholz und Merz beim Wahlvolk nicht auslösen. Und je weniger die Spitzenleute der demokratischen Parteien begeistern, umso besser für die rechtsradikale AfD, die den demokratischen Politikbetrieb ohnehin diffamieren und verächtlich machen will.

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