Kabinen-Party des FC St. Pauli
  • Der FC St. Pauli feiert in der Kabine die Zweitliga-Meisterschaft. Noch musste Kapitän Jackson Irvine allerdings eine Schale aus Pappe in die Höhe recken. Die echte Schale gibt es am Montag auf dem Spielbudenplatz.
  • Foto: X/FC St. Pauli

St. Paulis große Meister-Party in Wiesbaden – nur eine Durchsage irritiert

Sie kommen aus dem Feiern nicht mehr raus, auch wenn der Stadionsprecher in Wehen Wiesbaden eine eigene Definition von feiern hat. „Lasst das bleiben, solche Szenen wollen wir hier nicht sehen”, raunzte er ins Mikro, als direkt nach dem 2:1 (0:1) des FC St. Pauli beim SVWW die mindestens 6000 Fans unter den 12.100 Besucher:innen auf den Platz vordrangen, ihre Lieblinge in die Arme nahmen und dabei eine (!) Pyrofackel zündeten. Durch den Dreier verteidigten die Hamburger Platz eins gegen Holstein Kiel, das in Hannover 2:1 gewann, und holten erstmals die Meisterschale.

Und zwar auf eine Weise, die nicht nur für Jackson Irvine schlicht „perfekt” gewesen ist. Denn die Tore erzielten mit Andreas Albers und Danel Sinani zwei bisherige Nebendarsteller. „Das zeichnet einfach dieses Team aus”, frohlockte Irvine. „Die Arbeit, die jeder Tag für Tag investiert, macht uns zu einem starken Team.”

Kovacevic bringt Wiesbaden in Führung

In Sachen Engagement kamen vom Anpfiff weg keine Debatten auf. Der Kiezklub, der auf die erkrankten Marcel Hartel und Elias Saad verzichten musste, spielte nach vorne und kam bereits nach fünf Minuten zur ersten Mega-Chance: Oladapo Afolayan legte ein super Solo aufs Parkett, setzte Connor Metcalfe in Szene, doch der scheiterte freistehend an Keeper Stritzel. Der Ball befand sich eigentlich ausschließlich in Gäste-Besitz, doch die sprachen dann in Person von Manolis Saliakas eine freundliche Einladung aus.

Franko Kovacevic köpft zum 1:0 ein. Eric Smith (l.) kommt zu spät. IMAGO/Steinbrenner
Franko Kovacevic köpft zum 1:0 ein.
Franko Kovacevic köpft zum 1:0 ein. Eric Smith (l.) kommt zu spät.

Der Fehlpass des Griechen landete bei Goppel, dessen 25-Meter-Knaller Nikola Vasilj zwar noch über die Latte lenken konnte. Doch aus der folgenden Ecke resultierte der Rückstand. Über Vukotic und die Brust von Metcalfe landete die Kugel auf dem Kopf von Kovacevic, der humorlos vollendete (10.).

Albers erzielt sein erstes Tor für St. Pauli

Was dazu führte, dass sich die Hausherren noch tiefer in der eigenen Hälfte einigelten. Und weil Stritzel auch den Abschluss von Lars Ritzka aus dem Eck kratzte (14.), Metcalfe knapp verzog (38.) und Kiel zur Pause 2:0 in Hannover führte, war der so ersehnte Meistertitel um 16.15 Uhr plötzlich in weite Ferne gerückt.

Erstes Tor im letzten Spiel: Andreas Albers (l.) feiert mit Hauke Wahl. IMAGO/HMB-Media
Andreas Albers feiert mit Hauke Wahl
Erstes Tor im letzten Spiel: Andreas Albers (l.) feiert mit Hauke Wahl.

Hürzeler reagierte, nahm den nicht enttäuschenden Aljoscha Kemlein raus und brachte in Andreas Albers einen echten Neuner. Und es dauerte sechs Minuten, bis die Maßnahme Früchte trug: Jackson Irvine spielte die Murmel in den Lauf des Dänen, der frei vor Stritzel stand und cool ins kurze Eck vollstreckte (51.). Der erste Treffer des Stürmers für den Kiezklub. Verrückt!

Wiesbadens Trainer Döring sieht die Rote Karte

Bitter für die Hausherren, die binnen Sekunden auf einen direkten Abstiegsplatz rutschten, weil Rostock nahezu zeitgleich gegen Paderborn in Führung ging. Dazu gab es noch Rot für Coach Nils Döring, weil der nach nicht vorhandener Notbremse von Hauke Wahl gegen Prtajin mit den falschen Vokabeln einen Strafstoß forderte und eine Flasche auf den Platz kickte (57.). Und drei Minuten später hatte Afolayan nach klasse Zuspiel von Vasilj (!!!) den nächsten SVWW-Schock auf dem Fuß, der dann von Stritzel verhindert wurde.

Je länger die Partie andauerte, desto wilder wurde sie, weil Wiesbaden ja aktiv werden musste, was wiederum St. Pauli Räume öffnete. Und Braun-Weiß hatte Chancen! Aber erneut scheiterte Afolayan an Stritzel (72.), Eric Smiths Abschluss wurde in letzter Sekunde geblockt. Aber dann passierte es – und zwar genau so, wie es einfach passieren musste.

Sinani macht St. Pauli zum Meister

Scott Banks, nach Kreuzbandriss und 261 Tagen Zwangspause erstmals wieder im Kader und eingewechselt, legte per Kopf ab auf Danel Sinani, der bislang auch nur auf wenige Momente im St. Pauli-Trikot gekommen war. Und der Luxemburger drosch die Kugel zum Sieg in die Maschen, Braun-Weiß zum Titel!

Danel Sinani hatte sich sein erstes Saisontor fürs letzte Spiel aufgehoben. WITTERS
Danel Sinani beim Torjubel in Wiesbaden
Danel Sinani hatte sich sein erstes Saisontor fürs letzte Spiel aufgehoben.

Das war für die Gastgeber inzwischen besser zu ertragen, weil Paderborn in Rostock zunächst ausgeglichen hatte und dann sogar in Führung ging. Hieß übersetzt: Wehen Wiesbaden hatte die Relegation gegen Regensburg sicher.
Trotzdem versammelten sich alle Profis der Hessen in der Mixed Zone vorm TV, um die letzten Sekunden des lange unterbrochenen Spiels des Kontrahenten zu verfolgen und dann kollektiv aufzuatmen, als es endlich vorbei war.

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Zeitgleich ging in der St. Pauli-Kabine die Hölle ab, es wurde gesungen, getanzt, gefeiert halt. „Nach einem absoluten Fight letzte Woche, mit all den Emotionen, all der Party, all dem Kampf, jetzt noch die Kraft zu haben, in so einem Spiel zurückzukommen – jeder hat alles gegeben, dieses Spiel zu gewinnen”, stammelte Eric Smith. „Ich habe keine Worte für diese Jungs. Ich könnte nicht stolzer und glücklicher sein.”

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