Minderjährige konsumieren auf der Reeperbahn Lachgas vor den Augen der Beamten. (Archivbild)
  • Minderjährige konsumieren auf der Reeperbahn Lachgas – vor den Augen der Polizei. (Archivbild)
  • Foto: Marius Röer

Gefährliche Partydroge Lachgas: Eltern und Ärzte in Sorge – Lauterbach reagiert

Schon seit Monaten warnen Ärzte davor, dass vor allem junge Menschen Lachgas als Partydroge missbrauchen. Dies kann schwere Gesundheitsschäden zur Folge haben. Wird die Politik jetzt aktiv?

Nach Kritik von Eltern und Ärzten dringt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf strengere Regeln, um den Verkauf von Lachgas als Partydroge besonders an junge Leute einzudämmen. Dies sei ein erhebliches Gesundheitsrisiko und keine Kleinigkeit, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin. Auch Hamburg dringt schon seit einiger Zeit darauf, dass der Bund tätig wird und die Regeln zum Verkauf von Lachgas verschärft.

„Die schnelle Verbreitung bei Kindern und Jugendlichen muss uns allen Sorge machen“, sagte Lauterbach. Daher halte er es für nicht vertretbar, dass Lachgas in Automaten oder „Spätis“ (Spätkaufläden) verkauft werde, insbesondere nicht an Kinder und Jugendliche. Er sei dazu mit den zuständigen Ressorts der Regierung im Gespräch, sodass man hoffentlich bald zu Regelungen kommen werde. „Es kann auf keinen Fall so bleiben, wie es jetzt ist.“

Lachgas: Mediziner warnen vor Langzeitschäden

In Deutschland sind Verkauf und Konsum von Lachgas nicht verboten. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hatte zuletzt vor Gefahren gewarnt. Den Ärzten zufolge besteht die Gefahr von Langzeitschäden. Sie reichten von Bewusstlosigkeit durch Verdrängung des Sauerstoffs in der Lunge über Lähmungserscheinungen bis hin zu Hirnschäden.

Lachgas, also Distickstoffmonoxid (N2O), ist seit einigen Jahren als Partydroge auf dem Vormarsch. Die Konsumenten atmen den euphorisierenden Stoff über Luftballons ein. Lachgas fällt in Deutschland bisher nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und kann zum Beispiel in Sahnekapseln oder Kartuschen im Supermarkt, in Tabakläden oder im Internet gekauft werden.  

Lachgas-Produkte sollen „sehr junges Publikum“ ansprechen

Andere Staaten haben gesetzliche Regelungen gegen den Missbrauch getroffen. In Großbritannien ist der Besitz von Lachgas seit Ende 2023 illegal, auch die Niederlande und Dänemark haben strenge Vorgaben. 

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, ist sehr besorgt. Der „Braunschweiger Zeitung“ sagte Blienert, es gebe vermehrt Berichte über Jugendliche und junge Erwachsene, „die mit Lachgas herumexperimentieren und ihre Rauscherfahrungen auf Social Media teilen“. Es gebe eine ganze Palette Lachgasprodukte, die ausschließlich auf das Inhalieren zugeschnitten seien, sogar in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. „Das ist neu, und es ist keine gute Entwicklung. Alles deutet darauf hin, dass die Produkte ein sehr junges Publikum ansprechen sollen“, sagte Blienert.

Lachgas: Niedersachsen erwägt Bundesratsinitiative

Die Unionsfraktion im Bundestag plädiert für ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige. „Narkosemittel aus der Medizin haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagte der Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Gefahr psychischer Abhängigkeit sei erheblich, in extremen Fällen könne es zu Ohnmacht, Lähmungen und Herzbeschwerden kommen.

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Die rot-grüne Landesregierung von Niedersachsen sieht ebenfalls Handlungsbedarf und kündigte am Mittwoch an, eine Bundesratsinitiative zu prüfen. „Der missbräuchliche Einsatz von Lachgas als vermeintliche Partydroge kann erhebliche Gesundheitsschädigungen zur Folge haben“, warnte Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD). Es gehöre nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen. „Daher sollte der niedrigschwellige Verkauf an unter 18-Jährige untersagt werden“, forderte der SPD-Politiker. Das gelte für den Kiosk- und Automatenverkauf in der Nähe von Schulen oder Kitas, aber auch für den Onlinehandel, Drogerien oder Supermärkte. Gleichwohl müsse es weiterhin möglich sein, Lachgas medizinisch einzusetzen, und auch die Sprühsahne wolle niemand verbieten.  

Den Überlegungen aus Niedersachsen zufolge könnte Lachgas in das so bezeichnete Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz aufgenommen werden, wie ein Ministeriumssprecher erläuterte. Mit dem Gesetz sollen vor allem junge Menschen vor neuen, synthetisch hergestellten Designer-Drogen, sogenannten Legal Highs, geschützt werden.

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