Frustbier im Hotel: Deutsche Eishockey-Stars hadern mit WM-Aus
Nach dem schmerzhaften WM-K.o. gegen den Erzrivalen wollten die niedergeschmetterten Vizeweltmeister ganz schnell weg. Ein letztes gemeinsames Abendessen und das eine oder andere Frustbier im Teamhotel – dann verließen die deutschen Eishockey-Nationalspieler noch in der Nacht Ostrava und zerstreuten sich von Warschau und Krakau aus in alle Winde.
„Es ist natürlich bitter, wenn du im Viertelfinale ausscheidest und weißt, dass du eigentlich hättest weiterkommen können“, sagte Verteidiger Jonas Müller nach dem 1:3 gegen die Schweiz, das nicht nur die K.o.-Siegesserie gegen den Nachbarn, sondern auch den Traum von einer weiteren Medaille beendet hatte.
NHL-Stars vermisst: „Es hängt mit der Besetzung zusammen“
Anders als vor einem Jahr, als nach dem Silbercoup in Tampere noch bis in den Morgen feuchtfröhlich gefeiert worden war und man am liebsten gar nicht auseinander gehen wollte, endete die WM-Mission in Tschechien trotz Torrekord und Eishockey-Spektakel in der Vorrunde im ersten K.o.-Spiel zu früh, zu zaghaft, zu unbefriedigend.
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Manch einer vermisste gegen die mit allen NHL-Stars besetzten Schweizer die besten Deutschen Leon Draisaitl, Tim Stützle und vor allem Moritz Seider, der der Abwehr in den letzten Jahren enorme Stabilität verliehen hatte. „Es hängt auch immer mit der Besetzung der Mannschaft zusammen“, gab Bundestrainer Harold Kreis zu. Und NHL-Angreifer Nico Sturm sinnierte: „Wenn ich sehe, dass wir Leon, Mo und Stützi noch ins Line-up pushen können, dann glaube ich, brauchen wir uns vor keinem zu verstecken.“
Peterka bester deutscher Scorer
Gegen die Schweizer fehlte in den entscheidenden Momenten diese NHL-Power, zumal auch Torjäger John-Jason Peterka gegen Starverteidiger Roman Josi und Co. nicht zum Zug kam. „Die Ansprüche, die ich an mich selbst habe, sind höher, weil ich ein Spieler sein will, der in solchen Spielen den Unterschied macht“, sagte der 22-Jährige, der die WM dennoch mit fünf Toren und vier Vorlagen als bester deutscher Scorer abschloss, „natürlich ist es dann sehr bitter.“
Dennoch hat Kapitän Moritz Müller auch nach seiner zwölften Weltmeisterschaft die Lust auf eine Fortsetzung nicht verloren. „Ich bin ein Kämpfer”“ sagte der 37-Jährige, der im Viertelfinale sein 212. Länderspiel bestritt und damit die Legende Erich Kühnhackl überholte, „solange ich Eishockey spiele, stehe ich auch der Nationalmannschaft zur Verfügung.“
Freude am Eishockey wiedergefunden: Sturm hatte gut lachen
Am schnellsten rappelte sich Sturm wieder auf, der vor allem positive Erinnerungen mitnahm. Nach einer desaströsen Saison mit den San Jose Sharks fand der 29-Jährige in den drei Wochen bei der Nationalmannschaft die Freude am Eishockey wieder. „Ich habe unseren Torsong öfter gehört als in den letzten sieben Monaten zusammen“, meinte er, „es macht super Spaß, mal mit dem Puck zu spielen, mal nach dem Spiel zu lachen, das habe ich schon sehr vermisst in den letzten Monaten.“
Wenn er „zwei, drei Verletzungen“ im Urlaub auskuriert habe, werde die Lust wieder da sein, „jeden Tag in den Kraftraum zu gehen und sich den Arsch abzuarbeiten“, prophezeite der Augsburger, der ab Herbst möglicherweise mit dem Ex-Bundestrainer Marco Sturm in San Jose arbeiten wird.
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Für Kreis beginnt der Urlaub nach seiner zweiten WM etwas später. Zunächst steht die Auswertung auf der Trainerkonferenz am kommenden Dienstag auf dem Programm, „dann gibt es noch ein paar andere Sachen.“ Und danach? „Ich weiß nicht, wann meine Frau Urlaub gebucht hat“, sagte der 65-Jährige und fügte schmunzelnd an: „Ich werde dann wohl mitgehen.“ (sid/mg)