Strafen-Rekord in Aussicht: St. Pauli droht der Pyro-GAU
Man kann Pyrotechnik gut finden oder schlecht, eines steht nach aktueller Auslegung durch das Sportgericht des DFB aber fest: Sie ist verdammt teuer. Und zwar weniger in der Anschaffung für die zündelnden Fans als vielmehr für die Vereine, die hernach Strafen zahlen müssen für das Abfackeln von bengalischen Feuern und Böllern. Für den FC St. Pauli könnte die abgelaufene Saison zur teuersten überhaupt werden.
Während die DFB-Richter die Geldstrafe in der Vergangenheit noch wenige Tage nach dem jeweiligen Vorfall aussprachen, dauert es inzwischen meist mehrere Monate, bevor ein Urteil fällt und rechtskräftig ist. Und so ist bisher auch nur jene Summe bekannt, die St. Paulis Fans bis zum 5. Dezember 2023, also noch vor dem Ende der Hinrunde verbrannt haben: 269.650 Euro beträgt bis dato die Gesamtstrafe, ein Großteil entfällt mit 104.250 Euro auf das Derby-Hinspiel gegen den HSV.
Die Summe fließt dabei nie vollständig an den DFB. Stattdessen fordert das Sportgericht die Vereine in seinen Urteilen dazu auf, einen bestimmten Anteil in Projekte und unterschiedliche Maßnahmen für Sicherheit und Prävention zu investieren.
St. Pauli-Präsident Göttlich für Teil-Legalisierung von Pyrotechnik
Das Online-Archiv des Gerichtes gewährt Einblick in die Geldbußen bis zurück in die Saison 2018/2019. In jener Spielzeit musste St. Pauli 116.800 Euro zahlen, auch hier einen Gros für Vergehen in den beiden Partien gegen den HSV. In der Folgesaison betrug die Strafe dagegen nur 6600 Euro aus einem DFB-Pokal-Spiel in Lübeck.
In der Saison 2021/2022 musste der Kiezklub dann 51.965 Euro zahlen – und in der vergangenen Spielzeit negativrekordverdächtige 325.290 Euro.
Angesichts der 269.650 Euro allein aus der Hinrunde der nun abgelaufenen Zweitligasaison ist es überaus wahrscheinlich, dass St. Pauli diesmal sogar noch mehr blechen muss. Denn allein im Derby-Hinspiel betrug die Strafe 104.250 Euro und Anfang Mai im Volkspark zündeten St. Paulis Gästefans erneut viel Pyrotechnik. Rechnet man nur für dieses Spiel mit einer vergleichbaren Strafe, wäre der Wert aus dem Vorjahr bereits übertroffen – und es war nicht das einzige in der Rückrunde, in der St. Paulis Fans zündelten.
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Präsident Oke Göttlich hatte sich bereits vor einem Jahr in der MOPO für eine teilweise Legalisierung von Pyrotechnik „in einem geordneten Rahmen“ ausgesprochen. Er monierte, es gebe „kein vernünftiges Verhältnis zwischen Strafenkatalog und Möglichkeiten für ein geordnetes Abbrennen und Verantwortungsübernahme bei einigen Fans“. Ebenfalls im vergangenen Jahr hatte der Stadtrivale HSV ein Pilotprojekt zum legalen Abbrennen von Pyrotechnik angeregt.