Jude Bellingham gibt ein Interview.
  • Jude Bellingham bei einer Medien-Runde im heimischen Madrid
  • Foto: IMAGO/SOPA Images

Bellingham: Tränen nach BVB-Aus – Wiedersehen als Spaniens Bester

Sein letzter Auftritt im Trikot von Borussia Dortmund war ein trauriger Moment. Mit Tränen in den Augen stand Jude Bellingham vor einem Jahr nach der verpassten Meisterschaft gegen Mainz 05 vor der Südtribüne. „Wir haben euch im Stich gelassen“, schrieb er den Fans bei Instagram. Zwei Wochen später wechselte der englische Nationalspieler für 103 Millionen Euro zu Real Madrid.

Das Wiedersehen an diesem Samstag wird für Bellingham noch einmal viel größer und emotionaler, als es dieser bittere Abschied schon war. Im ersten Champions-League-Endspiel seiner Karriere trifft er mit seinem neuen Klub Real auf den Ex-Verein BVB – und das auch noch im Londoner Wembley-Stadion in seiner englischen Heimat (Samstag, 21 Uhr/ZDF und DAZN). „Das ist eine verrückte Geschichte. Die hätte man nicht besser schreiben können“, sagte der Dortmunder Sportdirektor Sebastian Kehl.

Oder wie es Bellingham selbst am Montag bei einem Medientag in Madrid beschrieb: „Das ist so etwas wie die Krönung einer großartigen Saison. Zurück nach England zu kommen, gegen Dortmund zu spielen: Ich bin sehr dankbar, dabei zu sein.“

Mit 19 Toren in die Herzen der Fans

Gleich zu Beginn der Finalwoche bekam Bellingham schon die erste Trophäe überreicht. Die spanische Liga kürte ihn am Dienstagabend zum besten Spieler der Saison. In seinem ersten Jahr in einer neuen Liga, einem neuen Land und auf einer neuen, deutlich offensiveren Mittelfeld-Position schoss Bellingham auf Anhieb 19 Tore. So schlugen bei Real bislang nur Cristiano Ronaldo und Zinédine Zidane ein. Aber ansonsten kein Luis Figo, kein Kaká, kein Gareth Bale. Und man übersieht bei Bellingham sehr leicht: Er ist erst 20 Jahre alt.

Jude Bellingham ist zum besten Spieler in La Liga ausgezeichnet worden.

„Jude verstand sofort, was es bedeutet, für Real Madrid zu spielen“, lobte sein Trainer Carlo Ancelotti am Montag. Nirgendwo ist das Publikum anspruchsvoller. Nirgendwo ist der Schatten älterer Generationen nach bislang 16 Europapokal-Siegen noch länger. Bellinghams Selbstsicherheit, seine Eloquenz und seine dominante Körpersprache waren dem einen oder anderen in Dortmund am Ende vielleicht zu viel. Beim erfolgreichsten Klub der Geschichte aber halfen sie ihm, um in der Kabine und unter dem Gewicht dieses berühmten weißen Trikots zu bestehen.

Mit System: Bellingham durfte viel von den Altstars lernen

Und so schnappte sich Bellingham gleich am Anfang die Rückennummer 5 des legendären Zidane. Seine beiden ersten Clásicos gegen den großen Rivalen FC Barcelona entschied er jeweils durch ein Siegtor in der Nachspielzeit. „Das ist der Grund, warum ich hier bin“, sagte Bellingham vor dem Champions-League-Finale selbstbewusst. „Für diesen Klub zu spielen bedeutet: Du siehst jeden Tag auf den Fotos die großen Spieler, wie sie die Trophäen halten und dabei lächeln. Jetzt möchte auch ich mit diesem Klub Geschichte schreiben.“

Sein Trainer Ancelotti gewann die Königsklasse bereits zweimal mit dem AC Mailand und auch zweimal mit Real Madrid. Sein Credo ist seit 20 Jahren, große Mannschaften niemals mit einem Schlag umzubauen, sondern immer in einem fließenden, mehrjährigen Prozess. Und so passiert es bei Real, dass ein Jude Bellingham (20) nie direkt den scheidenden Toni Kroos (34) ersetzen musste. Oder der Brasilianer Vinicius Junior (23) den langjährigen Torjäger Karim Benzema (35). Sondern, dass die Jungen immer die Möglichkeit bekommen, noch etwas von der Erfahrung der Altstars zu profitieren.

Die bedingte Freude auf das Wiedersehen mit den alten Kollegen

„Ich habe viel mit ihnen gesprochen“, sagte Bellingham am Montag über Kroos und den ehemaligen Weltfußballer Luka Modric (38). „Eine meiner schönsten Erinnerungen an dieses erste Jahr bei Real ist, wie ich einmal einfach nur am Esstisch gesessen und ihnen zugehört habe. Ich saß wie ein Kind daneben. Und es ist großartig, dass ich jetzt in der Lage bin, neue Erinnerungen mit ihnen zusammen zu schaffen.“

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Und sein Kontakt zu den alten Kollegen von der Borussia? Den gebe es vor allem mit Jadon Sancho, erzählte Bellingham. „Er nahm mich damals unter seine Flügel, als ich mit 17 in Dortmund ankam.“ Ansonsten will er: bloß nicht zu viele Emotionen aufkommen lassen vor diesem Finale. Lieber etwas „Distanz halten. Wir sitzen da alle im selben Boot“, sagte Bellingham. „Es wird schön sein, sie alle wiederzusehen – zumindest bis 21 Uhr.“ (dpa/pu)

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