Marineschiff vor Frachter auf dem Meer
  • Als die EU-Marine den Frachter „Basilisk“ (hinten) befreien wollte, waren die Piraten schon über alle Berge.
  • Foto: European Union Naval Force (EUNAVFOR) - Operation ATALANTA

Die neue Bedrohung durch Piraten

Die See ist ruhig und die Nacht schwarz über dem Indischen Ozean, als die Spezialkräfte zuschlagen. Von Hubschraubern seilen sich Soldaten des Marineverbandes der Europäischen Union (EUNAVFOR) auf das Deck des Hamburger Mehrzweckfrachters „Basilisk“ ab. Sie wollen das Schiff der Reederei Minship befreien.

Doch die Piraten, die den 168 Meter langen Frachter einige Stunden zuvor überfallen hatten, sind nicht mehr an Bord. Das Sonderkommando durchsucht den Frachter. 17 Seeleute hatten sich in einem Schutzraum verschanzt, nachdem sie einen Notruf absetzten. Ein Matrose soll beim Überfall der Piraten verletzt worden sein und musste medizinisch betreut werden, doch wie es dazu kam, ist nicht bekannt.

Piraten wollten Schiff aus Hamburg entführen

Erbeutet haben die Kriminellen nur etwas Bargeld und einige Wertgegenstände. Die Soldaten der EU, die im Rahmen der Atalanta-Mission das Horn von Afrika bewachen, Hilfskonvois und die Seefahrt schützen, eilten zu Hilfe, bevor die Piraten das Schiff entführen konnten. Also ist die Attacke einigermaßen glimpflich ausgegangen? 


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

Alle aktuellen Folgen dieser Kolumne finden Sie hier.


Nicht ganz. Was Reedereien und Crews und Fachleuten Sorge bereitet: Die „Basilisk“ lief mit 16,5 Knoten auf einem Kurs 420 Seemeilen vor der Küste vor Somalia, als die Piraten mit zwei schnellen Booten aufkreuzten. 420 Seemeilen – das sind 780 Kilometer vor der Küste.

Wenige Tage zuvor gab es einen ähnlichen Überfall von Piraten, auf der anderen Seite Afrikas, ebenfalls weit draußen, in diesem Fall 360 Seemeilen vor der Westküste südlich der Kapverdischen Inseln. Mit AK-47 Schnellfeuergewehren enterten sie einen Frachter, bestahlen die geschockte Crew, zerstörten die Kommunikationsanlage und verschwanden wieder.

Gefahr droht nicht nur in der Nähe von Küsten

Bislang gingen Sicherheitsexperten davon aus, dass Gefahren in Nähe der Küsten drohen. Besonders im Golf von Guinea, vor Somalia, in der Straße von Singapur, also den klassischen Gefahrenzonen. Durch stärkere militärische Präsenz, unter anderem durch Kriegsschiffe der EU, war die Zahl der Angriffe zuletzt gesunken.

Doch nun operieren die Piraten auch Hunderte Seemeilen weit draußen auf dem Ozean, auf dem Indischen Ozean, sogar auf dem Atlantik, was bedeutet, dass sie ihre Technik und Logistik deutlich verbessert haben. Und dass in der Folge Handelsschiffe nirgendwo mehr sicher sind, denn es ist schwierig, ein riesiges Seegebiet zu kontrollieren. Was ist eigentlich mit Kreuzfahrtschiffen? Was, wenn sich ein solcher Angriff nicht gegen einen Frachter richtet, sondern einem Schiff voller Touristen gilt?

Das könnte Sie auch interessieren: Verschollen, ausgereist oder noch in Hamburg: Das wurde aus den Somalia-Piraten

Seeleute haben einen Beruf mit vielen Herausforderungen: Stürme, extreme Wellen, Einsamkeit, Stress, traumatische Erlebnisse mit Geflüchteten, etwa im Mittelmeer. 

Nun ist er noch ein wenig gefährlicher geworden.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp