Planlose Verdrängung am Hauptbahnhof: Das Elend zieht mit
Durchsagen in den Bahnen, die an das Bettelverbot erinnern, deutlich mehr Polizeistreifen, Alkoholverbot, der abgehängte Gabenzaun: In Hamburg wird rund um den Hauptbahnhof eine planlose Verdrängungspolitik vorangetrieben – ohne langfristige Perspektive.
Die Drogenabhängigen, die Obdachlosen, die „Alkis“, sie alle sollen aus dem Sichtfeld der Reisenden verschwinden. Seit etwa einem halben Jahr haben CDU und AfD für sich den Hauptbahnhof als Kriminalitätshochburg ausgemacht – und treiben damit SPD und Grüne vor sich her.
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Und die SPD, die Bürgerschaftswahl 2025 schon vor Augen, will krampfhaft verhindern, dass sich das Jahr 2001 wiederholt: Damals kam die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill aus dem Stand auf 19 Prozent und die Sozialdemokraten mussten in die Opposition. Das wahlentscheidende Thema: unzumutbare Zustände am Hauptbahnhof.
Kein Wunder also, dass Bezirkschef Ralf Neubauer und Innensenator Andy Grote (beide SPD) jetzt eine rigorose Sicherheitspolitik etablieren wollen. Die Folgen einer solchen Politik gehen allerdings zulasten angrenzender Stadtteile wie St. Georg. Denn die Menschen verschwinden nicht einfach. Sie sind immer noch da – verteilen sich nur eben woanders.
Was würde bei dem Problem helfen?
Was es braucht, ist auch klar: mehr Wohnraum, leichtere Zugänge zur Gesundheitsversorgung. Immerhin: Mit dem Kauf eines ganzen Hauses direkt am Bahnhof, das Suchtkranke und Obdachlose mit einem Bett und Ärzten versorgen soll, hat die Sozialbehörde einen ersten großen Schritt in die richtige Richtung getan.