Neun Jahre nach legendärem Freistoß: Wie Ex-HSV-Held Díaz in Chile seinen Traum lebt
91. Spielminute. 18 Meter vor dem gegnerischen Tor. Was wäre gewesen, wenn sich Marcelo Díaz vor exakt neun Jahren nicht dort positioniert hätte, wo er es im Karlsruher Wildparkstadion damals tat? Der HSV wäre am 1. Juni 2015 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit abgestiegen. „Das Glück, am richtigen Ort zu sein“, könnte man auch sagen. Und genau das schrieb Díaz am Donnerstagnachmittag deutscher Zeit auch in seiner Instagram-Story. Der Ex-HSV-Profi meinte damit aber den Traum, den er 3288 Tage nach seinem legendären Freistoß nun in Chile lebt.
Díaz, mittlerweile 37 Jahre alt, kam gerade am Trainingszentrum seines Heimatvereins an, als er sein Smartphone zückte und ein Video aufnahm von dem „richtigen Ort“, den er gerade mit dem Auto erreichte und an dem er seit dem Jahreswechsel sein lang ersehntes „Glück“ verspürt. Privat wie sportlich.
Ex-HSV-Profi Díaz lebt Traum bei Heimatverein in Chile
Als Díaz Ende Dezember 2023 bei Universidad de Chile, kurz UD, unterschrieb, wurde er von seinem alten, neuen Klub wie ein Held inszeniert. Wie der verlorene Sohn, der dorthin zurückkehrt, wo er aufgewachsen war, wo er im Jugendbereich mit dem Fußball angefangen und wo er im Jahr 2008 sein Profidebüt gefeiert hatte.
Es war immer Díaz’ Traum, zu UD zurückzukehren – nach Stationen in der Schweiz, wo er von 2012 bis 2015 99-mal für den FC Basel auflief, in Hamburg (20 HSV-Pflichtspiele von Februar 2015 bis Januar 2016), zudem in Spanien (2016 bis 2017 bei Celta Vigo), in Mexiko (2017 bis 2018 bei UNAM Pumas), in Argentinien (2018 bis 2021 beim Racing Club) und in Paraguay (2021 bis 2023 beim Club Libertad Asunción).
Marcelo Díaz ist der Kapitän von Universidad de Chile
Schon Ende 2022, nach einem Jahrzehnt im Ausland, plante er seine Heimkehr, die aber tragischerweise noch platzte. Also spielte Díaz noch für ein Jahr bei Audax Italiono in Chile, bis er zwölf Monate später innerhalb der ersten Liga wechselte – und zurück zu UD ging. Endlich. „Ich bin sehr glücklich. Und ich hoffe, die Fans sind es auch“, sagte der Routinier. „Möge es ein großartiges 2024 werden, und wir werden gemeinsam alles dafür tun.“
Und es sieht tatsächlich nach einem erfolgreichen Jahr aus für Díaz und seinen Verein aus der Hauptstadt Santiago de Chile. Hatte UD die Vorsaison in der Primera División de Chile noch auf dem neunten von 16 Plätzen abgeschlossen, stehen Diáz und Co. nach 14 von 30 Spieltagen derzeit auf dem ersten Platz. Der Ex-Hamburger stand – direkt als Kapitän – in allen Saisonspielen in der Startelf und bereitete einen Treffer vor. „Die Freude meines Herzens“, schrieb Díaz kürzlich zu einem Mannschaftsfoto und verdeutlichte damit noch mal: Hier gehöre ich her. Und nirgendwo anders möchte ich in meiner Karriere mehr spielen.
Díaz’ HSV-Freistoßtor in Karlsruhe rettete die Verlängerung
Sein Kapitel beim HSV war ein kurzes, sein erst achtes Pflichtspiel mit der Raute auf der Brust ließ er aber zu einem unvergesslichen werden. „Tommorow, my friend“, flüsterte Díaz seinem Teamkollegen Rafael van der Vaart ins Ohr, als der HSV im Relegations-Rückspiel (Hinspiel 1:1) in Karlsruhe am 1. Juni 2015 mit 0:1 zurücklag – und der Zweiten Liga ganz, ganz nah war. Statt van der Vaart schoss dann aber Díaz den umstrittenen Freistoß in der Nachspielzeit – trocken und genau in den Winkel. 1:1. Verlängerung. Und in der siegte der HSV dank des Treffers von Nicolai Müller mit 2:1. Als legendär in Erinnerung blieb aber Díaz’ Traumtor. Bis heute.
Exakt neun Jahre danach wird der Mittelfeldspieler an diesem Samstag nicht spielen. Erst am Sonntag um 18.30 Uhr deutscher Zeit steht Diáz wieder für UD auf dem Platz, die Partie bei CD Everton steht an – also auswärts. Und nicht daheim, direkt am Vereinsgelände in Santiago de Chile, wo der HSV-Profi nach langer Sehnsucht nun eines verspürt: „Das Glück, am richtigen Ort zu sein“.