Auftrag erfüllt: St. Pauli verliert seinen Aufstiegs-Experten
Es war mit einer Mischung aus Neugier, Skepsis, Interesse und auch Respekt für das bereits von dem Neuen geleistete aufgenommen worden, als der FC St. Pauli im vergangenen Juni diesen Personalzugang verkündete: Diplom-Sportwissenschaftler Hinnerk Smolka solle als sogenannter Teamcoach dazu beitragen, „das volle Leistungspotenzial der Mannschaft auszuschöpfen“, lautete die Formulierung. Nun lässt sich derlei schwer messen und deshalb kaum beziffern, welchen Anteil er etwa an St. Paulis Aufstieg hat und am – wie die Spieler stets glaubhaft betonen – sehr guten Klima innerhalb der Mannschaft. Seinen Auftrag jedenfalls hält Smolka nach einem Jahr für erfüllt: Wie der Verein am Freitagnachmittag mitteilte, verlässt er den FC St. Pauli.
Der Teamcoach wolle sich, so hieß es in dem Kommuniqué, „neuen Aufgaben stellen“. Welche Aufgaben das sind, teilte St. Pauli nicht mit – ebenso wenig, ob ein Nachfolger kommen soll. Stattdessen bedankte sich Sportchef Andreas Bornemann bei Smolka für dessen Arbeit. „Wir sind immer bereit, neue Dinge auszuprobieren, wenn es dem Erfolg des FC St. Pauli dient“, sagte er. Dementsprechend sei man froh, „diesen Weg gegangen zu sein“ und wünsche Smolka für seinen weiteren Weg alles Gute.
Mit Smolka waren schon die Hamburg Towers und der ETV aufgestiegen
Der sich Verabschiedende selbst nannte die Arbeit mit einer Profi-Fußballmannschaft eine „für mich neue und besondere Herausforderung“. Man habe unter anderem daran gearbeitet, den Zusammenhalt zu festigen. „Insbesondere unter Druck und im Umgang mit Konflikten zeigt sich, wie gut ein Team wirklich ist.“
Tatsächlich bemerkenswert in der abgelaufenen Saison war, dass St. Pauli auch bei Rückständen selten nervös spielte, sondern meist seiner Art des Fußballs treu blieb und hierfür nicht selten mit Comebacks belohnt wurde. Auch in der mitunter zähen Endphase des Aufstiegsrennens verloren die Spieler trotz einiger Rückschläge nicht die Nerven und belohnten sich mit der Bundesliga.
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Mit Smolka als Teamcoach waren bereits die Basketballer der Hamburg Towers als auch die Fußballer des ETV aufgestiegen, was man bei St. Pauli als Empfehlung für eine Anstellung wertete. Bei seinem Dienstantritt vor einem Jahr sprach der damals 40-Jährige von seinem Arbeitsbereich als einem „neuen Feld im Profi-Sport“ und bezeichnete sich selbst als „Dienstleister“. Er sei „ein Externer, der sehr nah am Team ist und gleichzeitig Abstand halten muss“. Um Vertrauen zu allen Handlungsträgern auf und neben dem Platz aufzubauen, benötige es Zeit.
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Smolka betonte, es gehe darum, etwaige Konflikte bereits in ihrer Entstehung zu identifizieren und zu lösen, bevor sie eskalierten und der Mannschaft nachhaltig schadeten – „ich bin sowas wie ein ABS-System im Auto, das sagt, du fährst gerade ein bisschen weit nach rechts oder nach links, jetzt mal stoppen“, sagte er.
Wenn man so will, hat er das Auto ans Ziel gebracht – wenn auch nicht als Fahrer, dann gewiss als Assistenzsystem.