Kein Coach, Ärger mit Ex-Kiezkicker: Riesen-Chaos bei St. Paulis Pokalgegner Halle
Es ist ein Los, das beim FC St. Pauli und seinen Fans nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgt. Sachsen-Anhalt, ein durchaus problematisches Fan-Klientel, die mögliche Einstufung als Risikospiel. In der ersten DFB-Pokalrunde tritt der Bundesliga-Aufsteiger beim Drittliga-Absteiger Hallescher FC an. Ein Verein, bei dem es in den vergangenen Jahren regelmäßig drunter und drüber ging und sich den Ruf eines Chaos-Klubs erworben hat. Was das Feuern von leitenden Angestellten angeht, spielt der HFC in der ersten Liga.
Die Hallenser haben noch keinen Trainer für die kommende Spielzeit in der Regionalliga Nordost, in der sie auf Gegner wie die Volkssport Gemeinschaft (VSG) Altglienicke, den FSV 63 Luckenwalde oder den ZFC Meuselwitz treffen. St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler weiß also noch gar nicht, welchem Kollegen er vor dem Anpfiff und nach dem Abpfiff die Hand schütteln wird.
FC St. Pauli: Pokalgegner Halle hat noch keinen Trainer
Der Nächste, bitte! Bis zum noch nicht terminierten Pokal-Heimspiel gegen St. Pauli (1. Runde 16. – 19. August) im 15000 Menschen fassenden Leuna-Chemie-Stadion in Halle an der Saale wird der Absteiger einen neuen Chefcoach gefunden haben – es ist dann der siebte (!) Trainer beim HFC seit 2020.
Haben Sie mehr Fachwissen als die MOPO-Sportredakteure? Dann machen Sie jetzt mit bei unserem EM-Tippspiel, messen Sie sich mit den MOPO-Reportern und gewinnen Sie nach jedem Spieltag tolle Preise im Gesamtwert von über 5.000 Euro! Hier kostenlos anmelden, mitmachen und gewinnen!
Erst Anfang April hatte der sportlich und finanziell gebeutelte Krisen-Klub nach nur 14 Monaten Trainer Sreto Ristic vor die Tür gesetzt und durch Ex-Bundesliga Profi Stefan Reisinger ersetzt, der allerdings nach der gescheiterten Mission Klassenerhalt keinen neuen Vertrag erhalten hatte und nach nur zwei Monaten gehen muss.
Hallescher FC feuerte Sportchef Thomas Sobotzik
Doch nicht nur auf der Trainerposition ist der Wechsel eine hallesche Konstante. Drei Wochen nach Ristic hatte der HFC dann auch Sportdirektor Thomas Sobotzik gefeuert – nach nur einem Jahr. Der Sportchef, der als Ristic-Spezi gilt (beide arbeiteten zuvor in Chemnitz, wo Sobotzik 2019 nach massiven Anfeindungen aus der Fanszene hingeworfen hatte und zuletzt Offenbach zusammen), soll in die Verpflichtung von Reisinger gar nicht mehr eingebunden worden sein. Eine schmutzige Trennung, von der Sobotzik überrascht gewesen sein soll.
Sobotzik? Da klingelt es beim geneigten St. Pauli-Fan. Der 49-Jährige kann auf eine durchaus beachtliche Profi-Karriere (135 Bundesliga- und 131 Zweitligaspiele) zurückblicken. Für den Kiezklub bestritt der Mittelfeldspieler in den beiden Erstliga-Saisons 1995/96 und 1996/97 insgesamt 70 Pflichtspiele (neun Tore, acht Assists), war Stammspieler und Leistungsträger. Sportlich eine braun-weiße Größe in dieser Phase. Ein Pokal-Duell gegen St. Pauli wäre sicherlich ein Highlight für Sobotzik gewesen.
Der neue starke Mann in Halle: Daniel Meyer
Der geschasste Macher ist nur einer von vielen Kurzarbeitern beim HFC. Sobotziks Vorgänger auf der Sportchef-Position, Ralf Minge, hatte im März 2023 auch vorzeitig seinen Hut nehmen müssen – nicht ohne einige Wochen zuvor, als sein Abgang schon beschlossen war, noch Trainer André Meyer zu feuern. Dessen Bruder Daniel ist übrigens der Nachfolger von Sobotzik als Sportchef. Hallesche Verhältnisse …
Praktisch: Der in Halle geborene und aufgewachsene Daniel Meyer hat reichlich Trainererfahrung, coachte die Zweitligisten Aue und Braunschweig sowie zuletzt die U19 von RB Leipzig und könnte sicherlich sofort einspringen, sollte er den neuen Cheftrainer, den er in demnächst verpflichten wird, vorzeitig beurlauben.
Fabian Hürzeler erwartet „schwierigen Test“ im DFB-Pokal
Beim FC St. Pauli gibt es viele Fragezeichen, was den kommenden Pokal-Gegner angeht, denn durch den Abstieg wird es einen erneuerten Kader geben und der Spielstil ist ebenfalls unbekannt, da der neue Trainer noch gesucht wird. Videomaterial der abgelaufenen Saison dürfte deshalb nur eingeschränkt Erkenntnisse bringen.
Das könnte Sie auch interessieren: Bundesliga-Offerte? St. Paulis Elias Saad wird zur festen Zutat der Gerüchteküche
Sicher ist nur, dass die Braun-Weißen auf einen hochmotivierten Gegner treffen werden. „Halle wird nach dem Abstieg aus der Dritten Liga sicher die Ambition haben, direkt wieder auszusteigen“, hatte St. Pauli-Trainer Hürzeler nach der Pokalauslosung gesagt. „Insofern ist das für uns ein ernstzunehmender Gegner und ein schwieriger Test vor dem Ligastart.“