Kapitänsamt für Gündogan keine Startelf-Garantie bei EM
Ilkay Gündogan betrachtet das Kapitänsamt nicht als Garantie dafür, bei der Fußball-Europameisterschaft in jedem Spiel der Nationalmannschaft in der Startelf gesetzt zu sein.
Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC Barcelona sieht sich trotz seiner hierarchisch herausgehobenen Stellung letztlich dem normalen Konkurrenzkampf um Einsatzzeiten und die Aufstellung in der Anfangsformation ausgesetzt.
Gündogan: „Nicht mehr so, dass der Kapitän immer spielt“
„Ich glaube, dass der moderne Fußball sich verändert hat. Er ist nicht mehr so strukturiert, dass man sagt, der Kapitän muss immer spielen. Dafür ist die Leistungsdichte einfach zu groß“, sagte Gündogan eine gute Woche vor dem Eröffnungsspiel beim Heimturnier in München gegen Schottland.
„Wir haben extrem viele tolle Fußballer. Egal, ob Kapitän oder nicht, man muss sich immer aufs Neue beweisen“, erklärte der 76-malige Nationalspieler, der die DFB-Auswahl seit vergangenem September als Kapitän anführt. „Man muss dem Trainer im Training das Gefühl geben, dass man startklar ist. Es ist dann die Verantwortung des Trainers, die richtigen Spieler zu finden“, argumentierte der erfahrene Profi des FC Barcelona im EM-Quartier in Herzogenaurach.
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Für Bundestrainer Julian Nagelsmann ist das Kapitänsamt auch nicht entscheidend. Aber Gündogan nimmt bei ihm eine zentrale Rolle in der EM-Wunschelf ein. Der Routinier ist darin für den Turnierstart als Fixgröße in der Offensive neben den beiden Jungstars Jamal Musiala und Florian Wirtz sowie dem vordersten Angreifer Kai Havertz gesetzt.
Gündogan soll mit seiner Erfahrung für Struktur und Organisation im deutschen Angriffsspiel sorgen. Dafür will er sich in den verbleibenden Tagen bis zum Schottland-Spiel in die beste Verfassung bringen, auch körperlich. In der präsentierte sich Gündogan nämlich beim 0:0-Test gegen die Ukraine Anfang der Woche noch nicht.
Gündogan erlebte bei Barca „eine der härtesten Saisons meiner Karriere“
Für Gündogan ist das jedoch erklärbar. „Es war vielleicht eine der härtesten Saisons, die ich hatte in meiner Karriere“, sagte er rückblickend auf sein Premierenjahr beim FC Barcelona. „Das mag man vielleicht gar nicht so annehmen, weil ich sieben Jahre in England bei Manchester City war.“
Die Rotationsmöglichkeiten in Barcelona seien aber nicht so üppig gewesen wie im breit und hochkarätig besetzten Aufgebot des englischen Meisters. Gündogan machte bei Barça fast jedes Spiel. „Ich habe extrem viele Minuten in den Knochen. Ich bin nicht durch die Saison geflogen.“
Möller contra Matthäus: Gündogan muss immer spielen
Es sei darum hilfreich für ihn, in der EM-Vorbereitung die Belastung bewusst zu steuern. „Es ist gut, dass man die Minuten managt, dass ich nur 45 Minuten gespielt habe gegen die Ukraine. Jetzt ist es das Ziel, bis zum Eröffnungsspiel topfit und bereit zu sein, alles in das Turnier zu investieren“, sagte Gündogan vor der EM-Generalprobe an diesem Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Mönchengladbach gegen Griechenland. „Wir haben nach dem Freundschaftsspiel auch noch mal eine Woche. Das hilft mir persönlich enorm.“
Welt- und Europameister Andreas Möller hat Gündogan derweil gegen Kritik verteidigt. Wie Toni Kroos sieht er Gündogan als „verlängerten Arm“ von Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Diese beiden Leader dürfen nicht ausgewechselt werden, auch schwächere Phasen im Spiel müssen zugestanden werden“, schrieb der 56-Jährige wenige Tage vor EM-Beginn in seiner „Kicker“-Kolumne.
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Damit sieht Möller die Rolle Gündogans gänzlich anders als sein früherer DFB-Teamkollege Lothar Matthäus. Der Rekordnationalspieler prophezeite Gündogan bei der Heim-EM eine Reservistenrolle – auch wegen dessen „mittelmäßigen“ Leistungen in der abgelaufenen Saison beim FC Barcelona. (dpa/lw)